Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste (10.1919-1920)

Galgen!
Galgen!
Eine sanfte Frau:
Hoher herrlicher Herr!
Geiste Du Volk!
Wir wollen dienen!
Gelärm tobt
Brausend zischt Flammenfeuer
Heulehunde rasen
Zerfetzte Kinderleichen fliegen
Lüfte stinken
Stinkelüfte glühen
Pöbel stürzt auf Weiber Menschen ICH
ICH:
Ich banne mich!
Hunger Volk
Pöbel!
Eine sanfte Frau hält Kind hoch
Die sanfte Frau:
Ich bringe Kindesopfer
Lebe Du!
Herrsche Du!
Ich zerwürge Pöbel!
Du!
Pöbel will ICH zerreißen!
ICH:
Ihr zerreißt Euch selbst
Ihr fliegt zerfetzt hoch!
Pöbel rast
Rasende Frauen beißen
Kinder laufen rennen flammend
Haare Frauen brennen lodern hell
Häuser stürzen
Felsen hallen
Knallendes Feuer
Donner blitzt
Regen prasselt!
Dünste
Geister
Die sanfte Frau:
Ich bin die Liebe!
Ich bin die Frau!
Männer küssen mich!
Ich suche
Ich suche
Gelärm brüllt
Immer fort!
Immer fort!
Stürmen
Fallen
Tosen
Reißen
Brennen
Hellen

Scheinen
Stürzen
Fallen
Schmettern
Alle Menschen zerschmettern
Leiber fliegen
Menschenfetzen klatschen
Blut spritzt
Blutseen liegen still
Blutseen dampfen
Leere Leere
Hohle Höhle
Blutseen dampfen
Der Dampf ist eine einsame Frau
Die Frau lächelt milde
Küßt die Leere
Ruft:
Meine lieben Kinder!
Der Ruf sehnt
- Leises Sehnen
Leises Klingen
Fern ein Stöhnen
Geister stürmen
Menschenleiber türmen
Vorbei! !
Vorbei! !
Die einsame Frau
Ein Weinen
Einsame Frau
Beben
Einsame Frau
Schluchzen
Einsame Frau
Küssen
Das Nichts tont hohl:
Eine Welt
Zerschollen
Eine Welt
Vergangen
Eine Welt
Zertobt
Hohle Berge
Tönen Hohn
Leere Höhlen
Klingen Hohn
Und eine einsame Frau!
Einsame Frau irrt
Einsame Frau
Sucht Welt
Einsame Frau
Sucht Mensch
Das Nichts tönt hohl:
Hohle Häuser
Toten schade!

2!