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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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Ottmann, Franz: Emil Jakob Schindler (1842-92)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0535

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Emil Jakob Schindler. Landstraße bei Plankenberg

Emil Jakob Schindler (1842—92). Von Franz Ottmann

Dieser Wiener Maler hatte das seltene Glück, in
einem Landsmann und Schüler, Carl Moll, den treu-
esten Freund, Verkünder und Deuter zu finden und
so hat dieser nun im Oberen Belvedere eine Gedächt-
nis-Ausstellung aufgebaut, die das Gesamtwerk durch
Vereinigung des Wichtigsten — etwa 70 Bilder —
monumental emporhebt. (Von ihm auch eine Biogra-
phie, Wien 1950.) Die Albertina bietet in etwa
50 Zeichnungen eine wertvolle Ergänzung dazu. Ein
solcher Glücksfall spricht für beide Männer. Aber
nicht leicht auch hat es eine Kunst so nötig, betreut
und immer wieder einmal zusammengeballt zu wer-
den. Denn es ist eine überaus zarte, intime, gerade
dadurch höchst eindringliche atmosphärische Stim-
mungskunst. Indem ein Bild verwandte Motive und
Probleme des anderen weiterspinnt, stützen, ja stei-
gern sie sich gegenseitig und strömen erst die volle
Leuchtkraft und Wärme aus.

Als Schüler Zimmermanns an der Akademie ist

Schindler vom W aide ausgegangen wie ihn Ludwig
Richter in seiner „Genoveva" malte. Auf der Welt-
ausstellung 1873 hat er die Schule von Barbizon
kennengelernt, die ihn zum Lichte führte, hat sich
damit von der pathetischen Romantik losgelöst — um
dafür allmählich in eine seinem Wesen gemäße idyl-
lische oder hymnische zu geraten. Die Freunde Jette]
und Ribarz zogen nach Paris, er ging nie dahin.
Makart war ständiger Besucher im Prater-Atelier,
nahm ihn dann zu sich in seinen Prunkraum — etwas
von seiner satten Farbenharmonie mag bei dem um
zwei Jahre Jüngeren zu finden sein, besonders in den
holländischen Bildern. Dalmatien. Venedig rissen ihn
dann wieder mehr ins Licht. Noch immer suchte
Schindler, verkaufte selten, litt Not. 1878 heiratete
er eine junge Hamburger Sängerin, bereute hernach oft.
die geliebte Frau mit zwei Töchtern in seinen Lebens-
kampf gezogen zu haben, denn häufig fehlte es am Drin-
gendsten : in Wahrheit hatte er es aber nicht zu bereuen.

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