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Kreis Bitterfeld.
unsere besondere Beachtung, denn der Stil der Arbeit ist vortreftlich und die Auf-
fassung eine zart realistische; das gilt namentlich von der lieblichen Gruppe der vor
dem neugeborenen Kinde knienden Mutter. Auf der Rückseite des linken Flügels
steht in Temperafarben die h. Anna selbdritt gemalt und unter ihr inschrittlich
die h. Elisabeth mit Buch, die hier wohl nicht jene Elisabeth von Thüringen, son-
dern jene biblische sein soll, da sie schon alt aussieht. Die beiden Figuren auf der
Rückseite des anderen Flügels sind völlig zerstört. Wir glauben, dass der Schrein
eine Arbeit der ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts ist.
Die hölzerne, vielseitige Kanzel mit Säulchen gehört dem 17. Jahrhunderte
aa, wahrscheinlich auch das Stück des hölzernen Taufbeckenuntersatzes, welches in
der Eingangshalle an der Südseite steht. Das Taufbecken ist von Messing und
tragt in der Mitte seines Bodens die gewöhnliche, mittelalterlich abgefasste Dar-
stellung der Verkündigung Mariae mit, der verschnörkelten Minuskelschrift m)nt))fr
in fünfmaliger Wiederholung und einer zweiten kleineren von zwei Wörtern in
Minuskeln, die sich aber nicht entziffern lassem.
In das Patronatsstübchen ist neuerdings ein Gobelin gehängt mit der Dar-
stellung der Geburt des Heilandes. Hinter der Mutter, welche vor dem strahlen-
umgebenen Kinde kniet, sieht man eine weibliche Figur, die vielleicht die Hebamme
verstellt, und neben dieser Ochs und Flsel. Hinter dem Kindlein sieht man zwei
Finget und rechts Joseph mit einem Lichte; ein anderer Mann neben diesem ist
nicht zu erklären. Weiter im Hintergründe jauchzen die Hirten auf dem Felde
den Engeln in den Lüften zu. Zwei Frauen hinter dem ersten Engel sind nicht
verständlich. Die Gesichtszüge der Figuren des Teppichs sind schön und von idealem
Ausdrucke; der Fldtenwurf ist gut geordnet, die Haltung natürlich; als die Ent-
stehungszeit müssen die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts angesehen werden.
Die Glocke von 0,86 m Durchmesser hat um den Hals zwischen vier Riemen
diese in den Mantellehm gut, doch rechtsläuhg eingeritzte, also im Guss linksläuhg
erscheinende Majnskelschrift, deren Buchstaben selbst aber verkehrt — mit Aus-
nahme des D — eingeritzt sind, also auf der Glocke richtig stehen :
HJMRO^ XAP IQ6 X02I +
Der Glockenguss ist demnach in den Beginn des 14. Jahrhunderts zu setzen.
Die Glocke von 6,70 m Durchmesser ist oben von vier kleinen Schnüren (?)
umgeben, entbehrt aber jeder Schrift und jedes Schmuckes; die mit der vorigen
Glocke ähnliche Form lässt auf die gleiche Entstehungszeit schliessen.
Authausen.
Pfarrkirchdorf, 6,5 Inn östlich von Delitzsch gelegen, hat seine Kirche im Osten
der Gehöfte. Diese hat ihren Thurm, welcher im Erdgeschosse von einem Kreuz-
gewölbe überdeckt wird und mit Apsis versehen ist, im Osten.
