DOI Artikel:
Kún, André von: Volare necesse est
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.47223#0052
Volare necesse est
Andre von Kün
Volare necesse est. Fliegen tut not. Man fliegt immer höher.
Und schneller. Wir kommen weiter.
Progredimur. In freier Uebersetzung: Wir kommen immer
weiter, wir entwickeln uns aus der Verwicklung.
„Wir“ ist die Menschheit in Gesamtheit. Die Menschheit in Ent-
wicklung. Die Entwicklung verwickelt sich aber. Wissenschaftlich,
künstlerisch, ideell, materiell, sozial und vor allem menschlich. Seit
1918, dem Bestattungsjahr der lieben, guten, alten Zeit, stürzt das
Alte, ohne daß neues Leben aus den formvollendeten Ruinen entsteht.
Das neue Leben, ein wirklich neues Leben, ist in der Entstehung
begriffen, aber nicht bei uns.
Mit Böswilligkeit könnte man sagen, daß das menschliche Vor-
wärtskommen, bis auf technische Erfindungen, überhaupt stockt.
Auf einem einzigen Gebiete des heutigen Lebens ist ein grades
Vorwärtskommen da. In der Fliegerei. Da haben „Volare necesse
est“ und „Progredimur“ einen Zusammenhang.
Das Fliegen fliegt weiter zum Wohl der Menschheit. Zum Wohl
einer kommenden menschlicheren Menschheit.
Immer neue Maschinen. Vollkommener, sicherer, bequemer und
schneller.
Tempo tausend. Wofür? Lohnt es sich für das Heute? Schnell,
schneller, am schnellsten vorwärtskommen. Im Interesse? Oder
in Interessen. '
Zurück zur Technik. Vorwärts zur Technik.
Es gab früher kleine, unsichere, gebrechliche Flugzeuge. Die
Aufforderung „Mensch fliege“ war mit Lebensgefahr verbunden.
Schon diese Maschinen erreichen das Ziel des Fliegens: Ent-
fernungen schrumpfen sprungartig zusammen. Es gibt keine Ent-
fernung!
Die heutigen Flugzeuge sind weder klein, noch unsicher. Sie
sind groß und sicher. Die neuesten Modelle mit einer Reisege-
schwindigkeit von über 200 Stundenkilometern und einer Höchst-
fluggeschwindigkeit von 227 Stundenkilometern übertreffen alle
Maschinen im bisherigen deutschen Flugverkehr.
Und morgen gibt es wieder neue Modelle, die die neuesten
Maschinen von Heute wieder erheblich übertreffen.
Uebermorgen auch. Ohne Ende der Entwicklung.
Fliegen tut not. Fliegen ist Leben.
Not ist Gegenwart.
Fliegen ist Zukunft. Zukunft.
Hinaus über die Not. Ueber die Verordnungen der Not. Hinaus
über das Heute: In die Gegenwart der Zukunft!
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Andre von Kün
Volare necesse est. Fliegen tut not. Man fliegt immer höher.
Und schneller. Wir kommen weiter.
Progredimur. In freier Uebersetzung: Wir kommen immer
weiter, wir entwickeln uns aus der Verwicklung.
„Wir“ ist die Menschheit in Gesamtheit. Die Menschheit in Ent-
wicklung. Die Entwicklung verwickelt sich aber. Wissenschaftlich,
künstlerisch, ideell, materiell, sozial und vor allem menschlich. Seit
1918, dem Bestattungsjahr der lieben, guten, alten Zeit, stürzt das
Alte, ohne daß neues Leben aus den formvollendeten Ruinen entsteht.
Das neue Leben, ein wirklich neues Leben, ist in der Entstehung
begriffen, aber nicht bei uns.
Mit Böswilligkeit könnte man sagen, daß das menschliche Vor-
wärtskommen, bis auf technische Erfindungen, überhaupt stockt.
Auf einem einzigen Gebiete des heutigen Lebens ist ein grades
Vorwärtskommen da. In der Fliegerei. Da haben „Volare necesse
est“ und „Progredimur“ einen Zusammenhang.
Das Fliegen fliegt weiter zum Wohl der Menschheit. Zum Wohl
einer kommenden menschlicheren Menschheit.
Immer neue Maschinen. Vollkommener, sicherer, bequemer und
schneller.
Tempo tausend. Wofür? Lohnt es sich für das Heute? Schnell,
schneller, am schnellsten vorwärtskommen. Im Interesse? Oder
in Interessen. '
Zurück zur Technik. Vorwärts zur Technik.
Es gab früher kleine, unsichere, gebrechliche Flugzeuge. Die
Aufforderung „Mensch fliege“ war mit Lebensgefahr verbunden.
Schon diese Maschinen erreichen das Ziel des Fliegens: Ent-
fernungen schrumpfen sprungartig zusammen. Es gibt keine Ent-
fernung!
Die heutigen Flugzeuge sind weder klein, noch unsicher. Sie
sind groß und sicher. Die neuesten Modelle mit einer Reisege-
schwindigkeit von über 200 Stundenkilometern und einer Höchst-
fluggeschwindigkeit von 227 Stundenkilometern übertreffen alle
Maschinen im bisherigen deutschen Flugverkehr.
Und morgen gibt es wieder neue Modelle, die die neuesten
Maschinen von Heute wieder erheblich übertreffen.
Uebermorgen auch. Ohne Ende der Entwicklung.
Fliegen tut not. Fliegen ist Leben.
Not ist Gegenwart.
Fliegen ist Zukunft. Zukunft.
Hinaus über die Not. Ueber die Verordnungen der Not. Hinaus
über das Heute: In die Gegenwart der Zukunft!
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