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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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Christoffel, Ulrich: Münchner Brunnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0359

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Franz Mikorey. Brunnen am Tassiloplatz

Münchner Brunnen. Von Ulrich Christoffel

München, das keineswegs in einer quellreichen Land-
schaft liegt, ist erst seit den Tagen König Ludwigs I.
auch zu einer Stadt der Brunnen geworden. Der in-
nern altern Stadt fehlen im Gegensatz zu Nürnberg
und Augsburg die schönen Brunnen, die nur in den
Höfen der Residenz ihren Platz gefunden haben.
Aber seit die römischen Fontänen vor der Universität
aufgestellt wurden und seit die Stadt durch Fernlei-
tungen mit dem reichen Wassersegen versorgt wurde,
den der Wittelsbacher Brunnen bildlich schön ver-
gegenwärtigt, haben sich die Brunnenanlagen rasch
vermehrt, und sie haben auch ihren eigenen münch-
nerischen Charakter erhalten. Das natürliche Kräfte-
spiel des erfrischenden Elements bestimmt den bild-
nerischen Rhythmus der Brunnengestalten, die die
Bildhauer aus der Phantasie des Wassers entwerfen.
Neben den festlichen Brunnen wie etwa demNornen-
brunnen von Netzer oder dem Neptunbrunnen von
Wackerle dürfen die bescheidenem Gebrauchs- und
Zierbrunnen nicht vergessen werden, die das tätige
und umsichtige Stadtbauamt von Jahr zu Jahr neu

entstehen ließ. Neben dem praktischen Zweck dienen
diese Kleinbrunnen der freundlichen und oft humor-
vollen Belebung der Straßen, Plätze und Anlagen
oder der Höfe von Schulen und Altersheimen. Auf
dem Waldfriedhof steht ein Brunnen von Leopold
Halm, der ganz im Sinne der alten Dorfbrunnen den
breitgelagerten Trog mit dem aufrechten, dreieckigen
Stock verbindet, der von einem schindelbedeckten
spitzen Hut beschattet wird. Auch eine Vogeltränke
fehlt nicht. Der plastische Schmuck beschränkt sich
auf die Nischen, in denen in volkstümlicher Symbolik
auf das Heiltum des Wassers hingewiesen wird. In
der Anpassung an eine gute Uberlieferung, die auf
Jahrhunderte zurückblickt, ist der Brunnen vorbild-
lich. Unbestritten erweist die heutige Werkkunst in
der Einfühlung in die Welt der „ewigen Formen" der
Volkskunst ihre besten Anlagen.
Die Brunnen der Straßen und Plätze erneuern eben-
falls alte Brunnenmotive im Sinne des heutigen Ver-
stehens, indem sie den figürlichen Schmuck mit der
tektonischen Gestaltung organisch verbinden. Her-

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