Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste (21.1932)

Diese Bekenntnisse oder diese Ansicht bestätigt der ehemalige
Botschafter Lord D’Abernon in seinen „Erinnerungen über den
,kleinen Poincare*“: „Stämmig, konzentriert, von peinlicher Prä-
zision, fehlt ihm jeder Zauber, jede Eleganz, jede literarische
Spiegelung des Asketen, aber dafür besitzt er in hohem Maße die
besondere Stärke und Zähigkeit, die den Menschen eigen ist, die
unter Durchschnittsgröße sind.“
Ist es Zufall oder spricht sich darin eine Gesetzmäßigkeit aus,
daß sich willensstarke Krüppel und begabte Psychopathen off zu
einer Art Symbiose zusammenfinden.
Ist es nicht, als ob sich die Labilität des Psychopathen an dem
Willensfrotz des Krüppels zu kompensieren trachtet?
In den Gestalten der gebrechlichen Welferoberer und der
Agitation scheint sich anzudeufen, daß in Enfscheidungszeiten der
Willensfrotz des Krüppels leicht in politischen Fanatismus umschlägf.
Auch das Zeitalter der großen französischen Revolution stellt
den Krüppel an die Front: Mirabeau, Danton, Marat, Couthon
und Robespierre. Der Testamentsvollstrecker dieser Revolution, der
Mißwuchskrüppel Napoleon, hat zur Seife den körperlich anormalen
Fouche und den klumpfüßigen Tallerand.

Erinnerung

Welten schweigen aus mir raus
Welten Welten
Schwarz und fahl und licht!
Licht im Licht!
Glühen Flackern Lodern
Weben Schweben Leben
Nahen Schreiten
Schreiten
All die weh verklungenen Wünsche
All die harb zerrungenen Tränen
All die barsch verlachten Äengste
All die kalt erstickten Gluten
Durch den Siedstrom meines Blutes
Durch das Brennen meiner Sehnen
Durch die Lohe der Gedanken
Stürmen stürmen
Bogen bahnen
Regen wegen
Dir
Den Weg

Den Weg
Den Weg
Zu mir!
Dir
Den Weg
Den ichumbrausfen
Dir
Den Weg
Den Duumfräumten
Dir
Den Weg
Den flammenzerrissenen
Dir
Den Weg
Den unbegangenen
Nie
Gefundenen Weg
Zu
Mir!

August Stramm

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