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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 10.1919-1920

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Zehntes Heft
DOI article:
Nebel, Otto: Zuginsfeld, [1]
DOI article:
Heynicke, Kurt: Berglied
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.37115#0156

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An Ort und Höüe
Auf der Stelle getreten
Auf Treten gestellt
Gestelle
Verdrehter Vertreter
Stellenmacher
Tuer
Das Getue
Das Getute
Wir Stellvertreter
Menschenschnellzertretcr
Ohne Tritt
Leisetreter
Lauter, lauter
Im Schleichschritt
Im Sauischritt
Im Rückschritt
Schule auf der Stelle (Fortschritt)
Schuld an der SteHe
Es sind nur Wendungen
Wir beten zum Treten
Nichts geht vom Fleck
Flecke im Rock?
Flicken-Hose im Stiefel
Stiefel in der Hand
Zwecken
Sehr zweckmülzig
Weilzt du wieviel Nägel stechen?
Mit Näglein besteckt
Nägel im Kopf haben
Auswändig missen
Inwändig fühlen
Auswendig wissen
So wird Gefühl versohlt
So wird Gehirn vernagelt
Es hat keine Zwecke?
Was ist Zweck?
SEIN oder NICHTS ?
Hier wird NICHTS gefragt
Wer fragt, der spinnt
Wer ragt ?
Ich sperre euch ein
Strafe mulz sein
Strafe macht schuldig
Mulz Strafe sein ?
Schuldigkeit tun
Tat?
Sache ?
Tatsache ?
Sachlichkeit ?
Nur ein gefälschter Tatbericht
Mir Recht nehmen
Ihm Unrecht geben
Faules Handwerk

Die Rache hat ihre Sichtigkeit
Die Sache hat keine Richtigkeit.
Fortsetzung folgt

Berglied
Kurt Heynicke
Für Hermann Moll
Des Weibes Brief
Ich bin ein Blühen im Schatten, ich bin
eines Vogels Sommerlied im Birkenlaub.
Dein Kuss glüht Jauchzen in meine Brust,
Sterne fallen in meinen Schlaf. Einsamkeit
wachse ich sonnenwegs in dein Lachen.
Deine Hände renken Schlummer auf mein
Haupt, Blumen duftet mein Haar dir zur
Feier. Die Seelen deiner Hände klopfen
in meine Stille, eine blumige Wiese taut
meinen nackten Gang zu dir.
Des Mannes Brief
Das Atmen deiner Seele. Küsse mein Ant-
litz zur Nacht. Ich glänze im Widerschein
des Baumes, den du blühest. Aus meiner
Seele wachsen Schwingen in die Welt.
Aber eine dunkele Regenwolke ist ihre
Farbe, und dein Leib hockt frierend auf
den Fittichen alle Tage. Feigheit heisst
die Stunde meines Erkennens. Ich bin
eine schwarze Wächtertanne im roten
Abend. Glut umspült meine Füsse, aber
Wurzel bin ich, tief in der Erde deines
Daseins.
Des Weibes anderer Brief
Ewige Klippen sind deine Gedanken, meine
Liebe ist ein flügger Wasserfall darüber-
hin. Wenn meine Küsse deine Kraft beu-
gen, stehest du nackend vor meiner Nackt-
hett und bist ewige Frage Ich bin das
Wiegenlied im Schatten der kommenden
Tage, dein Schmerz ist meine Wunde, die
dich nicht heilt. Nimm meine Glieder in
dein Blut, dass sie brennen. Kröne mich
mit dem Kranz deiner Liebe zum Gange
in Dich !
Des Mannes anderer Brief
Ich bin die Erfüllung meines Geschlechtes,
jremde Peitschen Hügeln meinen Schritt zu
dir. Glocken wehen dumpf die Stunde.
Ich bin die Sehnsucht zweifelnder Nächte.
Mein Blut schreit nach deiner Brust. Es

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