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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 19.1928-1929

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Heft 4
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Schreyer, Lothar: Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.47219#0058

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Hilflos
Lothar Schreyer
Geschlossen ist die Tür
Die Menschen rütteln an dem Schloß
Die Menschen schlagen an die Tür
Da drinnen ruft ein Mensch um Hilfe
Alle Menschen hören Menschenruf
Und alle Menschen fliehen
Wir halten uns die Ohren zu
Der Ruf schlägt auf die Herzen alle
Alle rufen
Keiner hilft.

Vereinigung
Lothar Schreyer
An deinem Wegrand steht ein Mensch
und wartet
Vor deiner dunklen Kammer wartet deine
Menschenbraut
Du gibst das Licht dem hingegebnen Leib
Die Seelen leuchten
Heimlich wunschlos scheint ein Stern
Erlöst fließt das befreite Licht in Finsternisse
Der Freie bindet die Gefangenen los
Die Entbundenen spielen sich heim.

Erde
Lothar Schreyer
Das schöne Tier belächelt seinen Leib
Das Meer erhebt sich
Berge wandeln
Städte sinken in den Staub
Städte fallen über Menschen
Das Meer schwemmt über Menschen
Menschenwoge überschwemmt die Welt
Die Leichen schwimmen in den Mund der Tiefe
Der Schrei erstickt
Der zarte Hauch der fernen Berge glüht
Die Leuchteblume schwankt im blassen Himmel
Zwei Hände falten sich im Tal
Du sprichst das Wort der Erde
Und die Erde tönt.

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