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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 10.1919-1920

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Elftes Heft
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Nebel, Otto: Zuginsfeld, [2]
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Walden, Herwarth: Der letzte Despot von Cotta
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https://doi.org/10.11588/diglit.37115#0173

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Die Rechtsstehenden
Links liegen lassen
Ganz recht
Ganz links?
Rechts liegen lassen
Von Rechts wegen
Rechts-und Links verdreher durch dieMitte ab
Ich nenne keine Parteien mehr
Ich kenne nur noch Parteideutsche
Qual Verwandtschaft
Denn wer Qual hat, hat Verwandte
Herrn Medizinalrat
Herrn Kriegsgerichtsrat (im Frieden)
Herrn Raurat
Herrn Hofrat
Herrn Justizmord
Herrn Studienverrat
Dabei ein Operkirchenrat
Da ist guter Draht teuer, Herr Rat
Da ist schlechter Arbeiter- und
Soldatenrat billig
Schlächterrat
Und die Teuerung, Herr von So?
Von Soundso
Von Soundso zu Sowieso
Von Soundso zu Sowieso auf Soundso
Und insofern
Und inwiefern und nah?
Na, na
Wieso
Und so auf und ab
Vonwegen ohenraus
Adliger Mann
SO so so
Mann mit Adel
Mit Adele
So so
Adlerorden
SO?
Schwarzer Aasgeier
Roter Adler
Mann ist Adel
Edelmann?
Fortsetzung folgt


Der letzte Despot von Cotta
Die Tägliche Rundschau kann vor lauter
Rundschauen nicht mehr geradeaus sehen.
Sie hat zwar bisher für ihre Schautätigkeit
einen Pastor angestellt, der mit Vornamen
Willi heisst. Willi Pastor. Dieser Pastor
predigt seit zwanzig Jahren vor seiner

Herde gegen den Impressionismus. Aber
so gläubig sind die Leser der Täglichen
Rundschau nicht. Sie haben etwas vom
Expressionismus läuten hören. Und da
ihr Pastor noch immer den Impressionismus
verflucht, hat sich die Tägliche Rundschau
dem Zug der Zeit folgend eigens für den
Expressionismus einen Seher angestellt.
Noch richtiger einen Geseher. Alsbald
begibt er sich auf die tägliche Rundschau:
„Berlin, Potsdamer Strasse. Ich komme
an der Ausstellung der Expressionisten
„Sturm" vorüber. Eigentlich müsste man
es sich doch einmal ansehen." Kunstaus-
stellungen sind doch einmal allen ohne
Ansehen der Person geöffnet: „Wenn ich
blutiger Laie bin — schliesslich: Kunst
soll doch auch den Geringsten noch einen
Hauch ihres Geistes zu übertragen mächtig
sein." Nach dieser dankenswerten Ueber-
legung tritt der tägliche Rundschauer ge-
schlossenen Auges heran: „Stehe staunend
vor Bildern . . . stehe dann an dem Ver-
kaufstisch und lese . . . ich betrachte mir
die kleine Ausstellungsgeschäftsführerin . . .
sehe mit einmal, dass draussen die Sonne
scheint und gehe hinaus." Dazu geht der
Mann in eine Kunstausstellung. Die Sonne
bringt ihn an den Tag und die Tägliche
Rundschau. Sonst ist ihm nur „eine mir
nicht geläufige Farbe" aufgelallen. Er
drückt sich deshalb in der geläufigeren
Tinte zunächst objektiv aus: „Ueber Glaubens-
und Kunstanschauungen soll man nicht
lächeln. Ich gebe kein Urteil ab, zu dem
ich mich nicht berufen fühle — aber; aber
es gibt nur zwei Möglichkeiten:... Entweder
sind die verrückt oder ich bin es! — —"
Die zwei Gedankenstriche bedeuten, dass
die Leser der Täglichen Rundschau doch
nicht etwa annehmen können, ein Abge-
schauter ihres Blattes sei verrückt. So
ein Blatt schickt im ungünstigen Falle
höchstens einen blutigen Laien, der kein
Urteil abgibt. Das bemerkt der Schreiber
über sich selbst, wenn es auch vielleicht
die Leser nicht bemerken. Wohl aber merkt
es die verehrliche Schriftleitung. Und sie
fühlt sich daher verpflichtet, ihn durch
einen Stern nach Baedekerart ins richtige
Rundschaulicht zu stellen: „Man darf dem
Verfasser schon einige Sachkenntnis Zu-
trauen ; ist er doch selbst schöpferisch
tätig, wie sein kürzlich hier besprochener

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