müssen also nicht sich helfen wollen, sie
müssen der Kunst helfen. Sie helfen der
Kunst dadurch, daß sie die wirtschaftlichen
Fragen beantworten lernen—Daß sie Kunst
als Kunst sehen und Leben als Leben. Daß
siesich nicht der Kunst wegen vom Leben
abwenden. Weil das Leben nämlich die Kunst
braucht. Deshalb dürfen sie die Gestaltung
des Lebens nicht dem Leben überlassen. Sie
müssen der Kunst Raum im Leben ver-
schaffen, nicht den Künstlern. Nicht sich
selbst.
Niemals werden die Menschen zur Kunst
kommen, die nichts von ihr wissen oder aus
Bequemlichkeit nichts von ihr wissen wollen.
Die Gestaltung des Lebens ist nicht Kunst.
Jede Gestaltung aber etwas Künstlerisches,
nämlich Schöpferisches. Darum müssen die
schöpferischen Menschen in das Leben hin-
ein. Schon um der Kunst willen.
Es gibt keine Lebenskunst. Wohl aber eine
Lebensgestaltung. Es gibt keine Staatskunst.
Wohl aber eine Staatsgestaltung.
Wir müssen gestalten helfen.
Wir wollen nicht Politik treiben, wir wollen
Jie Politik treiben, daß Leben sich zum Le-
ben gestalte. Wir wollen Politik machen,
sachlich und nüchtern. Denn auch die Kunst
ist sachlich und nüchtern, das heißt orga-
nisch. Romantik ist stets Dilettantismus ge-
wesen. Oder ist der einzelne Mensch nicht
sachlich, nicht nüchtern, nicht organisch,
wenn er auf die Erde der Erscheinungen ge-
worfen wird. Durch Trieb. So ist auch das
Kunstwerk. So muß auch das Leben sein.
Darum helft, Künstler der Erde, das Leben zu
gestalten.
Und soweit das Leben schon gestaltet ist und
soweit es durch uns gestaltet wird, soll es
von nun ab auch auf diesen Blättern in Er-
scheinung treten.
BiuManz bfühi Christus
Brüste zerweiben
Kurt Liebmann
Siedzucke Brüstesonnen zerzischen kristali-
zacklachende Aunenblätscherbäche
Höhlen kiesein. Lichte sandeh
Nichts.
Deine lechzkriechenden Finger kratzen tnir
biegwiegen Halsbaum
mardern Kopfnest
schlürfen sternendes Hirndotter
Dschunken gelben wograsen Blutfluß
Trompeten reißen knatternde Trichter
Pauken Pauken
Drachen zacken
Kralle Kater krum men aus hollen dem Lam-
penschwefelrachen
Apachen messern schleichweit dächerüber
Deine Beine Zickzackottern schlangen mir
eisleuchtende Seelensäulen
Sirenen locken aus glotzendem Schamsee
Glocken
Ich krieche durch zerrende Haarufer
ertrinke im Urblutmeer springend umfahnt
aus brechendem Brustbett
stürze Harfen zersüßen
in fleischenden Schamgrund
cngle kreisendes Blau gläsernen Stirn-Alls
hänge an Silberrippe des schreienden
Christus
Köpfe Augen vorn und hinten bleichen
kniee im Wundquell ziftre Erlösung
trinke Kugeln
siede Kugeln
Blaue Brüste schimmern Nüsse in wedelndem
Haarlaub
blitzflamme Lippen affen Dir himmelnde
Strumpfpalmen
Zungen forellen Lichtschnellen harfender
Kehlschlucht
schlundet Juckwund Sonnenfunkentosen
goldenen Haarfalls
tragend Nachtnachen singsanger Mond-
mädchen
Ich klettre klimme im südsingenden Filigran
deines Hemddoms
scheuche nistende Blitze
reite auf Grünwolken stäubenden Parfüms
zerlalle schalllachende Nebel-Kuppel
Küsse zertanzen das weiße Parkett deines
Bauchsaals
Beine Lilien schlankspießt Goldkies zwit-
schernden Blausees
Augen blaken Tulpen
Leiden streicheln
Wir fliegen in schwankschlanken Nachtbaum
Traum blaut Blüte um Blüte
wiegt Mondnest
Du pfaust auf singendem Sternast
Finger Tauben tanzen
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müssen der Kunst helfen. Sie helfen der
Kunst dadurch, daß sie die wirtschaftlichen
Fragen beantworten lernen—Daß sie Kunst
als Kunst sehen und Leben als Leben. Daß
siesich nicht der Kunst wegen vom Leben
abwenden. Weil das Leben nämlich die Kunst
braucht. Deshalb dürfen sie die Gestaltung
des Lebens nicht dem Leben überlassen. Sie
müssen der Kunst Raum im Leben ver-
schaffen, nicht den Künstlern. Nicht sich
selbst.
