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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 19.1928-1929

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Heft 2/3
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Broby-Johansen, Rudolf: Gruss an Dürer
DOI Artikel:
Dürer, Albrecht: "Unterweysungen der Messung"
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https://doi.org/10.11588/diglit.47219#0024

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Allein, auch ich fühle, wie diese Hand gezittert
hat, als sie unter der grimmigen Marcusfigur
auf das Apostelbild geschrieben hat: „Habt
Acht auf die Schriftgelehrten, die gehen
gern in langen Kleidern und lassen sich

gern grüssen auf dem Markt und sitzen
gern obenan in den Schulen und über Tisch.
Sie fressen der Witwen Häuser und wenden
lange Gebet für. Dieselben werden desier
mehr Verdamnuss empfahren."

Albrecht Dürer
„Unterweysung der Messung44
(MDXXV)
Welicher ein Victoria aufrichten wollt, darum
dass er die aufrührischen Bauren überwunden
hält, der möcht sich eins solichen Gezeugs
darzu gebrauchen, wie ich hernach lehren
will. Erstlichstz ein gevierten Stein, zehen
Schuch ein Seiten lang und vier Schuch hoch,
der steht noch auf einer gevierten Platten,
zweinzigSchuch ein Seiten lang und eins hoch.
Und auf einen Bühel auf die vier Örter leg
gebunden Kühe, Schaf, Schwein und allerlei.
Aber auf den oberen gevierten Stein setz
vier Körb auf die vier Ort mit Käs, Butter,
Eier, Zwiebel und Kräuter, oder was dir
zufällt. Darnach leg noch mitten auf diesem
Stein ein anderen gevierten Stein, ein Seiten
sieben Schuch lang und eines Schuchs hoch.
Mitten auf diesen Stein setz ein Haberkasten,
vier Schuch hoch, unter ein Seiten sechs
Schuch und ein halben lang, aber oben bei
dem Schloss sechs Schuch lang, und zu
oberst auf der Deck 4 Schuch lang. Darauf
stütz ein Kessel, vierthalben Schuch weit,
aber im Boden nur drei Schuch. Mitten
auf des Kessels Boden setz ein Käsenapf ein
halben Schuch hoch oben zweier Schuch weit,
i
aber am Boden nit mehr dann anderhalben,


den deck zu mit einem dicken Teller, das
wohl überschiess. Mitten auf das Teller
setz ein Butterfass drei Schuch hoch unten
am Boden anderthalben Schuchs breit, aber
oben nur eines Schuchs weit. Doch die
Schnaupen, daraus man geusst, soll für-
treffen. Mitten auf dies Butterfass setz ein
wolgeschickten Milichkrug dritthalben Schuchs
hoch, im Bauch ein Schuchs weit, aber oben
eins halben aber den Fuss mach unten
weiter. Und im Milichkrug richt auf vier
Scharren damit man das Kot zusammen-
raspt. Die zeugt über sich fünf Sdruch und
ein halben. Darum bind ein Garben, fünf
Schuch hoch, also dass die Scharren ein
halben fürireffen. Und häng daran der
Bauern Werkzeug, Hauen, Schauflen, Hacken,
Mistgabel, Drischenflegel und dergleichen.
Darnach setz zu oberst auf die Scharren
ein Hühnerkörble und stürz darauf ein
Schmalzhafen und setz ein traureten Bau-
ren darauf, der mit einem Schwert durch-
stochen sei.
Item welicher einem Trunkbolds auf sein
Begräbnuss ein Gedächtnuss wollt aufrichten
der möcht sich einer solichen nachfolgeten
aufgerissnen Meinung gebrauchen. Erstlich
sein Grab, daran ein Epitaphium, das den
Wollust mit Gespött lobet. Und auf das
Grab ein Biertunnen aufrechtstellen und
oben mit einem Brettspiel.

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