Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Antiquitäten-Zeitung — 6.1898

DOI Heft:
Nr. 15 (13. April)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61938#0118
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Seite 114.

Anliquitäten-Zeitung in Stuttgart, Zentral-Organ für Sammetwesen und Atterthumskunde.

Nr. 12.

vorigen Jahrhundert steif und fast gar nicht vorhan-
den war, wird schon richtiger und die Gesichter tragen
den Ausdruck ernster Frömmigkeit. Die Bilder ent-
stammen dem 13. Jahrhundert und von den vielen die
man in Frankreichs gothischen Kirchen sieht, sind die
von Chartres die schönsten.
Zum Schlüsse steigen wir hinab in die Krypta.
Eine Gruft ohne Gräber! Im ganzen Dome findet
sich bis jetzt kein einziges Grab; unser Führer meint,
man habe niemand darin bestattet, um die der heiligen
Jungfrau geweihte Kirche nicht zu entheiligen. Inden
zahllosen stichdunkeln Gängen, die wir mit Lichtern
betreten, findet jährlich einmal eine unterirdische Pro-
zession statt, weshalb auch viele Kapellen darin ange-
bracht sind. Wir sind angesichts der Oertlichkeit gerne
geneigt, dem Abbs zu glauben, wenn er uns versichert,
dieser Umzug sei von hinreißend magischer Wirkung
auf die Gemüther. Da und dort ist das alte römisch-
gallische Backsteingemäuer der Befestigung von Autricum,
auf der des Doms Fundamente ruhen, deutlich sichtbar,
denn seine Anfänge reichen bis ins 10. Jahrhundert
zurück. Von den romanischen Fenstern war ja schon
oben die Rede.
Als wir wieder zur Erdoberfläche emporsteigen, ge-
wahren wir an der stark verwitternden Wetterseite ein
Gerüst. Auf unsere Frage erfahren wir, daß ein
historischer Verein in Paris mit oer Gemeinde Ehartres
auf dieser Seite Reparaturen vornehmen lasse. Wir
betrachten uns noch die reich gegliederte Apsis von
außen und bemerken, daß die Strebepfeiler an den
mächtigen Strebebögen gar keine „Riesen" (der obere
gegliederte, sich zuspitzende Aussatz auf den Fialen heißt
so) tragen; nur kleine Kreuzblumen sitzen darauf als
einziger Schmuck. Die Niesen gehören erst der späteren
Zeit an. So scheiden wir von dem herrlichen Dome.
Es wäre undankbar, wollten wir in Chartres nicht auch
noch einiger anderer Denkmale alter Zeit gedenken.
Ein schönes Muster von Holzschnitzerei aus dem 14.
Jahrhundert befindet sich an der städtischen „Krippe"
(Kinderbewahranstalt), die sogenannte Treppe der Kö-
nigin Bertha und ein altes Steinthor mit hübschen
Zinnen, die Porte Guillaume, erinnert, si parva liest rc.,
an die Porta Nigra in Trier. In einer anderen
St. Peter geweihten luftig-leichten Kirche bewundern
Wir herrliche Emails des berühmten Emailmalers Lsonard
genannt le Limousin. Sie wurden für diese Kirche im
Auftrage Franz I. gefertigt und stellen die 12 Apostel
dar und tragen die Jahreszahl 1545. In der Mairie
zeigt man uns noch herrliche Gobelins aus dem 14.
Jahrhundert. Mit großer Befriedigung scheiden wir
dankend von unserem liebenswürdigen Führer und von
der gastlichen Stadt, die es sich nicht hatte nehmen
lassen, uns auch noch reichlich als ihre Gäste zu be-
wirthen.

