Abonncmentsvrcis: bet di-
rektem Bezug von der Erpcdt-
tion 36 kr. oder IS'/r Sgr.,
bet Bezug durch die Post oder
den Buchhandel 45 kr. oder
13 Sgr. für da« Quartal.
WochenBlatt
des
Inserate werden mit 7 kr.
oder 2 Sgr. für die doppel»
spaltigc Petitzeilc berechnet.
c r e i tt s.
Herausgegeken im Auftrage de8 Verein8-Ausschuß.
M 73. Heidelberg, den 11. Oktober. 1866.
A6omi6mml8 Emtadung.
Mit dem 1. Oktober d. I. beginnt ein neues Abonnement auf das Wochenblatt des Nationalvereins, wozu die unter-
zeichnete Expedition (in Heidelberg Nntcrneckarstraße 13) hiermit freundlichst einladct.
Das Wochenblatt ist, wie in Nummer 68 vom 19. Juli d. I. mitgetheilt wurde, von Seiten der preußischen Verwal-
tung in Frankfurt unterdrückt worden, und wiewohl diese Maßregel sich vielleicht hätte rückgängig machen lassen, so ist im
Hinblick auf die in Frankfurt für die Presse zur Zeit bestehenden Ausnahmsverhältnisse, doch vorgezogen worden, das
Dercinsorgan bis auf Weiteres nach Heidelberg zu verlegen.
In Gemäßheit des dadurch verursachten Ausfalls einer Anzahl von Nummern stellt sich der Abonnementspreis für das
letzte Quartal auf 14 Kreuzer oder 4 Sgr.
Für das laufende Quartal nehmen alle Postämter und Buchhandlungen Deutschlands Bestel-
lungen auf das Wochenblatt des Nationalvereins an. Der Bezugspreis desselben auf dem Post- und Buch-
händlerwcg beträgt, nach Wegfall der Stempelsteuer, jetzt nur noch 45 kr. oder 13 Sgr., bei direktem Bezug von der
Expedition, ausschließlich des Porto's, 36 kr. oder 10 h» Sgr. Inserate werden mit 7 kr. oder 2 Sgr. für die doppelt-
spaltige Pctitzeile berechnet.
Einsendungen für das Wochenblatt, welche im Fall der Aufnahme anständig honorirt werden, bittet man an den
Herausgeber (Hrn. A. L. v. Roch au in Heidelberg) zu richten.
Heidelberg, 10. Sept. 1866.
Die Expedition des Wochenblatts des Nationalvereins.
Inhalt:
Wochenbericht. — Preußischer Brief. — Preußen und Italien. — Baye-
rischer Rcisebricf. — Pionierarbeit. — Von der sächsischen Grenze. — Aus
Nürnberg. — Deutschland auf der Weltausstellung von 1867. — Zeitungs-
schau. — Mitthcilungen aus dem Nationalvcrcin.
Wochenbericht.
Heidelberg, 9. Okt.
Das Einverlcibungsgesctz ist in den neuen Provinzen
verkündigt und damit der einjährige Vorbereitungscursus für
deren Eintritt in die volle preußische Staatsgcmeinschaft förm-
lich eröffnet. Viel kann und muß in dieser Zwischenzeit ge-
than werden, um „unnützes Erinnern" in den Bevölkerungen
auszulöschen, ihnen die innerliche Einübung in das von außen
an sie gebrachte Neue zu erleichtern, und der physischen Erobe-
rung die Weihe und Festigkeit der moralischen zu geben, ohne
welche sie den Menschen dieser Zeit ein schwer zu verwinden-
des Aergcrniß bleibt. Hoffentlich entschließt man sich in
Berlin, zur besseren Lösung dieser Aufgabe, dem jetzt auch in
der Ansprache hannöver'schcr Landtagsmitglieder ausgesproche-
nen Wunsche baldigst Gehör zu geben und die Beihilfe von
freiwilligen Mitarbeiter», von Vertrauensmännern und Nota-
beln der neugewonnenen Länder in stärkerem Maße heranzu-
ziehen, alS dies bisher beliebt worden. Die bloße Verwal-
tungsroutine der Burcaukratie, so vortrefflich geschult beson-
ders die preußische sein mag, die alten Geleise zu fahren,
reicht hier nicht aus, wo eine Reihe ganz neuer Fälle vor-
liegt, für deren Behandlung es in den Vorakten keine oder
doch keine genügende Richtschnur gibt. Das Selbstgefühl
der Völker und ihre Ansprüche auf Achtung und Beachtung
sind heute ungleich starrer entwickelt als zur altsritzischen Zeit
oder auch noch vor 50 Jahren. Ganz zu schweigen davon,
daß man nach 1815 das Beste für die innere Verschmelzung
dem stillen Wirken der „gewait'gen Stunden" überlassen
konnte; damals verbürgte die allgemeine Ermüdung dauerhaf-
ten Frieden, während beute alle Zeichen zur Beschleunigung
drängen, und vielleicht morgen schon ein neuer, größerer Sturm
als der jüngst bestandene das Aufgebot aller verfügbaren
alten wie neuen Kräfte fordert.
