Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste (10.1919-1920)

schwimmen Fingerschnecken
Schenkel zerreißen herbstsaftquellend
Haare flinken wieseln augenlüstern
Fontänen fleischern lichten das Ur-Nichts
Leere zerrauscht
schwefeln Krater Wollust
Tiger zücken Reine würgend
sternzerbissen
bluten Nächte
Arme Arme
schmeicheln Samtweich
mardern krallen
sticken
Atemvögel
bunt
entpulst mir
Beine spitzen meine Hirne
wühlen kreiseln
ritzen Zähne
mir den Nacken

Blume blaust Du
Nach der Süße
nach dem Bitter
Deiner Kelche
gehrt
mein Durstmund
jappt
mein Hirnhund
Ich klettre Himmel
Wimmel von Wutschreien flattern Fleder-
mäuse
um rankenden Leib
schwebe über Glühfontäne
kniee in Dich
trinke Blut
Maria
Deine Strahlen lichten Schatten
knurr entkrampfen sich die Glieder
mein Geschlecht
strömt schmerze Welten

Münder haschen Münder
Küsse flitzen Eichhörnchen flimmernde
Lippensonnenwiese
Flossen schleiem
Schuppentiere lüstern flügeln
glupe Augen
saugen sprudeln
strudeln in skA
meine Bete
trümmern Kreuze
Korallenbauchriff zerkantet Himkahn
Seele wrackt
und
Haie schlitzen
säge Mäuler
jagen mich auf in Siede
Ersticken Sticken
Du Madonna
Tiefen kratem Blutfontänen
Menschen Tiere
giere Paare
krampfen schlingern
Schacht entfacht umgurrte Fratzen
renke Formen
Schreifontäne
Du Maria
Strahl
Fernnebel
Du Maria
Stern
wiegst Blüte
Du mir Wolke hirnefruchtend

Augen tränen meine Stirne
Irre klettern aus berstendem Kopf
haschen den Hirnmond
schmettern Abgrund

Übergnade überlächle

Du^Madonna

Dirnnacht zerfunkt
Elend tropft dir zitternde
Kelch samt Hirnleid
Jungfrau Du
leidlustgeschwängert
Glanz im All
bärst
blutumpurpurt
glutreif

Gott

Schoßblüte

Audi ein Kunstkritiker
Unter dem Titel „Auch eine Kunstausstel-
lung " bespricht Dr. Ernst Cohn-Wiener in
der Neuen Berliner Zeitung vom L August
die Merzbilder von Kurt Schwitters und
schreibt:
, .Du, lieber Sturm, hast uns zuerst Ko-
koschka, Kandinsky, Chagall, die Futuristen,
Marc, und vieles andere gebracht. Aber Du
degradierst sie, wenn Du sie in schlechte Ge-
sellschaft bringst."