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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 19.1928-1929

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Heft 6
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Heinar, Kurt: Herwarth Walden
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https://doi.org/10.11588/diglit.47219#0104

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Herwarth Walden
Kurt Heinar
Du bist im Schreiten ungeahnter Tage
Du bist im Wollen ungewisser Nächte
Im Blut bist du und im Gestein
Du bist im Licht
Und ein Leuchten
Sternher blüht dir ein buntes Vogellied
Kniet verklungen im Sirahlentraum deiner
Erklingt [Augen
Erglüht im Herzrot deines heimlidien Waldsees
Dein Leid überströmt die Erde
Strömt über die Erde
In die Welt tönt dein Wort
Von deinen Händen leise umschmeichelt

Herwarth Walden
geboren 16. September 1878 in Berlin.
Besuchte das Königstädtische und Leibniz-
Gymnasium. Da seine Eltern ihn zum Arzt
oder Kaufmann machen wollten, floh er
nach Florenz und studierte dort Musik.
Nach Berlin 1899 zurückgekehrt, gab er
Konzerte und Unterricht. 1904 gründete er
den Verein für Kunst, in dem bis 1909 alle
bis jetzt bedeutenden impressionistischen
Autoren fast ausnahmslos zum ersten Male
an die Oeffentlichkeit traten und persönlich
aus ihren Werken vorlasen (u. a. Liliencron,
Holz, Dehmel, Scheerbart, Mombert, Rilke,
Else Lasker-Schüler,Wedekind, Heinrich Mann,
Thomas Mann, Henri van de Velde, Johannes
Schlaf, Harry Graf Kessler, Peter Altenberg,
Herman Bang, Karl Kraus, Alfred Döblin,
Hermann Bahr, Jakob Wassermann, Peter
Baum, Peter Hille. Komponisten; Gustav
Mahler). Uebernahm 1909 die Chefredaktion
des Organs deutscher Bühnenangehöriger,
dem er den Namen „Der neue Weg“ gab.
Wurde nach dem Erscheinen von drei
Nummern fristlos entlassen, weil er in
diesen Heften Beiträge von August Strind-

berg und Rene Schickele veröffentlichte. Das
Schauspielerkollegium hielt diese oder ähn-
liche Autoren für verrückt oder unkünstle-
risch. Uebernahm hierauf die Redaktion der
Zeitschrift „Das Theater“. Wurde nach zehn
Nummern fristlos entlassen, weil er sich
weigerte, Reklamenotizen redaktionell zu ver-
treten. Gründete 1910 die eigene Zeitschrift
„Der Sturm“ und den Verlag „Der Sturm“.
Diese Zeitschrift wurde die revolutionäre
Kampfzeitschrift der neuen Bewegung in
allen Künsten (Futurismus, Expressionismus,
Kubismus und Konstruktivismus). Begann
den Kampf mit der Fachkriiik und den
Kunsthistorikern für Maler und Bildhauer
wie Max Pechstein, Kirchner, Nolde, Schmitt-
Rottluff, Kokoschka, Franz Marc, Kandinsky.
Gründete 1912 die Kunstausstellung „Der
Sturm“, in der u. a. außer den vorgenannten
Künstlern zum ersten Male öffentlich aus-
gestellt wurden: Archipenko, Boccioni,
Campendonk, Marc Chagall, Delaunay, Fei-
ninger, Albert Gleizes, Paul Klee, Fernand
Leger, Johannes Itten, August Macke, Jean
Metzinger, Molzahn und Schwitters. Ver-
öffentlichte von 1913 ab in der Zeitschrift
„Der Sturm“ die Werke von August Stramm.
Im Verlag „Der Sturm“ erschienen die Haupt-
dichtungen von Hermann Essig, Kurt Heynicke
und das letzte Werk von Paul Scheerbart
„Glasarchitektur“, das für die moderne
Architektur von großer Bedeutung wurde.
Schrieb einführende Bücher in den Expressio-
nismus, wie „Die neue Malerei“ und „Einblick
in Kunst“, ferner die „Härte der Weltenliebe“
und „Das Buch der Menschenliebe“, eine
große Anzahl Dramen, Gedichte, kunsf- und
kulturhistorische Essays und Polemiken.
Dramen von ihm wurden bisher nur' in
Bruxelles, Lyon und Dresden aufgeführt. Seine
M usikpantomime,, Die vier Toien der Fi ametta “
1910 in Berlin. Veröffentlichte ferner Kom-
positionen: Lieder und Klavierwerke. Schrieb
eine Oper „Der Nachtwächter“ mit Text nach
Theodor Körner von Ludwig Rubiner (1904).
Symphonien und Tänze. O. E.

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