Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

DOI Artikel:
Hellwag, Fritz: Herbstausstellung der Preussischen Akademie der Künste in Berlin
DOI Artikel:
Klapheck, Anna: Eine Ausstellung bulgarischer Künstler im Kunstverein Düsseldorf
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0134

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Herbstausstellung

der Preussischen Akademie der Künste in Berlin

Ein großer Saal ist mit Werken des 80jährigen Ernst Moritz
Geyger in Florenz gefüllt, die das ganze Gebiet seines reichen
Schaffens in der Malerei. Graphik und Plastik umfassen. Mit
besonderem Interesse sieht man das vornehm gehaltene Por-
trät einer Dame in dunklem Reitkostüm und einen halb liegen-
den italienischen Knaben im Atelierlicht, beide aus dem Besitz
der Stadt Berlin, dazu eine besonders schöne Rötelzeichnung
einer jungen Frau. Im übrigen ein willkommenes Wieder-
sehen mit meisterhaften graphischen Blättern und mit klei-
neren Bronzeplastiken und Medaillen, in denen wohl immer
die besondere Stärke dieses Künstlers zu suchen war. — Als
ein Ereignis für Berlin darf man die kleine Kollektivausstel-
lung des 60jährigen Münchners Bernhard Bleeker bezeichnen:
diese Porträtköpfe befreundeter Künstler und Wissenschaft-
ler, dazu auch der schöne Marmorkopf Hindenburgs wirken
als beste Beispiele dafür, mit wie wenigen, intuitiv erfaßten
und verwendeten Mitteln Persönlichkeiten lebenswahr darge-
stellt werden können. Neben ihm behauptet sich Willy Meiler,
Köln, mit einem lebendigen Bronzebildnis des Architekten
Klotz. — Im übrigen genießt man, von einigen Breker- und
Kolbe-,.Erinnerungen" aus zweiter Hand abgesehen, diesmal
die Plastik in der Darstellung weiblicher Ganzfiguren in an-
mutiger und zum Teil allegorischer Auffassung von Carla
Brill, Milly Steger, Hanna Cauer, Wilhelm Gut, Liselotte
Specht-Büchting, Richard Martin Werner und anderen. Beson-
ders ist eine kniende Mädchengestalt von Richard Scheibe zu
nennen, deren Beseeltheit in sirengstem Maßhalten erreicht
ist. Ein zartes Mädchen im Tanzschritt von Fritz Klimsch ist
als „Mänade" bezeichnet. — Das gemalte Porträt hat diesmal
wohl seine Höhepunkte in den Soldatenbildnissen von A. Paul
Weber und Otto von Kursell. Ein in eigenartig gelblichem Ton
dargestelltes Bildnis des Senators Bartoli von Fritz Rhein und
Frauenbildnisse von Arthur Kampf in leuchtender gelber
Bluse und von Willy Jaeckel in weinrotem Kleid: ferner ein
lesendes Mädchen in Grau von Ahlers-Hestermann und von
Rudolf Hinderer das Bildnis seines Vaters. — In der Land-
schaft geht die Linie von der selteneren Farbigkeit über das
Stimmungsmäßige oft bis zur fast topographischen Naturbe-
trachtung. Es können aus der großen Zahl nur einige Bei-
spiele genannt werden. Sein Augenerlebnis gibt mit Frische
Alfred Knispel. Kurt von Keudell läßt in seiner Kurischen
Nehrung, weißes Dünenland vor leuchtend blauem Meer, den
Farben viel von ihrer Eigenwirkung. Die Lebendigkeit der
Wald- und Strandbilder des 81jährigen Philipp Franck ist
wieder staunenswert: sie tragen wirklich die letzte Jahres-
zahl. Atmosphärische Probleme in den Bildern von Heinz
Fuchs und Willi Kohl, durchscheinendes Licht in denen von
Albert Birkle. Franz Stock unterlegt seinen Landschaften
einen einheitlichen Goldton. Schöne Stimmung über einem
Landungssteg in der Abenddämmerung von Otto H. Engel,
über den Feldern und Wäldern von Willy ter Hell und in
den einsamen Dünen von Ludwig Dettmann, über die ein Zug
von Wildgänsen streicht. Weite Gesamtsicht erstrebt in seiner
bekannten Weise Fritz Heidingsfeld in einer ostdeutschen
Landschaft. In großem Stil bewältigt Wilhelm Dachauer,
Wien, ein frontal aufsteigendes Bergtal bis in Schneehöhe in
seinem Temperagemälde „Bergbauern". — Blumenbilder von
Willy Jaeckel und Erhard Amadeus Dier. — Schließlich sei
noch ein prächtig stilisierter liegender Jungbär des Bildhauers
Fritz Bernuth als ein Hauptwerk der reichhaltigen Ausstel-
lung hervorgehoben. Fritz neilwag

