Gedichte / Herbert Mündel
wir sprechen nicht das bruderwort
wir stehen an der schmalen brücke
die zum bruder führet
wir zögern immer: ich und du
ein alpdruckschweres schlagen ist in uns
wir ahnen glaube liebe dusein
wir lächeln aber nur ein leeres lächeln
die zunge hängt wie blei in unserm munde
wir sprechen nicht das bruderwort
wir küssen nicht den bruderkuß
wir suchen immer etwas
wo geht der weg zum du
keiner weiß es
wir gehen nur ein zages tappen
das schwankt auf schwanken brettern
wir suchen immer etwas
wir halten alle krampfhaft unsre herzen
uns entgegen
wir wollen alle schenken
wir halten aber alle unsre herzen zu
da lacht ein kind
hier ist es elendgrau verlassen
in allen äugen scheele feige blicke
die menschen schaudern voreinander
die ketten schlagen an gefangne herzen
da lacht von ungefähr ein kind
und trägt in händen rote freude
die brüder steilen aneinander in die höhe
in aller herzen springt ein ior auf
es grüßt die freude alle herzen
an meiner türe
an meiner türe soll kein bruder weinen
du klopfest an
ich grüße dich
eintritt in meinen garten
ich reiche labe deinem erdenhunger
mit linder hand greif ich nach deinem
schmerze
ich zeig dir eine schöne Sonnenblume
ich zeig dir meine nackiheit, bruder
ich zeig dir meine eigne armut
ich schenke schamlos meine demut dir
du lächelst wieder
trostlos
vom andern ufer hallt ein ruf
es schluchzt ein mensch: ich bin so ein am
eine hülle reißt von aller herzen
ein glockenhelles echo singt in aller herzen
es hasten in gedanken unsre schritte
bereite hände halten wir
wir wollen greifen helfen
wir stehen aber ganz verhalten
wir sind gebannt
wie blinde menschen
uns singt der eigne jammer Widerhall
308
wir sprechen nicht das bruderwort
wir stehen an der schmalen brücke
die zum bruder führet
wir zögern immer: ich und du
ein alpdruckschweres schlagen ist in uns
wir ahnen glaube liebe dusein
wir lächeln aber nur ein leeres lächeln
die zunge hängt wie blei in unserm munde
wir sprechen nicht das bruderwort
wir küssen nicht den bruderkuß
wir suchen immer etwas
wo geht der weg zum du
keiner weiß es
wir gehen nur ein zages tappen
das schwankt auf schwanken brettern
wir suchen immer etwas
wir halten alle krampfhaft unsre herzen
uns entgegen
wir wollen alle schenken
wir halten aber alle unsre herzen zu
da lacht ein kind
hier ist es elendgrau verlassen
in allen äugen scheele feige blicke
die menschen schaudern voreinander
die ketten schlagen an gefangne herzen
da lacht von ungefähr ein kind
und trägt in händen rote freude
die brüder steilen aneinander in die höhe
in aller herzen springt ein ior auf
es grüßt die freude alle herzen
an meiner türe
an meiner türe soll kein bruder weinen
du klopfest an
ich grüße dich
eintritt in meinen garten
ich reiche labe deinem erdenhunger
mit linder hand greif ich nach deinem
schmerze
ich zeig dir eine schöne Sonnenblume
ich zeig dir meine nackiheit, bruder
ich zeig dir meine eigne armut
ich schenke schamlos meine demut dir
du lächelst wieder
trostlos
vom andern ufer hallt ein ruf
es schluchzt ein mensch: ich bin so ein am
eine hülle reißt von aller herzen
ein glockenhelles echo singt in aller herzen
es hasten in gedanken unsre schritte
bereite hände halten wir
wir wollen greifen helfen
wir stehen aber ganz verhalten
wir sind gebannt
wie blinde menschen
uns singt der eigne jammer Widerhall
308