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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 21.1932

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Walden, Herwarth: Krankheit tut not
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Der Streit um das Friedmann-Mittel: Ein abgelehnter Schlichtungsvorschlag
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https://doi.org/10.11588/diglit.47223#0008

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für die Unschädlichkeit, nicht etwa für die Wirksamkeit seines
Mittels. Auf deutsche Sachverständige in hohen Stellungen. Nämlich
auf Herrn Professor Dr. Neufeld, den Direktor des Instituts für
Infektionskrankheiten Robert Koch, und auf Herrn Professor Dr.
Kölle, den Direktor des Instituts für experimentelle Therapie in
Frankfurt a. Main. Beide Herren haben sich zwar nie an Menschen
mit dem Friedmann-Mittel beschäftigt, aber gegen es gezeugt. Das
Reichsgericht hat bereits im Jahre 1923 die Sachverständigen-Gut-
achten dieser beiden Herren in einem Prozeß gegen einen Plagiator des
Friedmann-Mittels nicht gegen Friedmann gewertet, wie es ge-
meint war, aber für Friedmann. Das sind die beiden Zeugen, die
für Herrn Calmette in den Tod der Kinder gehen. Die Wissen-
schaft muß gerettet werden. Autoritäten haben eben recht zu haben.
Wozu wären sonst Autoritäten vorhanden. Der Lübecker Prozeß
ist allmählich so wissenschaftlich geworden, daß die Sachverständi-
gen sich gegenseitig alle autoritativen Fähigkeiten negieren. Be-
stehen bleibt, daß sie alle Autoritäten sind. Außer den Kindern
wollte man eigentlich nur noch eine unglückliche Schwester opfern.
Diese Dame soll nicht so sauber gewesen sein, wie es giftige
Calmette-Tuberkelbazillen zu verlangen haben. Herr Calmette hat
Pech. Immer scheinen sich bei der Anwendung seines Mittels
unreine Schwestern in die reinen Kulturen zu mischen. Die Wissen-
schaft ist in Vornehmheit erstarrt. Man muß sie daher zu dem
etwas unvornehmen Leben aufrütteln. Denn darauf kommt es für
die vornehmen und unvornehmen Kranken an. Wissenschaft an
sich als Selbstzweck ist grober Unfug.
Herwarfh Walden

Der Streit um das Friedmann-Mittel
Ein abgeiehnter Schlichtungsvorschlag
Anläßlich des Calmeffe-Prozesses ist auch der jahrelange Streit
um das Tuberkulose-Mittel des Professor Friedmann aufs neue
entbrannt. Die BZ am Mittag hat in einem Artikel „Die besiegte
Tuberkulose“ (Nr. 238 v. 12. Sept. 1931) auf die schwere Be-
unruhigung hingewiesen, die dieser Kampf im großen Publikum
immer wieder verursacht und hat gefordert, daß jetzt endlich
zumindest diejenige Seite der Frage durch eine neutrale Instanz
endgültig geklärt werde, die keinerlei medizinisches
Fachwissen erfordert. Es handelt sich um die von Fried-
mann immer wieder vor der breitesten Oeffenflichkeit erhobenen

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