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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 19.1928-1929

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Heft 8
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Blümner, Rudolf: Die Ohrfeige: Literarisches Kasperletheater
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Jerković, Dušan: Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.47219#0121

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A. : Wann haben Sie mir eine Ohrfeige ge¬
geben?
B. : Als Sie anfingen, das Nordlicht zu putzen.
A. (schüttelt den Kopf): Das wäre mir be¬
stimmt aufgefallen.
B. : Oder als Sie sich auf den Phantasus
setzten.
A. : Auch nicht, auch nicht.
B. : Oder als Sie durch den Eulenspiegel
sahen.
A.: Ich kann mich auf nichts besinnen. Sie
müssen das geträumt haben.

B.: Seien Sie wenigstens so liebenswürdig,
mir für einen Augenblick Ihre Zeitung zu
leihen.
A. : Ich habe sie leider noch nicht zu Ende
gelesen. Ich wurde mitten in der Lektüre
durch ein plötzliches literarisches Ereignis
allerersten Ranges unterbrochen.
B. : Dann werde ich mir erlauben, später noch
einmal vorzusprechen. Vielleicht ist das
Organ dann frei. Leben Sie wohl! (Ab.)
A.: Auf Wiedersehen! (Setzt sich und liest
die Zeitung.)


Gedichte
Dusan Jerkovic
Zerbröckelt den Himmel
Der Mensch soll oben hinaus
Brich auf!
Ueber Krankenhäusern kreisen Schwalben
Tod
Töne knieen nieder
Weinen belei
Viola
Violine
Welt in Klängen
Du
Gebenedeite unter den Weibern

Belgrad
924
in blau-bestirnter mai-nacht pfeifen
lokomotiven
über halbbeleuchtet strecken schluchzen rote
Signale
roseduft kreist umarmt mit geigentönen
ein trauriges lächeln und ins All schwindendes
weh
es schluchzen Signale
es schwinden töne
es blüht der mai

924
belgrad
 
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