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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 17): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Bitterfeld — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25511#0079
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Roitzsch.

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östlich einen dreiseitigen, aber stumpfen (d. h. nicht unter 45o Grad laufenden
Südost- und Nordostwänden) Schluss zeigt. Die Fenster des Chores haben ehemals
Maasswerk gehabt, man erkennt noch die Pfostenansätze auf der Sohlbankschräge.
Das Gewände des Ostfensters ist durch Hohlkehlen, die mit Rosetten besetzt sind,
reicher prohlirt; über ihm befindet sich eine Minuskelschrift, der man durch
Schwarzfärben der einzelnen Buchstaben bei der Wiederherstellung mehr Deutlichkeit
hat geben wollen, die indessen dadurch, wahrscheinlicher aber auch in Wirklichkeit
nicht so lautet, wie die Eirchenacten angeben, nämlich:
jot) midind nbt -
Ich wenigstens lese so:


An der Südwand des Chores steht über dem Fenster nach den Eirchen-
acten:
(nute &nr matdxtH: baut hirdR mD nltnr
als Fortsetzung nun der Name über dem Ostfenster. Schon wegen des Präsens
baut und der Zusammenstellung Eirche und Altar ist Misstrauen gegen die
Richtigkeit dieser Auslegung gerechtfertigt. Ich lese diese Jahreszahl:
KÜHO - &Hf lHftG - tut!!!
und vermag nur wenig Buchstaben der nun folgenden Schrift sicher zu erkennen
jedenfalls keinen Sinn aus ihnen herauszulesen. Ausserdem finden sich an den
Chorwänden noch Wappenschilde, von denen das eine ein Werkzeug, scheinbar
einen Spitzhammer, das andere dieses Zeichen trägt:
An den Chor sind fürEirchenstuben nördlich Anbauten gemacht und ebenso
südlich, wo am Schilfe westlich auch ein Vorbau zu dem spätgothisch proßlirten
Eingänge liegt. Der Thurm hat ßachbogig überwölbte Schalilöcher, welche nach
aussen als zwei von einander durch einen Pfeiler getrennte Spitzbogenfenster er-
scheinen, während der Pfeiler bündig mit der Flucht liegt. Das Dach ist als vier-
seitiges, steiles Zeltdach gebildet, dessen Spitze eine achtseitige Laterne inne hat.
Der romanische Bogen zwischen Chor und Schiff ist ausgebrochen, wie man
noch sehen kann. Im nördlichen Choranbau beßndet sich der Taufstein aus spät-
romanischer Zeit. Die acht Seiten des prismatischen Gefässes ziehen sich schnell
zusammen und stehen hier auf einem ebenfalls achtseitigen Wulste, der den Fuss
bildet. Das Sacramentshäuschen in der Nordwand des Chores wird von recht-
winklig sich an den Ecken kreuzenden Stabwerk umrahmt und hat eine Thür,
die ein Eselsrücken mit Lilie als Ereuzblume überdeckt.
Von einem ehemaligen Flügelaltare sind noch zwei Flügel vorhanden, auf welchen
die 'vier grossen Eirchenlehrer gemalt sind; ausserdem sind folgende spätgothische
Schnitzßguren an dem Altäre und der Eanzel aufs Neue verwendet: über der
Eanzel als Bekrönung links eine Heilige mit dem (jetz abgebrochenen) Schwerte (?)
 
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