Die gebildete Mtttelclasse freilich ist — von Frankfurt
a/M. abgesehen — in den neuen Provinzen ziemlich überall
schon so gut wre vollständig gewonnen. Was in ihren Reihen
auch immer für Bedenken herrschen mochten und theilweise
noch herrschen über die Mittel und Wege der preußischen Po-
litik : die nationale Idee war und ist bei ihr zu mächtig, um
nicht über alle anderen Rücksichten, Wünsche und Befürchtungen
den Sieg davonzutragen zu Gunsten der Einfügung in den
Staat, welcher berufen ist Deutschland zu werden. Aber
unter andern Erfahrungen haben wir in diesem lehrreichen
Sommer auch die gemacht, daß eine große Bevölkerungsschicht,
wie überhaupt den politischen Gedanken, Arbeiten und Kämpfen
des Bürgcrthums, so insbesondere der Idee des Nationalstaats,
nicht des geträumten, sondern des in der Wirklichkeit wer-
denden, zur Zeit noch ferner steht, als wir vorher wohl ge-
glaubt hatten. Es erscheint jetzt als Aufgabe vor Allem der
liberalen Nationalpartei, diese, noch vorwiegend von partiku-
laristischen Ncberlieferungen, Gewohnheiten und Leidenschaften er-
füllten Volkstheile nach Möglichkeit weiteren und höheren Auffas-
sungen zugänglich zu machen. Um nur eines der Mittel hiezu an-
zuführcn: jetzt wäre die Zeit, sog. populäre Flugschriften zu
schreiben und zu verbreiten, worin Preußens nationaler Beruf,
rektem Bezug von der Erpcdt-
tion 36 kr. oder IS'/r Sgr.,
bet Bezug durch die Post oder
den Buchhandel 45 kr. oder
13 Sgr. für da« Quartal.
WochenBlatt
des
Inserate werden mit 7 kr.
oder 2 Sgr. für die doppel»
spaltigc Petitzeilc berechnet.
c r e i tt s.
Herausgegeken im Auftrage de8 Verein8-Ausschuß.
M 73. Heidelberg, den 11. Oktober. 1866.
A6omi6mml8 Emtadung.
Mit dem 1. Oktober d. I. beginnt ein neues Abonnement auf das Wochenblatt des Nationalvereins, wozu die unter-
zeichnete Expedition (in Heidelberg Nntcrneckarstraße 13) hiermit freundlichst einladct.
Das Wochenblatt ist, wie in Nummer 68 vom 19. Juli d. I. mitgetheilt wurde, von Seiten der preußischen Verwal-
tung in Frankfurt unterdrückt worden, und wiewohl diese Maßregel sich vielleicht hätte rückgängig machen lassen, so ist im
Hinblick auf die in Frankfurt für die Presse zur Zeit bestehenden Ausnahmsverhältnisse, doch vorgezogen worden, das
Dercinsorgan bis auf Weiteres nach Heidelberg zu verlegen.
In Gemäßheit des dadurch verursachten Ausfalls einer Anzahl von Nummern stellt sich der Abonnementspreis für das
letzte Quartal auf 14 Kreuzer oder 4 Sgr.
Für das laufende Quartal nehmen alle Postämter und Buchhandlungen Deutschlands Bestel-
lungen auf das Wochenblatt des Nationalvereins an. Der Bezugspreis desselben auf dem Post- und Buch-
händlerwcg beträgt, nach Wegfall der Stempelsteuer, jetzt nur noch 45 kr. oder 13 Sgr., bei direktem Bezug von der
Expedition, ausschließlich des Porto's, 36 kr. oder 10 h» Sgr. Inserate werden mit 7 kr. oder 2 Sgr. für die doppelt-
spaltige Pctitzeile berechnet.