Berichte aus Vereinen.
Alexandrien, Aegypten. (Institut Egyptien.)
Der Direktor des „Lsrvius äss autiguitss sxxlltisunes",
igML. Herr Loret, Nachfolger des Herrn de
Morgan, hielt am 24. v. Mts. im „In-
stitulEgyptien" über das Grabmal Touth-
mss III., welches er letzthin bei Theben
auffand, einen Vortrag, den ich seiner
Länge halber leider nicht wiedergeben
kann, von dem ich Ihnen aber die wich-
tigsten Stellen hervorheben will. Den Reisenden, die
die Gegend bei Theben aufsuchten, wurden feiner Zeit
mehr als 40 Gräber gezeigt, während die vorhandenen
Bücher und Dokumente nur von 25 sprechen; die daraus
sich ergebende Differenz von 15 Gräbern war es, die
Herrn Loret veranlaßte, Nachforschungen in dieser Rich-
tung zu halten und die zwischen den Gräbern Ramses III.
und Ssti I. bestehende Lücke fixirte seine Aufmerksam-
keit speziell auf diesen Platz. Anfangs Februar 1898
wurden durch 3 bis 4 Tage in Bibam-el-Molonk (Thor
der Könige) Nachgrabungen ohne Resultat gemacht.
Herr Loret reiste hierauf nach Assonan, dort erhielt er
nach einiger Zeit eine Depesche, die ihm mitrheilte, daß
der Jnspector äes Xntiguitss, Herr de Gamma, das
Grabmal Touthmss III. entdeckt hätte. Am 21. Feb-
ruar traf Herr Loret an Ort und Stelle an. Nach
den nothwendigsten Abtragungsarbeiten gelangte er zu
einer Art Kurzgang von pittoreskem Anblick, hierauf
überstieg er einen Hügel von 8 bis 10 Meter Höhe
und gelangte so zu einer Oeffnung von circa 40 sw,
in welche er trotz einer erstickenden Hitze von circa 25°
und unangenehmen Geruches eindrang. Bald auf dem
Bauche und bald auf dem Rücken vordringend gelangte
er au den Rand eines ca. 15 Meter tiefen Brunnens,
in welchen er mittelst Strickleiter abstieg. Daselbst
fand er eine Oeffnung, durch welche man den kostbaren
Fund erblickte. Ein Zimmer von 8X5 Mtr., ganz be-
dedeckt mit gut erhaltenen Malereien, am Boden ver-
schiedenster Schutt. In diesem Zimmer fand er eine
Halbstatue von düsterem Anblick; in einer Ecke befindet
sich eine Oeffnung, durch eine Stiege daselbst gelangte
er mit seinen Begleitern in einen neuen Saal von
15X9 Mtr., welcher von zwei viereckigen Säulen ge-
stützt war, der Saal selbst mit königlichen Emblemen
geschmückt, wo er einen in Holz geschnitzten Vogel ohne
Kopf und ohne Füße, zwei Statuen, und im Hinter-
gründe den prachtvollen Sarkophag des Königs mit
einem Sockel aus Alabaster fand. Der Sarkophag
deutet auf die XXII. Dynastie. Zu beiden Seiten
dieses großen Saales befinden sich zwei andere Säle
aus je zwei Abtheilungen bestehend. In dem zur
rechten Hand liegenden Saal fand man kleine Statuen,
eine Touthmss III. darstellend, ferner zwei Osiris-
figuren, vier Mumien und zwei Pantern, außerdem
verschiedene Knochen und viele zerbrochene Krüge. Der
zur linken Hand befindliche Saal enthielt zwei Särge,
die Herr Loret eröffnete und in welchen er zwei pracht-
voll erhaltene Mumien fand, die jedoch keinen Namen
tragen. Derzeit ist das Grabmal Touthmäs III., nach-
dem der Zugang erleichtert und gesichert wurde, den
Touristen zugänglich.

Bibliotheken, Sammlungen,
Museen, Ausstellungen.
Paris. (Louvre-Museum.) Nach amtlichem Ausweise
hat die Verwaltung des Louvre seit 1896 für neue Erwerb-
ungen 390 682 Fr. ausgegeben. Hiervon
kommen 80 000 auf das Bildniß Ber-
lins (Besitzer und Leiter des lournal äss
vsbato) von Ingres; Rest des Preises
(70 000) eines Bildes von Lawrence
25000; Zeichnungen aus der Goncourt-
schen Versteigerung 19 215; Restbetrag
für ein riesiges Holzbild der heiligen Jungfrau 30 000;
Goldsachen aus Sagarat 20 000; erste Hälfte des
Preises des goldenen Halsbandes und der goldenen
Tiara aus Olbia je 50 000 Frank. Die zweite Hälfte
für beide seither als Fälschungen erkannte Gegenstände
wird wohl niemals erhoben werden. Der Verkäufer
ist spurlos verschwunden, hat aber trotzdem ein sehr
gutes Geschäft gemacht. Bei der auf den Namen des
Königs Eaitapharnes gesichten Tiara konnte selbst ein
Kundiger im ersten Augenblicke getäuscht werden. Aber
das goldene Halsband sieht so neu, auch im Stil so
frisch aus, als wenn es eben aus dem Laden käme.
Und doch sollte es nach den Angaben des Verkäufers
zweitausend Jahre alt sein I Dieses Jahr hat, wie
erwähnt, der Louvre ein Bild von Pietro del Francesca
für 130000 Frank erworben.
Amsterdam, Niederland. (Rembrandt-Ausstellung.)
Werthvolle Zusagen zur Beschickung der hier geplanten
Rembrandt-Ausstellung sind nach dem Vorgänge der
Königin Viktoria nun auch von Mitgliedern der eng-
lischen Aristokratie ertheilt worden. Der Herzog von
Westminster schickt seine sämtlichen Gemälde und auch
der Earl of Northbrook und Sir Charles Turner haben
Bilder zugesagt. Herr I. P. Heseltine wird aus seiner
großen Sammlung Rembrandtscher Zeichnungen 50 der
schönsten Stücke zur Verfügung stellen.