Eine Ausstellung

Bulgarischer Künstler im Kunstverein Düsseldorf

Nach der Ausstellung Flämischer Künstler in der Düssel-
dorfer Kunsthalle und der Niederländischen Ausstellung im
Kölner Kunstverein ist nun auf ihrer Wanderung durch
deutsche Städte die „Ausstellung Bulgarischer Künstler in
Deutschland 1941" im Düsseldorfer Kunstverein einge-
zogen. Sie will einen Überblick vermitteln über den Stand der
bulgarischen Kunst von heute und zur Vertiefung der kultu-
rellen Beziehungen zwischen den beiden befreundeten Län-
dern beitragen. Schon der heiter-klare Farbzusammenklang
des Werbeplakats erweckt uns die Vorstellung der vertrau-
ten und bewunderten handwerklichen Erzeugnisse bulgari-
scher Nationalkunst, und so erwarten wir Bilder und Formen
von ähnlich klarer und ausgesprochener Haltung. Diese Er-
wartung wird naturgemäß nur zu einem Teil erfüllt. Die alte
und junge Generation ist mit ihren Werken der Malerei und
Plastik vertreten. Überliest man die dem Katalog beigegebe-
nen Lebensabrisse, so sieht man, wie die bulgarischen Künst-
ler fast ausnahmslos in den europäischen Hauptstädten stu-
diert und sich infolgedessen vielfachen Einflüssen hingegeben
haben. Nur langsam haben sie zu einer eigenen bodenständi-
gen Kunst hingefunden. Im Bildnis sind die allgemein euro-
päischen Sliltendenzen am fühlbarsten. Am echtesten spre-
chen uns die zum Teil farbigen Holzschnitte an, die von ur-
wüchsiger Kraft sind und Land und Volkstum, bäuerliches
Leben und Legende in großen geschlossenen Formen er-
stehen lassen. In der Plastik kommt der Stilwille am stärk-
sten bei einigen Holzschnitzereien zum Durchbruch. Ahnlich
wie im Holzschnitt gelingt den Künstlern bei der Darstellung
schlichter Bauerngestalten, Gruppen von Mutter und Kind
und schöner Tierplastik die Loslösung vom westdeutschen
Einfluß. Die Malerei nimmt den breitesten Raum ein. Die viel-
gestaltige bulgarische Landschaft mit ihren mächtigen Gebir-
gen, ihren festgefügten Städten, ihrer farbigen fruchtbaren
Erde bildet den unerschöpflichen Gegenstand. Wohl kann
auch die bulgarische Landschaft pariserisch, rheinisch oder
münchnerisch gesehen werden; aber auch als Maler sind
junge Kräfte am Werk, der bulgarischen Kunst den Weg zu
eigener Form und eigenem Ausdruck zu bahnen.

A. Klapheck-Strümpell

Zu unserer farbigen Tafel:

J. G. Ziesenis, Bildnis Marie Gräfin zu Schaumburg-Lippe

So reich das Werk dieses Künstlers ist, so wenig ist uns von
seinem Leben bekannt. In Kopenhagen 1716 geboren, war er
zunächst Schüler seines Vaters und der Düsseldorfer Aka-
demie. Seine Malerei bedeutete zweifellos einen Höhepunkt
seiner Zeit. Er gehörte nicht als Hofmaler zu der Masse der
Künstler, die den Fürsten nur als Repräsentanten seines Stan-
des darzustellen wissen, er zeigte ihn in temperamentvoller
und empfmdungsreicher Malerei als Mensch. Seine Tätigkeit
als Hofmaler begann er am Pfalz-Zweibrücker-Hof, kam von
dort infolge seines schon gegründeten Rufes an den Hof in
Hannover (1764), war dann an verschiedenen mitteldeut-
schen Fürstenhöfen tätig. Das hier abgebildete Bildnis der
Gräfin zu Schaumburg-Lippe gehört zu seinen besten Leistun-
gen und darf sich ohne Scheu mit den vorzüglichsten Werken
der großen französischen und englischen Porträtisten mes-
sen. Gestorben ist Ziesenis 1777 in Hannover.

72
 
Annotationen