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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 21.1932

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Walden, Herwarth: Raummangel
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https://doi.org/10.11588/diglit.47223#0013

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Raummangel
Der Arzt draußen am Krankenbett, wer kümmert sich um ihn.
Der Arzt drinnen in der Redaktion der Deutschen Medizinischen
Wochenschrift. So lieb kann ein Redakteur sein. Ein ärztlicher Re-
dakteur. Natürlich ein ärztlicher Redakteur in Berlin. Der
drinnen in der Berliner Luft lebt. Und dem Arzt da
draußen in der Provinz, das heißt auf der bewohnten
Erde außerhalb Berlins, am Krankenbett hilft. Aller Aerzte Augen
sind auf ihn gerichtet, den Redakteur der Deutschen Medizinischen
Wochenschrift Er kann nicht umhin. Er kann erst auf Grund reich-
licher Erfahrungen den Arzt draußen veranlassen, sich einer be-
stimmten therapeutischen Methode zu bedienen. Besonders bei „spe-
zifischen Behandlungsverfahren". Auch die allgemeine Behandlung
ist von dem Redakteur der Deutschen Medizinischen Wochenschrift
abhängig, wie man nun weiß. Aber so allgemein ein bißchen herum-
doktern, wird draußen gestattet. Tritt aber ein spezifisches Gewicht
hinzu. Vielleicht sogar eine spezifische Bedeutung. Also schreibt
Herr Professor Dr. R. v. d. Velden, Redakteur der Deutschen Me-
dizinischen Wochenschrift, an den Arzt da draußen: „Sehr geehrter
Herr Kollege, da Sie, wie ich aus Ihrem Brief entnehme, von der
Ablehnung einer sogenannten Friedmann-Arbeit durch uns gehört
haben, werden Sie wohl doch auch darüber Nachricht erhalten
haben, warum ich diese Arbeit ablehne." Jetzt kommt das „Wohl
doch auch darüber": „Es ist derselbe Grund, der mich veranlaßt,
Ihnen noch bevor Sie mir das Manuskript freundlicherweise zur
Einsicht überlassen haben, mitzuteilen, daß wir bei diesem spe-
zifischen Behandlungsverfahren bestrebt sind — und das gilt selbst-
verständlich für alle therapeutischen Maßnahmen — den Arzt
draußen am Krankenbett erst auf Grund reichlicher Erfahrung
zu veranlassen, sich einer bestimmten therapeutischen Methode
zu bedienen." Erscheint also eine Arbeit auf Grund reichlicher Er-
fahrungen in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift, so sind
hierdurch die Aerzte da draußen veranlaßt, sich dieser Methode
zu bedienen. Diese reichlichen Erfahrungen können andererseits
aber nicht übermittelt werden. Den Leuten da draußen. Denn:
„Andererseits haben wir natürlich in einer Wochenschrift nicht die
Möglichkeit, große Krankengeschichten und die ganzen Grundlagen,
die bei Jeder wissenschaftlich und praktisch erprobten Therapie
vorauf gehen müssen, zu publizieren." Was machen nun die Aerzte
da draußen, in ihrer Verzweiflung, am Krankenbett, wenn sie sich
doch zu irgendetwas entschließen müssen. Schließlich muß mit dem
Kranken doch etwas geschehen. Allgemein. Oder spezifisch. Oder
doch wenigstens Therapie. Jedenfalls kann der Arzt da draußen
auf den Bezug der Deutschen Medizinischen Wochenschrift ver-

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