Ausgrabungen, Entdeckungen,
Funde.
(Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. Gärnmt»
liche Fund-Nachrichten stammen ausnahmslos aus der neuesten Zeit.
Einsendungen stets erwünscht. Bei Zeitungsausschnitten ist zu be-
merken, auS welchem Blatte ste stammen.)
Bitte!
Vielfach finden sich in Lokal- und anderen Blättern Mtttheilungen
über Ausgrabungen, Entdeckungen und Funde, welche in solchen
Zeitungen wenig beachtet werden und bedauerlicher Weise bald deS
Vergessenheit anheimfallen. Wir bitten daher die Freunde unserer
Blattes um die Zusendung solcher Notizen per Streifband (Porto
3 A), damit dieselben für die Wissenschaft nutzbar gemacht werden
können.
Der Herausgeber eines Blatte- in Amerika
wendet sich mit den Worten an das Publikum:
„Wenn Sie irgend etwas wissen, was zu wissen
interessant ist, und was wir eigentlich wissen soll-
ten, und von dem Sie wissen, daß wir eS nicht
wissen — bitte, lassen Sie eS uns wissen!" —
Das gilt auch für unsere geneigten Leser.
Cotta, Sachsen. (Münzfund.) Beim Grundgraben
des Schulneubaues, Wölfnitzstraße, wurde vor einiger
Zeit neben menschlichen Ueberresten eine Goldmünze
gefunden, welche die Umschrift „Imp. viooletiau" und
ein Bildniß trägt. Die Jahreszahl ist leider nicht er-
kennbar. Die Münze, jetzt im Besitze eines Herrn Mutscher
hier dürfte gleich den prähistorischen Funden in den
Lehmlagern des Herrn Walther (Fragmente eines Mam-
muthihieres) dem hiesigen Schulmuseum überwiesen werden.
Dortmund, Westfalen. (Wurfgeschoß.) Einen
Fund aus alter Zeit machte Herr Bauunternehmer
Klapproth Hierselbst auf einem Felde in Cörne. Beim
Ausschachten förderte er eine steinerne Kugel zu Tage,
die, wie es scheint, unseren Vorfahren als Wurfgeschoß
gedient hat. Die Kugel mißt 40 Cm. im Durchmesser
und ist mit lateinischer Inschrift versehen. Leider ist
es schwer, den Text zu entziffern. Der Fund dürfte
Alterthumsforschern besonderes Interesse bieten.
Greifenberg, Pommern. (Ein Gräberfeld.) Herr
Lieutenant Guse in Streckentin ließ kürzlich auf Ver-
anlassung des Kreisbaumeisters Herm. Weiße von fach-
männischer Seite ein Gräberfeld aus heidnischer Zeit,
nahe bei der Broitzener Mühle untersuchen. Auf diesem
Gräberfeld wurde vor einigen Jahren schon ein großes
Steinkistengrab freigelegt, welches mehrere, sehr fein
gearbeitete Steinwaffen enthalten hat. Die Ausgra-
bung eines flachen runden Hügelgrabes ergab, daß das-
selbe wendischen Ursprungs sei. Das Grab enthielt
das Skelett eines Jünglings, dem an der rechten Hüfte
ein eiserner Dolch beigegeben war. Merkwürdiger
Weise lag auf dem Kopfe des Todten ein zweiter mensch-
licher Schädel. Herr Guse beabsichtigt nach Eintritt
günstigerer Witterung das ganze umfangreiche Gräber-
feld aufgraben zu lassen.
Geltina, Schleswig-Holstein. (Höhlenwohnungen.)
In einem Gehölz bei Negenholz befinden sich in der
Erde anscheinend uralte Wohnungen. Dieselben sind
trichterförmig angelegt. Sie haben gebrannte Lehm-
wände. Seit undenkbarer Zeit sind sie aber mit Erde
angefüllt und anscheinend nicht wieder geöffnet. Im
Volksmunde nennt man diese Erdhöhlen „Räuberhöhlen".
Möglicherweise könnten sie ja auch mit den alten See-
räubern, die im Alterthum an unserer Küste wohnten,
in Verbindung stehen, denn die Höhlen liegen am Ende
eines ehemaligen Meeresarmes, der jetzt längst trocken
gelegt ist. Somit konnten sie diesen als Schlupfwinkel
gedient haben. Anderseits hört man auch die Meinung
laut werden, daß es sich hier vielleicht um die Wohnungen
der alten Urbewohner handelt. Herr Dr. Splieth, Kustos
am Museum vaterländischer Alterthümer zu Kiel, der
die Ausgrabung des zu Wittkiel, entdeckten Urnenfried-
hofes leiten und demnächst in unsere Gegend kommen
wird, gedenkt diese sogenannten Räuberhöhlen dann
auch zugleich in Augenschein zu nehmen. Die Ausgra-
bung des Urnenfriedhofes zu Wittkiel wird den „Fl.
N." zufolge demnächst ihren Anfang nehmen.
Neu-Strelitz, Mecklenburg-Strelitz. (Schiff aus
der Neuzeit.) Ein merkwürdiger Fund wurde dieser
Tage im Glambecker See bei Neu-Strelitz gemacht. In