Auch das also westlich vom Thurme (der den Altarraum bildet) gelegene Schiff
dürfte gleichzeitig mit dem Thurme entstanden sein , nämlich in spätromanischer
Zeit; es hat an der Südseite noch seinen ehemaligen, jetzt vermauerten Eingang und
zeigt dasselbe Bruchsteinmaterial wie der Thurm. Man bemerkt unter den Steinen
viel Raseneisenstein und mithin wie überall, wo dieses Material verwendet worden
Kreis Bitterfeld.
unsere besondere Beachtung, denn der Stil der Arbeit ist vortreftlich und die Auf-
fassung eine zart realistische; das gilt namentlich von der lieblichen Gruppe der vor
dem neugeborenen Kinde knienden Mutter. Auf der Rückseite des linken Flügels
steht in Temperafarben die h. Anna selbdritt gemalt und unter ihr inschrittlich
die h. Elisabeth mit Buch, die hier wohl nicht jene Elisabeth von Thüringen, son-
dern jene biblische sein soll, da sie schon alt aussieht. Die beiden Figuren auf der
Rückseite des anderen Flügels sind völlig zerstört. Wir glauben, dass der Schrein
eine Arbeit der ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts ist.
Die hölzerne, vielseitige Kanzel mit Säulchen gehört dem 17. Jahrhunderte
aa, wahrscheinlich auch das Stück des hölzernen Taufbeckenuntersatzes, welches in
der Eingangshalle an der Südseite steht. Das Taufbecken ist von Messing und
tragt in der Mitte seines Bodens die gewöhnliche, mittelalterlich abgefasste Dar-
stellung der Verkündigung Mariae mit, der verschnörkelten Minuskelschrift m)nt))fr
in fünfmaliger Wiederholung und einer zweiten kleineren von zwei Wörtern in
Minuskeln, die sich aber nicht entziffern lassem.
In das Patronatsstübchen ist neuerdings ein Gobelin gehängt mit der Dar-
stellung der Geburt des Heilandes. Hinter der Mutter, welche vor dem strahlen-
umgebenen Kinde kniet, sieht man eine weibliche Figur, die vielleicht die Hebamme
verstellt, und neben dieser Ochs und Flsel. Hinter dem Kindlein sieht man zwei
Finget und rechts Joseph mit einem Lichte; ein anderer Mann neben diesem ist
nicht zu erklären. Weiter im Hintergründe jauchzen die Hirten auf dem Felde
den Engeln in den Lüften zu. Zwei Frauen hinter dem ersten Engel sind nicht
verständlich. Die Gesichtszüge der Figuren des Teppichs sind schön und von idealem
Ausdrucke; der Fldtenwurf ist gut geordnet, die Haltung natürlich; als die Ent-
stehungszeit müssen die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts angesehen werden.
Die Glocke von 0,86 m Durchmesser hat um den Hals zwischen vier Riemen
diese in den Mantellehm gut, doch rechtsläuhg eingeritzte, also im Guss linksläuhg
erscheinende Majnskelschrift, deren Buchstaben selbst aber verkehrt — mit Aus-
nahme des D — eingeritzt sind, also auf der Glocke richtig stehen :
HJMRO^ XAP IQ6 X02I +
Der Glockenguss ist demnach in den Beginn des 14. Jahrhunderts zu setzen.
Die Glocke von 6,70 m Durchmesser ist oben von vier kleinen Schnüren (?)
umgeben, entbehrt aber jeder Schrift und jedes Schmuckes; die mit der vorigen
Glocke ähnliche Form lässt auf die gleiche Entstehungszeit schliessen.
Authausen.
Pfarrkirchdorf, 6,5 Inn östlich von Delitzsch gelegen, hat seine Kirche im Osten
der Gehöfte. Diese hat ihren Thurm, welcher im Erdgeschosse von einem Kreuz-
gewölbe überdeckt wird und mit Apsis versehen ist, im Osten.
Auch das also westlich vom Thurme (der den Altarraum bildet) gelegene Schiff
dürfte gleichzeitig mit dem Thurme entstanden sein , nämlich in spätromanischer
Zeit; es hat an der Südseite noch seinen ehemaligen, jetzt vermauerten Eingang und
zeigt dasselbe Bruchsteinmaterial wie der Thurm. Man bemerkt unter den Steinen
viel Raseneisenstein und mithin wie überall, wo dieses Material verwendet worden