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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 10.1919-1920

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Sechstes Heft
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Mohlzahn, Johannes: Das Manifest des absoluten Expressionismus
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Schlichtkrull, Wilhelm: Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.37115#0098

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strömenden EWIGKEIT. — Der gestrige
Tag — die vergangene Stunde — nichts
hält Uns mehr dort. —
Jahrhunderte — Jahrtausende — hämmern
—glühen nach vorn — schrauben ihre Ener-
gien in die EWIGKEIT!
Jedes Kunstwerk ein flammendes Mal des
EWIGEN. — Kein Werk —- das nicht durch
den Kampf geglüht — geworfen wäre. —
So wollen Wir den Kampf preisen — die
tosend wilde Musik des Kampfes. — Das
brüllende Blut. — Das Schwert — das
durch den Raum singt und jauchzt — span-
nend Vernichtung.
Die blutblühende Bahn des Geschehens —
deren Achse —- alle Tiefen aufwerfend. —
Pole — die in der Menschheit stehen. —
Das sollen unsere Bilder — jPlastiken —
Dichtungen künden. —
Der toten Formel ist unsere Verachtung
zu lebendigem Wachsen wollen Wir führen
und so Sprungbrett dem EWIGEN spannen.
Wir jubeln die Elemente — mit denen wir
ringen — die uns schleudern und verzehren.
—- Die schlagende Energie der Pole — wie
sie einander anziehen — und immer wieder
abstoßen. —
Die pulsenden Bahnen der Sterne — ihre
flammenden Energien — die sich in fort-
währenden Katastrophen verzehren und
wieder gebären. — Die bebend rotierende
Erde — ihre Geschöpfe. — Geschlechter —
die wie Elemente aufeinander schlagen —
ihre Dolche in das Blut singen — ireißen das
Geheimnis — Knoten — knüpfen das Schick-
sal — wie ein Schwert — drohend über sie
gespannt. — Lebendig und verzehrender
Weg.
Wir singen den prächtigen männlichen Rie-
sen — der wie ein Pfeil den Raum schneidet.
— Sprung und Pol. — Blutblü'hendes
Schwert. — Dem alle Siegel verfallen; — der
seinen Stachel in den Leib bohrt — alle
Tiefen wtühlt und peitscht — pulsendes
Chaos — mächtig bebend — empfangender
Leib. —
Wir preisen die Mutter — die unter der
Größe des Geschehens — unter der Wucht
des Blutes zerbricht. — Gebärenden Schoß
geöffnet — vergeht — Frucht dem EWIGEN
wirft; —- ihre Notwendigkeit stirbt.

Kein Kunstwerk — das nicht so tiefst ge-
glüht gelebt ist — solcher Not geworfen. —
Nur auf dem Wege des Blutes kann das
Werk in das Blut brennen — packen und
werfen — den EWIGEN reißen.
Wir grüßen und singen den Weltinstinkt —
das lebendige Ereignis im Menschen. — Ist
es nicht unser elementarster Bruder — der
uns da entgegenstürmt? Die große kos-
mische Welle — die ER — dem Raum
schleuderte — die Erde — die Menschheit
herumzuwerfen — entgegen?
Wir wollen Oel aufs Feuer gießen — das
Fünkchen zum Funken anblasen — und den
Funken zur Flamme—die den Erdkreis über-
zieht — mächtiger schlagen — und beben
läßt — lebendigst pulsender — dampfender
Kosmos. —- Wachsend wollen Wir den Keil
treiben — immer weiter treiben. — Immer
mächtiger — immer gewaltiger wollen Wir
den Energiebogen spannen — über die Erde
reißen — das Blut schlagen, daß es brüllt.
Mit dem Mal des EWIGEN — soll der
Mensch gezeichnet werden — glühend ge-
stirnt. — Sprung und Schlag in Jahrtausen-
den. — Spirale der EWIGKEIT getrieben.
Dieses gewaltige Manifest — dieses flam-
mende Banner — den Sternen gesteilt — ge-
türmt — wollen Wir entfalten und über die
pulsende Erde spannen — als das lebendige
Symbol — kosmischen Willens — strahlen-
der Energie rotierenden Geschehens.
Wir grüßen Euch — die Ihr uns entgegen-
stürmt. — Grüßen die Sterne. — Das Ereig-
nis im Menschen — deren Not Wir geballt.
Geöffnet gehien Wir Euch in Unserem Werk
entgegen
Johannes Molzdhn

Gedichte
Wilhelm SchlichtkruM
Kleine weiße Hände gleiten
Raschen rasch
Flinke Füße trippeln
Springen schnell
Feine Fadenhaare wallen
Golden schimmern
Rolle Augen blicken
Hellen heü
 
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