demselben fanden Fischer einen 4 Meter langen Kahn,
der aus einem Baumstamm von Eichenholz gefertigt
ist, und nach dem Urtheil Fachkundiger und Sachver-
ständiger aus der Steinzeit stammt, also ein unge-
fähres Alter von 2000 Jahren besitzt. Die eine Längs-
seite, sowie die Spitze und ber Boden sind noch ziem-
lich gut erhalten, die andere Langseite ist zerstört.
Wahrscheinlich wird der Kahn in die großhrrzogliche
Alterthums-Sammlung kommen.
Zürich, Schweiz. (Bronzenes Beil.) Bei den
Ausgrabungsarbeiten für Erstellung des Linthwuhres
in der Nähe des Biberlikopfes fanden Lintharbeiter ein
bronzenes Beil, 14 Centimeter lang und vier Centimeter
breit, und eine 23 Centimeter lange bronzene Nadel..
Beide Gegenstände sind ausgezeichnet erhalten. Das
Beil ist scharf gespitzt und diente nach der Form zu
schließen als Kriegswaffe. Die Nadel hat am Ende
einen starken Knopf und dahinter einen fünf Centimeter
langen gerippten Theil; sie diente offenbar zur Herstel-
lung von Fischernetzen. Die beiden interessanten Funde
sind Eigenthum der Linthkommission.
Brugg, Schweiz. In Vindonissa (Windisch) wurde
kürzlich ein werthvolles Gefäß (Pfanne) ausgegraben,
das wie folgt geschildert wird: Das Gefäß ist eine
Silberarbeit von beinahe einem Kilogramm Gewicht t
das Hauptinteresse beansprucht der in Relief ausgeführte
Stiel. Zu oberft an diesem sehen wir in Reliefbrust--
bild einen Feldherrn im Schmucke seines gold-pationierten
Helmes.; die bepanzerte Brust, wiederum mit Gold ver-
ziert, ist umrahmt von Früchten. Unter diesem 5 sm
großen Relief sehen wir das Bild eines jugendlichen
Merkurs in sitzender Stellung, rechts den Stab, links
den Beutel und über diesem eine kleine Herme nach
griechischem Muster. Zu den Füßen des Gottes liegen
auf beiden Seiten Wildvögel. Noch weiter unten finden
sich zwei Ziegen, links und rechts von diesen schreitet
je ein wohlgenährter Ochse zwei Altären entgegen, aus
denen das Feuer lodert. Die Rückseite des Siiels trägt
eine Inschrift, die aber noch nicht annehmbar gedeutet
ist, weshalb auch die Chronologie der Arbeit nicht feststeht.
Paris. (Eine vorgeschichtliche Waffenwerkstatt)
wurde auf der Halbinsel Cotentin in der Normandie
von Le Nordex gefunden und in der letzten Sitzung der
Pariser Akademie der Wissenschaften beschrieben. Zu-
fällig fand Le Nordex in einem Bauernhause einen
Feuerstein, der ihm wegen seiner mesferähnlichen Form
mit doppelter, leicht gezackter Schneide sofort auffiel.
Auf seine Frage nach dem Ursprünge dieses Stückes
erfuhr er, daß Kinder ihn auf dem Felde gefunden
hätten mit einer großen Zahl ähnlicher Steine zu-
sammen. Es gelang Le Nordex, an dem bezeichneten
Platze mit der Zeit etwa 100 Feuersteine von verschie-
denen Formen zu sammeln, welche Messer und ähn-
liche Geräthe darstellten. Daneben fand sich noch eine
große Anzahl von Kieseln, die ebenfalls augenscheinlich
von Menschen bearbeitet waren, aber meist in einer sehr
rohen und unregelmäßigen Art. Ihre Größe war ver-
schieden, sämtlich waren sie leicht in der Hand zu halten
und schienen sich dem Griffe in natürlicher Weise an-
zupafsen. Le Nordex hält es für zweifellos, daß an
diesem Platze in vorgeschichtlicher Zeit gleichsam eine
Werkstatt zur Herrichtung von Waffen und Geräthen
aus Kieselsteinen bestanden habe, das Ueberwiegen der
unvollkommenen Formen deutet darauf hin, daß die
Arbeiter noch ungeübt waren und viele Stücke von
mangelhafter Brauchbarkeit wegwerfen mußten. Da-
neben finden sich aber auch einzelne Geräthe, die mit
wirklicher Kunst und deutlicher Absicht für den Gebrauch
als Waffe zugerichtet sind.
Athen, Griechenland. (Antiker Stimmzettel.)
Eine Scherbe, die nach den darauf eingekratzten Worten
„Themistokles Phrearios" bei einem der beiden Ostra-
kismen über den großen Athener gebraucht worden sein
muß, ist am Areopag in Athen gefunden worden. Zwei
ähnliche Stücke, die den Vater des Perikles betreffen,
und ein weiteres, das gegen dessen Oheim gerichtet war,
sind schon früher zum Vorschein gekommen.

