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Deutscher Nationalverein [Editor]
Wochen-Blatt des National-Vereins — 1866/​1867 (Nr. 69-123)

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No. 69 - No. 71 (13. September 1866 - 27. September 1866)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43377#0013
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Abonnementspreis: bet di-
rektem Bezug von der Erpedi-
tion 36 kr. oder IVVr Sgr.,
bet Bezug durch die Post oder
den Buchhandel 45 kr. oder
13 Sgr. für das Quartal.

des

Inserate werden mit 7 kr.
oder 2 Sgr. für die doppel»
spaltige Pctitzeile berechnet.




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Herausgegeöen im Auftrage des Vereins-Ausschusses.

M 70.

Heidelberg, den 20. September.

1866.

Monnemenls-EmlMung.
Mit dem 1. Oktober d. I. beginnt ein neues Abonnement auf das Wochenblatt des Nationalvereins, wozu die unter-
zeichnete Expedition (in Heidelberg Unterncckarstraße 13) hiermit freundlichst einladet.
Das Wochenblatt ist, wie in Nummer 68 vom 19. Juli d. I. mitgetheilt wurde, von Seiten der preußischen Verwal-
tung in Frankfurt unterdrückt worden, und wiewohl diese Maßregel sich vielleicht hätte rückgängig machen lassen, so ist im
Hinblick auf die in Frankfurt für die Presse zur Zeit bestehenden Ausnahmsverhältnisse, doch vorgezogcn worden, das
Vercinöorgan bis auf Weiteres nach Heidelberg zu verlegen.
In Gemäßheit des dadurch verursachten Ausfalls einer Anzahl von Nummern stellt sich der Abonnementsprcis für das
laufende Quartal auf 14 Kreuzer oder 4 Sgr.
Für das nächste Quartal nehmen alle Postämter und Buchhandlungen Deutschlands Bestel-
lungen auf das Wochenblatt des Nationalvereins an. Der Bezugspreis desselben auf dem Post- uud Buch-
händlerweg beträgt, nach Wegfall der Stempelsteuer, jetzt nur noch 45 kr. oder 13 Sgr., bei direktem Bezug von der
Expedition, ausschließlich des Porto's, 36 kr. oder 10 Hs Sgr. Inserate werden mit 7 kr. oder 2 Sgr. für die doppelt-
spaltige Pctitzeile berechnet.
Einsendungen für das Wochenblatt, welche im Fall der Aufnahme anständig honorirt werden, bittet man an den
Herausgeber (Hrn. A. L. v. Roch au in Heidelberg) zu richten.
Heidelberg, 10. Sept. 1866.
Die Expedition des Wochenblatts des Nationalvereins.

Inhalt:
Zur Orlcntlrung. — Wochenbericht. — Preußischer Landtagsbricf. — Die
neue Aufgabe. — Die heutige Lage .und die Parteistellungcn. — Aus
Würtcmbcrg. — Politische Literatur. — Zeitungsschau. — Mtttheilungen
aus dem Nationalverein.

Zur Orientirung.
kl Als „der Peter in der Fremde" am Kreuzweg an-
kam und obendrein meinte, daß cs schneien könnte, da kehrte
er eilends um und brachte sich durch die Hinterthür auf der
altgewohnten Ofenbank in Sicherheit. Das ist die Rolle,
welche man der deutschen Nation zumuthet, wenn man gegen
die Ereignisse und Ergebnisse der drei letzten Monate prote-
stirt. Deutschland, nachdem es Jahrhunderte lang ohne Weg
und Steg im Nebel herumgetastct, ist in den Wendepunkt
seiner Geschichte cingetretcn, von welchem aus der Blick die
Vergangenheit und die Zukunft beherrscht. Hinter uns die
endlosen Jrrgänge, in denen die Nation sich abgearbeitet hat,
ohne vom Flecke zu kommen — vor uns eine gebahnte Straße
und ein leuchtendes Ziel. An dieser Stelle Halt machen,
oder gar mnkehrcn zu wollen, wäre ein beispielloser Verrath
an uns selbst, das Wahrzeichen einer Nation, die da bestimmt
wäre, an der eigenen Unentschlossenheit zu Grunde zu gehen.
Es ist anders gekommen, als wir gewollt, gewünscht und ge-
dacht haben, aber ein großer Theil des Inhalts unseres Wol-
lens, unserer Wünsche und unserer Gedanken ist nichtsdesto-
weniger verwirklicht. Freiheit und Einheit, lautete und lautet
der Wahlspruch der Nationalpartei, und dieser Doppelzweck
konnte und sollte nach der allgemeinen Auffassung nur gleichzeitig
erreicht werden; um die zur politischen Einigung Deutschlands

erforderliche Macht zu gewinnen, sollte Preußen dem Frei-
heitsbedürfniß der Nation wenigstens auf halbem Wege cnt-
gegenkommen. Das große Hinderniß der deutschen Einigung,
den Dualismus zu bewältigen und zugleich die mittclstaat-
liche Souveränität zu brechen, dazu schien die preußische Staats-
gewalt zu schwach, ohne den kräftigsten Beistand des National-
willens, der voraussichtlicher Weise nur durch bereitwilliges
Eingehen auf seine Freiheitsfordernngcn zu gewinnen war.
Durch eine wahrhaft liberale Politik sollte Preußen den An-
spruch auf die Rolle der deutschen Vormacht verdienen, und
an der Spitze einer wo möglich friedlichen Revolution sollte
es, im bewußten Einvcrständniß mit dem deutschen Volksgciste,
die Einwilligung Oesterreichs und der Mittelstaaten erzwingen.
Wie gesagt, es ist anders gekommen, als es im Pro-
gramme stand. Die preußische Staatsgewalt ist ohne liberale
Politik und ohne die Unterstützung, oder auch nur Zustimmung
der Nation Oesterreichs und seiner Bundesgenossen Meister ge-
worden, und hat mit Waffengewalt, statt durch freie Wahl,
drei Viertheile Deutschlands entweder ihrem Gebiete unmittel-
bar einvcrleibt, oder doch in den engsten bundesstaatlichen
Verband mit dem eigenen Staatskörper gebracht. Ob das
dabei angewendete Verfahren das richtige gewesen und ob
nicht jene andere Methode größere und bessere Erfolge ge-
liefert haben würde, ist jetzt eine Frage ohne praktischen Be-
lang. Für die Nationalpolitik handelt es sich lediglich um
das den Thatsachen gegenüber zu beobachtende Verhalten.
„Wir wollen keine Einheit ohne die Freiheit" — lautet ein
den verschiedensten Parteien sehr geläufiges Wort, welches in
der ultramontanen, der partikularistischcn und der radikalen
Presse unermüdlich als das große Thema des Tages behandelt
wird. Stimmen ehrliche Patrioten in dieses Wort ein, so
 
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