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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

DOI Artikel:
Christoffel, Ulrich: Tanz und Plastik
DOI Artikel:
Wendland, W.: Die Kunst als Ausdruck der neuen Zeit, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0314

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Ernst Barlach. Berserker

ausbreiten. Auch Mary Wigman tanzt weniger
durch die Gliederung und Lösung des Körpers, als
durch seine gehallte, gebannte Kraft, durch die sie
ihr Erlebnis im geformten Raum zum Bild gestal-
tet. Der Tanz des Körpers schwingt in die schwar-
zen und goldbronzenen Faltenflächen und Stoffah-
nen, die das plastische Lehen sichtbar und daseins-
kräftig dem leeren Raum einprägen und zum un-
mittelbaren Ausdrucksmittel des Tanzes gehören.
Im Tanz ist die einzelne Stellung nur Übergang
und Wechsel des künstlerischen Ganzen, in der Pla-
stik bleibt die Bewegung aber an einen einmaligen
Ausdruck gebunden. Beide wollen aus Gelöstheit,
Trieb, Empfindung, Ekstase durch Rhythmus und
Kraft zu Ordnung und Gestalt gelangen und Innen
und Außen, Wollen und Erleben durch die Form in
Einklang bringen, sich dem Dasein nicht ergeben,
sondern es durch Bewegung meistern. Diese ^ er-
schmelzung der statischen Plastik und des fliehen-
den Tanzes zu einer willenserfüllten, gestalterischen
und das Leere bezwingenden Ausdrucksform ist eine
Schöpfung und ein Gleichnis unserer Tage.

Die Kunst als Ausdruck der Neuen Zeit

(Fortsetzung von Seite 277}

Göttin der Liebe bei den Griechen. Ewig ist das
Opfer Christi in der deutschen Kunst des Mittel-
alters. Dieses Ewige aber ist jene schöpferische
Kraft des Menschen, die jeden in seinen Bann
zwingt, die von Gott ist.

Nicht Gesetzmäßigkeit allein gestaltet Räume,
nicht der „Höhlentrieb" des Menschen macht Ar-
chitektur aus! Und auch nicht jener Verstand, mit
dem wir Menschlein Himmel stürmen möchten!
Setze ein Kind in den Sand, es wird ihn ergreifen
und gestalten.

Diese göttliche Schöpferkraft im Menschen ist
ewig. Wir kennen nicht ihren Ursprung. Aber sie
ist so alt wie die Menschen. Sie steigert sich durch
das „Werken ihrer Hand'" zum Handwerk und
darüber hinaus zur Kunst durch ihr ..Können"'.
Aber nicht allein das „Handliche" ist es. was Kunst
ausmacht, sonst wäre jede Geschicklichkeit Kunst,

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