Auktionen, Verkäufe.

Wien. (Rogge'sche Kunstsammlung.) Bei der
Versteigerung der Rogge'schen Kunstsammlung wurden
UI AL besonders für die Altwiener Meister nam-
hafte Preise erzielt; so für eine Ansicht aus
Innsbruck von Rudolf Alt 1350 fl., für
die Ansicht der Kirche Santa Maria Loretto
in Rom von demselben Meister 1650 fl.,
für das Bild Danhauser's „Das Kind und
seine Welt" 930 fl., für Landschaften von
Gauermann 3110 fl, 3300 fl. und 3200 fl. Gude's
„Mondsee in Oberösterreich" erzielte 2250 fl., Leu's
„Hintersee" 1800 fl., Karl Marko's „Der Tod der Eu-
rydike" 2160 fl., Pettenkofen's „Ungarischer Bauernhof"
1300 fl., P. van Schendel's „Gemüsemarkt in Rotter-
dam" 3700 fl.. Fr. Boltz' „Thiere an der Tränke"
3100 fl. und Waldmüller's „Mütterliche Ermahnung"
3660 fl. Den höchsten Preis erzielte Achenöach's „Molo-
Ansichl" 4100 fl. Von den Kunstgegenständen erstand
die Stadl Wien Gasser's „Donauweibchen" nm 1550 fl.,
Fedi's Statue „Der Fischerknabe" brachte 910 fl. und
drei Barbedienne'sche Broncen 1000 fl. Die aus 77
Stücken bestehende Sammlung brachte einen Gesamter-
lös von 62,315 fl.
Stuttgart. (Berichtigung.) Die in letzter Num-
mer enthaltene Notiz über die hier stattgefundene Auk-
tion Janin ist dahin zu berichtigen, daß die Auto-
graphen in den Besitz von K. Th. Völcker in Frank-
furt a. M. und die Kunstsammlung und Stiche in
den Besitz von Herrn R. Levi, Buchhändler und Anti-
quar in Stuttgart, übergingen.
Stuttgart. (Auktion der Sammlung Aug. Sträter,
Aachen.) Die bekannte Kunsthandlung von H. G. Gute-
kunst hier wird vom 10. bis 14. Mai cr. eine Samm-
lung an den Markt bringen, welche den Glanzpunkt
der diesjährigen Saison im Fache der graphischen Kunst
bilden dürfte; es ist dies die weltberühmte Kollektion
von Kupferstichen und Zeichnungen des verstorbenen
Herrn Dr. Aug. Sträter in Aachen, welche
dessen Erben der genannten Firma zur Auktion anver-
 
Annotationen