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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 19.1928-1929

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Heft 5
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Rejsner, Larisa M.: Junkers, [2]
DOI Artikel:
Breuel, Max: Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.47219#0078

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Wesen dürfen einen Körper haben. Und auf
dem großen Karton sieht man die Lieblingsidee
des Professors Form und Gestalt annehmen: das
Flugzeug ist kastriert, beschnitten, neu ver-
wandelt. Der Körper ist beseitigt — der lange
Libellenkörper oder der kurze dicke Bienen-
leib.
Alles, der ganze Mechanismus, sogar die
Passagiere, ist in den Tragflächen einge-
schlossen.
Fast fertig stehen diese neuen Flugzeuge auf
der Werft. Eine Wolke berauschender Farb-
und Lackgerüche umgeben sie, und der Tag
ist nicht mehr fern, wo die von Spiritus und

Oel trunkenen Maschinen übers Feld rollen
werden.
Ein Gewirr von Hammerschlägen ertönt wie
feierlicher Marsch. Zum ersten Male fühlt das
Flugzeug die Schwere seiner eigenen Schultern,
die Stärke der Elastizität seiner Flügel. Es
weiß nichts damit anzufangen, nur der durch
das Rechteck des Schuppens sichtbare Himmel
gibt ihm eine Ahnung darüber. Meister
klettern in das Innere des Gehäuses und be-
decken es mit weichem Leder. Und darunter,
auf dem nackten Betonboden, steht schon eine
Benzinlache: es hat zu leben begonnen —
es verrichtet schon seine Notdurft.

Die „Gesammelten Schriften “ von Larissa Reissner, der bedeutenden früh verstorbenen russischen
Schriftstellerin, sind von Karl Radek zusammengestellt und eingeleitet im Neuen Deutschen Verlag
Berlin erschienen.

Max Breuel / Gedichte
schweigen im herbst
ewig sickert durch sterbliches goldener regen
im dämmern durch den alten garten wandeln
mauern
bröckeln
schwarze schatten
und
wiegend blutet sacht der mond herauf
rings wellen berge in die himmel ein
im blätterfall
von weißer bank
still
auf den tod im steine lauschen

trauer
versunken sind die schiffe unsrer hoffnung
auf vermoderten wegen dämmern tage der
kindheit
wie langsam fallen regenschauer durch den
blassen abend
gesang tropft dunkel
Weihrauch trägt gebet
ein antlitz bricht an weißer mauer hin
trauer und klage rinnt
zerbrochen knien schwarze gestalten
seltsam leuchtet purpur erloschener äugen
bei fahlem licht
durch offene fenster
zögernd kam der schlaf
scheu
nachtvogel aus den alten gärten

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