Einsendungen für das Wochenblatt, welche im Fall der Aufnahme anständig honorirt werden, bittet man an den
Herausgeber (Hrn. A. L. v. Roch au in Heidelberg) zu richten.
Heidelberg, 10. Sept. 1866.
Die Expedition des Wochenblatts des Nationalvereins.
Inhalt:
Wochenbericht. — Preußischer Brief. — Preußen und Italien. — Baye-
rischer Rcisebricf. — Pionierarbeit. — Von der sächsischen Grenze. — Aus
Nürnberg. — Deutschland auf der Weltausstellung von 1867. — Zeitungs-
schau. — Mitthcilungen aus dem Nationalvcrcin.
Wochenbericht.
Heidelberg, 9. Okt.
Das Einverlcibungsgesctz ist in den neuen Provinzen
verkündigt und damit der einjährige Vorbereitungscursus für
deren Eintritt in die volle preußische Staatsgcmeinschaft förm-
lich eröffnet. Viel kann und muß in dieser Zwischenzeit ge-
than werden, um „unnützes Erinnern" in den Bevölkerungen
auszulöschen, ihnen die innerliche Einübung in das von außen
an sie gebrachte Neue zu erleichtern, und der physischen Erobe-
rung die Weihe und Festigkeit der moralischen zu geben, ohne
welche sie den Menschen dieser Zeit ein schwer zu verwinden-
des Aergcrniß bleibt. Hoffentlich entschließt man sich in
Berlin, zur besseren Lösung dieser Aufgabe, dem jetzt auch in
der Ansprache hannöver'schcr Landtagsmitglieder ausgesproche-
nen Wunsche baldigst Gehör zu geben und die Beihilfe von
freiwilligen Mitarbeiter», von Vertrauensmännern und Nota-
beln der neugewonnenen Länder in stärkerem Maße heranzu-
ziehen, alS dies bisher beliebt worden. Die bloße Verwal-
tungsroutine der Burcaukratie, so vortrefflich geschult beson-
ders die preußische sein mag, die alten Geleise zu fahren,
reicht hier nicht aus, wo eine Reihe ganz neuer Fälle vor-
liegt, für deren Behandlung es in den Vorakten keine oder
doch keine genügende Richtschnur gibt. Das Selbstgefühl
der Völker und ihre Ansprüche auf Achtung und Beachtung
sind heute ungleich starrer entwickelt als zur altsritzischen Zeit
oder auch noch vor 50 Jahren. Ganz zu schweigen davon,
daß man nach 1815 das Beste für die innere Verschmelzung
dem stillen Wirken der „gewait'gen Stunden" überlassen
konnte; damals verbürgte die allgemeine Ermüdung dauerhaf-
ten Frieden, während beute alle Zeichen zur Beschleunigung
drängen, und vielleicht morgen schon ein neuer, größerer Sturm
als der jüngst bestandene das Aufgebot aller verfügbaren
alten wie neuen Kräfte fordert.
Die gebildete Mtttelclasse freilich ist — von Frankfurt
a/M. abgesehen — in den neuen Provinzen ziemlich überall
schon so gut wre vollständig gewonnen. Was in ihren Reihen
auch immer für Bedenken herrschen mochten und theilweise
noch herrschen über die Mittel und Wege der preußischen Po-
litik : die nationale Idee war und ist bei ihr zu mächtig, um
nicht über alle anderen Rücksichten, Wünsche und Befürchtungen
den Sieg davonzutragen zu Gunsten der Einfügung in den
Staat, welcher berufen ist Deutschland zu werden. Aber
unter andern Erfahrungen haben wir in diesem lehrreichen
Sommer auch die gemacht, daß eine große Bevölkerungsschicht,
wie überhaupt den politischen Gedanken, Arbeiten und Kämpfen
des Bürgcrthums, so insbesondere der Idee des Nationalstaats,
nicht des geträumten, sondern des in der Wirklichkeit wer-
denden, zur Zeit noch ferner steht, als wir vorher wohl ge-
glaubt hatten. Es erscheint jetzt als Aufgabe vor Allem der
liberalen Nationalpartei, diese, noch vorwiegend von partiku-
laristischen Ncberlieferungen, Gewohnheiten und Leidenschaften er-
füllten Volkstheile nach Möglichkeit weiteren und höheren Auffas-
sungen zugänglich zu machen. Um nur eines der Mittel hiezu an-
zuführcn: jetzt wäre die Zeit, sog. populäre Flugschriften zu
schreiben und zu verbreiten, worin Preußens nationaler Beruf,