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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 21.1932

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Engels, Hermann: Friedmann-Mittel und Tuberkulose
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https://doi.org/10.11588/diglit.47223#0016

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Friedmann-Mittel und Tuberkulose
1. Röntgenologische Erfahrungen
Dr. med. Hermann Engels/Röntgenfacharzt/Berlin
Der Röntgenologe hat es bei der Deutung der Befunde oft
schwer, seine Auffassung für die klinische Beurteilung von Krank-
heitsfällen zur Anerkennung zu bringen. Er kann sich leicht den
Vorwurf der Einseitigkeit zuziehen, wenn er nicht Krankengeschichte
und objektiv Nachweisbares einrechnet. Ich fühle mich aber zu
folgenden Betrachtungen vom Röntgenzimmer aus besonders des-
wegen berechtigt, weil gerade bei der Tuberkulose der Röntgen-
befund die Haupthandhabe gibt, Sitz, Ausbreitung und Charakter
der Erkrankung zu erkennen. — Man hat bei der Tuberkulose
die Röntgenuntersuchung richtig die wichtigste
Schlüsselmefhode genannt. Nur darf man nichts unkritisch
auswerten, sonst kommt man leicht in die Gefahr von Fehl-
schlüssen. Hat man aber Erfahrungen gesammelt, kann man auf
keine andere Weise sich so klar den Krankheitsverlauf vor- und
darstellen, wie durch Rönfgenen. — Durch Vergleichsuntersuchungen
zu verschiedenen Zeiten kann man die Vorgänge an den kranken
Organen sichtbar machen, Umwandlungen klarlegen. Das Wichtige
bei einer Krankheit ist doch ihr Verlauf, nicht nur der augenblick-
liche Befund. Man hat bei Serienuntersuchungen die früheren Bilder
dokumentarisch zum Vergleich neben den gegenwärtigen und kann
so die Veränderungen erkennen, die die Krankheit setzt oder in
ihrem Wesen erfährt.
Berechtigt mich also mein Sonderfach schon zu einer Stellung-
nahme auf dem Tuberkulosegebiet, so erst recht meine nunmehr
dreizehnjährige tägliche Beschäftigung mit der Friedmann-Methode
zu einem Urteil über den Wert des Friedmann-Mittels. In den
ersten Jahren durch selbstausgeführte Kuren, dann in rönfgene-
logischen Serienbeobachtungen, sammelte ich Erfahrungen und Ma-
terial, die mich zu einem überzeugten Anhänger des Mittels gemacht
haben. Viele tausende — ich schätze 10000 Aufnahmen — sind
durch meine Hände gegangen. Viele davon zeigen mir denselben
Fall in seinem Verlauf über Jahre hin. Geht man pait offenen
Äugen heran, so muß man sagen, daß die Erfolge so überraschend
sind, wie ich sie mit anderen Kuren in diesem Ausmaß nie gesehen
habe. Und ich bin 32 Jahre Arzt! Nicht nur, daß sich die subjektiven
Erscheinungen off schlagartig wandeln, auch das objektiv Nachweis-
bare wird durch das Mittel sichtbar so schnell günstig beeinflußt,
daß man auf höchste Wirksamkeit schließen muß. Ich habe eine
große Zahl von Fällen heilen sehen, bei denen Heilung überhaupt
nicht zu erwarten war. Ich kann diese meine Auffassung durch viele
Bilder einwandfrei auch klinisch bestätigter Tuberkulose belegen,

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