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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 21.1932

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Gebert: Mit dem Friedmann-Mittel: 13jährige eigene Erfahrung in der Tbc.-Behandlung
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Lube, Friedrich: Der Kampf um Friedmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.47223#0081

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ich einen ganz üblen Kniegelenksfungus, der sechs Wochen nach
der Friedmann-Impfung ohne die geringste Gelenkssförung in glatte
Heilung überging. Wenn man längere Zeit mit dem Mittel von
Friedmann gearbeitet hat, dann wundert man sich über die Heilung
von solchen tuberkulösen Gelenkserkrankungen nicht mehr. Diese
Fälle heilen fast ausnahmslos in kürzester Frist aus.
Wir wundern uns über das mächtige Ueberhandnehmen des
Kurpfuschertums bei uns in Deutschland. Nach meinem Empfinden
steht die Blüte des Kurpfuschertums in umgekehrtem Verhältnis
zu dem Vertrauen, das die Patienten ihren Äerzten entgegenbringen.
Wundern muß ich mich darüber, daß das Fried-
mann-Mittel noch nicht obligat als das Tuber-
kulosemittel in Deutschland eingeführt ist. Ich klage
die Vertreter der Aerzteschaft, die berufen sind, die Aerzte wissen-
schaftlich zu führen, an: sie haben mehr als fünfzehn Jahre, wissent-
lich oder unwissentlich, durch direkte Gegnerschaft oder Still-
schweigen, verhindert, daß die Friedmann-Impfung überall da an-
gewandt wird, wo sie berufen ist, dem Elend und Siechtum Einhalt
zu tun und Gesundheit und Arbeitsfähigkeit wieder zu bringen.
Für mich steht die Tatsache fest, daß es zu der Calmette-Katastrophe
in Lübeck von so niederschmetternder Tragik nie hätte kommen
können, wenn dem Mittel des Deutschen, Friedmann, der Vorzug
vor dem Mittel des Franzosen Calmette gegeben worden wäre. Als
simpler Medicus practicus rufe ich aus besorgtem Herzen um das
Wohl und Wehe unserer Patienten den berufenen Vertretern unserer
Wissenschaft ein ehrlich gemeintes „Videant Consules“ zu!

Der Kampf um Friedmann
Dr. med. Friedrich Lube
Facharzt fUr Lungenkrankheiten und Röntgenologie in Braunschweig
Der Kampf um Friedmann ist, wie die Dinge liegen, keine
Angelegenheit der medizinischen Wissenschaft allein, sondern
er ist eine Angelegenheit der Oeffentlichkeit. Man kann
im allgemeinen Gründe dagegen anführen, medizinische Laien
mit medizinischen Fachfragen zu befassen; besonders auf
dem Gebiet der Psyche dürften solche Gründe besonderes
Gewicht haben. Man kann aber unmöglich erwarten, daß
auf dem Gebiete der Tuberkulosebekämpfung, die ebenso
ein volkswirtschaftliches wie medizinisches Problem ist, die
Oeffentlichkeit wartet, bis die Fachkreise unter sich eine
Klärung über den richtigen Weg ausgemacht haben. Denn
dazu greift die Tuberkulose, abgesehen von dem großen be-

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