Niemals werden die Menschen zur Kunst
kommen, die nichts von ihr wissen oder aus
Bequemlichkeit nichts von ihr wissen wollen.
Die Gestaltung des Lebens ist nicht Kunst.
Jede Gestaltung aber etwas Künstlerisches,
nämlich Schöpferisches. Darum müssen die
schöpferischen Menschen in das Leben hin-
ein. Schon um der Kunst willen.
Es gibt keine Lebenskunst. Wohl aber eine
Lebensgestaltung. Es gibt keine Staatskunst.
Wohl aber eine Staatsgestaltung.
Wir müssen gestalten helfen.
Wir wollen nicht Politik treiben, wir wollen
Jie Politik treiben, daß Leben sich zum Le-
ben gestalte. Wir wollen Politik machen,
sachlich und nüchtern. Denn auch die Kunst
ist sachlich und nüchtern, das heißt orga-
nisch. Romantik ist stets Dilettantismus ge-
wesen. Oder ist der einzelne Mensch nicht
sachlich, nicht nüchtern, nicht organisch,
wenn er auf die Erde der Erscheinungen ge-
worfen wird. Durch Trieb. So ist auch das
Kunstwerk. So muß auch das Leben sein.
Darum helft, Künstler der Erde, das Leben zu
gestalten.
Und soweit das Leben schon gestaltet ist und
soweit es durch uns gestaltet wird, soll es
von nun ab auch auf diesen Blättern in Er-
scheinung treten.
BiuManz bfühi Christus
Brüste zerweiben
Kurt Liebmann
Siedzucke Brüstesonnen zerzischen kristali-
zacklachende Aunenblätscherbäche
Höhlen kiesein. Lichte sandeh
Nichts.
Deine lechzkriechenden Finger kratzen tnir
biegwiegen Halsbaum
mardern Kopfnest
schlürfen sternendes Hirndotter
Dschunken gelben wograsen Blutfluß
Trompeten reißen knatternde Trichter
Pauken Pauken
Drachen zacken
Kralle Kater krum men aus hollen dem Lam-
penschwefelrachen
Apachen messern schleichweit dächerüber
Deine Beine Zickzackottern schlangen mir
eisleuchtende Seelensäulen
Sirenen locken aus glotzendem Schamsee
Glocken
Ich krieche durch zerrende Haarufer
ertrinke im Urblutmeer springend umfahnt
aus brechendem Brustbett
stürze Harfen zersüßen
in fleischenden Schamgrund
cngle kreisendes Blau gläsernen Stirn-Alls
hänge an Silberrippe des schreienden
Christus
Köpfe Augen vorn und hinten bleichen
kniee im Wundquell ziftre Erlösung
trinke Kugeln
siede Kugeln
Blaue Brüste schimmern Nüsse in wedelndem
Haarlaub
blitzflamme Lippen affen Dir himmelnde
Strumpfpalmen
Zungen forellen Lichtschnellen harfender
Kehlschlucht
schlundet Juckwund Sonnenfunkentosen
goldenen Haarfalls
tragend Nachtnachen singsanger Mond-
mädchen
Ich klettre klimme im südsingenden Filigran
deines Hemddoms
scheuche nistende Blitze
reite auf Grünwolken stäubenden Parfüms
zerlalle schalllachende Nebel-Kuppel
Küsse zertanzen das weiße Parkett deines
Bauchsaals
Beine Lilien schlankspießt Goldkies zwit-
schernden Blausees
Augen blaken Tulpen
Leiden streicheln
Wir fliegen in schwankschlanken Nachtbaum
Traum blaut Blüte um Blüte
wiegt Mondnest
Du pfaust auf singendem Sternast
Finger Tauben tanzen
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