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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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Lill, Georg: Ein Nibelungenzyklus von Albert Burkart
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https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0021

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Albert Burkart. Der Hornbläser aus dem Fresko Abb. S. 21

Ein Nibelungenzyklus von Albert Burkart*). Von Georg Lill

Für den „Fahnensaal" einer Luftkriegsschule hat
Albert Burkart. München, den Auftrag erhalten, einen
Nibelungenzyklus in Kaseinfresko zu malen, den er
im Jahre 1958 in den Kartons vorbereitete und im
Jahre 1959/40 unter Beihilfe von Erwin Henning
und Stefan Pichler ausführte.

Gegeben war ein quadratischer Baum von 16 x 16 m
und einer Höhe von 7 m. An zwei gegenüberliegen-
den Seiten öffnen sich je drei hohe Fenster, die wich-
tig für das maßstäbliche Verhältnis im Baumkubus
sind. Die hölzerne Flachdecke, die mit der Lötflamme
dunkel gebrannt ist, zeigt flache Kassetten; der Fuß-
boden ist mit leicht rötlichen Travertin-Platten be-
deckt. Zwei schlichte Türen bilden den Zugang.
Die Schwierigkeit bestand darin, diese fast würfelför-
mige Baumeinheit mit kraftvoller Monumentalität
zu füllen, ohne lastend zu wirken, den richtigen Maß-
stab zum Beschauer zu finden, und dem Baum neben
der Würde eine warme Xote zu geben.
Die Monumentalität wurde vor allem dadurch ge-
wonnen, daß die Wandmalereien den einmal gege-
benen Baumim selben Maßstabsverhältnis optisch er-
weitern, aber auf barocke Illusion verzichten. In der

*) Die Wiedergabe der Bilder geschieht mit Genehmigung des Reichsluft-
fahrtministeriums.

Mitte der geschlossenen Wände treten mächtige Bau-
ten in zwei Geschossen vor, während sich seitlich Gas-
sen und Höfe öffnen, die den Blick in eine Baum-
flucht von wechselnder Beleuchtung führen. Diese
zweigeschossige Anlage geht aber dann auch an den
Fensterwänden durch, wo Altanen, Stiegen und Bö-
gen dieselbe Funktion übernehmen. An den Fenster-
seiten sieht man deutlich, wie die gemalten Architek-
turteile auf der einfachen Gliederung des gegebenen
Baumes aufgebaut sind, die in der Gleichheit von
Sockel und Sims besteht. Dadurch wird im Beschauer
das Gefühl erweckt, als ob er sich im Mittelpunkt der
Geschehnisse befinde, die sich vor seinen Augen ab-
spielen. Farbig wird diese Einheit durch einen ge-
meinsamen Grundton erreicht, der aus grün-grau-
gelben Schattierungen besteht und von denen die Fi-
gurenszenen sich in brückenartigen Yerspannungen
abheben. Als farbige Hauptakzente werden Englisch-
rot, Yv eiß und Schwarz aufgesetzt, während die üb-
rigen Töne blumig variieren und der Himmel eine
blaugraue Schwere besitzt.

In diesem tektonischen und farbigen Bahmen spielt
sich das epische Geschehen des ungeheuerlichen ger-
manischen Heldenliedes in seinen dramatischen Span-
nungen von Glück und Elend, von Liebe und Haß ab.

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