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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 21.1932

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Walden, Herwarth: Raummangel II
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https://doi.org/10.11588/diglit.47223#0049

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Raummangel II
Es ist gut, daß ich wenigstens etwas für die medizinische Fach-
presse tun kann. Sie hat keinen Raum. Also muß man mit ihr auf-
räumen. Das wird gründlich und schnell geschehen. Ordnung muß
sein. Bald wird die medizinische Fachpresse sich nur noch über
Mangel zu beklagen haben. Ich habe der Oeffentlichkeit schon mit-
geteilt, daß die Deutsche Medizinische Wochenschrift es besonders
schwer hat. Die Redaktion will durchaus die Tuberkulose retten.
Sie scheint für die Medizin unerläßlich. Die Redaktion freut
sich über Jeden Brief, den ihr ein verehrter und lieber Herr Kollege
schickt. Nur darf er der Tuberkulose nichts antun. Herr Professor
von den Velden hat sie nun einmal, wenn auch nicht in die Lunge,
aber in sein Herz eingeschlossen. Er läßt der Tuberkulose nichts
antun. Sie muß gerettet werden. Sonst faßt ihn der Menschheit
ganzer Jammer an. Er spuckt Blut, wenn man seine Lieblingskrank-
heit auch nur in ihren Äeußerungen verhindern will. Da gibt es
z. B. einen medizinischen Universitätsprofessor, der das Friedmann-
Mittel bei seiner eigenen Familie, bei seinen Angehörigen und bei
sehr zahlreichen Patienten seit dreizehn Jahren erfolgreich an-
gewendet hat Der Herr Professor nimmt an, daß solche Tatsachen
vielleicht die Deutsche Medizinische Wochenschrift interessieren
könnten. Er hat allerdings nicht gewußt, daß derartige Aufsätze in
die Archive gehören. Nicht aber in die Deutsche Medizinische
Wochenschrift. Sie hatte nämlich absolut keinen Raum. Vor allem
nicht für diskutierte Angelegenheiten. Insbesondere unter gar
keinen Umständen, wenn der Tuberkulose dabei etwas passieren
könnte. Womöglich durch das Friedmann-MitfeL Schade. Herr
Professor von den Velden hatte sich schon so sehr gefreut:
„Sehr verehrter und lieber Herr Kollege!
Wir batten uns schon sehr gefreut, einen .Brief“ von Ihnen zu
bekommen. Nun ist es .leider“ eine Arbeit, die wir Ihnen zurück-
senden müssen (was Sie uns bitte nicht verübeln wollen', da wir
die doch noch immer sehr diskutierte Angelegenheit gerade in
dieser allgemeinen Form nicht bringen können. Eine mit einzelnen
Tatsachen belegte Arbeit würde aber in ein Archiv gehören, weit
sie für uns zu groß wäre. Sie werden es also verstehen, warum
wir Ihnen mit bestem Dank das Manuskript zurückreichen.
Hoffentlich gebt es Ihnen sonst recht gut.
Mit besten Grüßen und Empfehlungen bin ich
stets Ihr ergebenster Fon den Velden.“
Es versteht sich, daß es dem verehrten und lieben Herrn
Kollegen sonst recht gut geht. Er hat nämlich eine Menge Menschen
von der Tuberkulose geheilt. Und zwar mit dem Friedmann-MitteL
Allerdings ohne Genehmigung der Redaktion der Deutschen
Medizinischen Wochenschrift. Und die Genehmigung kann sie nur

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