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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0474

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Nachrichten

Berlin, im Monat Juni sind hier etwa 1500 Kunstwerke
gleichzeitig öffentlich ausgestellt, womit bewiesen ist, daß der
Kunst und den Künstlern eine nachdrückliche Pflege zuteil
wird. Die „Preußische Akademie der Künste"
veranstaltete ihre regelmäßige Frühjahrsausstellung im eige-
nen Hause, Unter den Linden 3. — Die unter der Leitung des
Reichsbeauftragten für künstlerische Formgebung Schweitzer
stehende „Große Berliner Kunstausstellung"
durfte diesmal in die Nationalgalerie einziehen, denn sie sollte
den Auftakt der von Reichsminister Dr. Goebbels ins Leben
gerufenen „Berliner Kunstwochen" bilden. Daneben zeigt der
„Verein Berliner Künstler" in der Tiergartenstraße Werke
seiner Mitglieder. Die Ausstellung der Akademie, die Ölgem äld e
im Frühjahr ausschloß und sich nur auf Aquarelle, Zeich-
nungen, Graphik und Bildhauerwerke beschränkte, zeigt
aus diesem Grunde eine festere Geschlossenheit, Sonder-
ableilungen waren zwei Jubilaren, Fritz Klinisch und Georg
Kolbe, eingeräumt. Klimsch hatte den lichten Plastik-
saal des Erdgeschosses mit seinen Werken gefüllt. Hier sah
man in schöner, nicht übertriebener Haltung die kraftvoll
vorwärts stürmende Großgestalt seines „Siegers", dessen Be-
sitz die Stadt Kassel sich erfreut, und einen großen „Kämpfer".
Daneben viele seiner bekannten Frauenfiguren, deren voll-
endete körperliche Harmonie dem Meister seine große Ge-
meinde geworben hat. Ferner einige große Modelle, die zur
Ausführung in Marmor für das Treppenhaus des Propaganda-
ministeriums bestimmt sind. Vorbildlich wirkten auch hier
wieder die bekannten männlichen Büsten von Slevogt, Schlic-
hen, Planck und Stransky. Georg Kolbe hatte sich darauf be-
schränkt, wenn man dies eine Beschränkung nennen darf,
einen kleineren Saal mit seinen zeichnerischen Vorstudien zu
füllen, in denen die geistige Kraft des Künstlers mit tiefer
Eindringlichkeit auf den Betrachter wirkt. Auch sonst war
die Plastik gut vertreten. In schöner Oberflächenbehandlung
eine „Liegende" von Kurt Edzard, eine „Aphrodite" von Jo-
hannes SchifTner, eine in Verzückung die Arme erhebende
Frau, „Geschlossene Augen" betitelt, von Friedrich Heuler
und eine offenbar für sehr geglätteten Marmor gedachte „Sin-
nende" von Alfred Thiele; ferner gute Köpfe von Willy
Schwinghammer, Gustav Seitz, Kurt Lehmann, Hanna Cauer,
Lorenz Zilken, Joachim Karsch, Hermann Geibel und Büsten
von Jak. Wilh. Fehrle und Karl L. Honegger und anderen.
Besonders sei noch das große „Stehende Mädchen" von Lud-
wig Kasper genannt von äußerst vereinfachter Strenge. Groß
war die Zahl landschaftlicher Aquarelle, in denen die Per-
sönlichkeit der Schaffenden sich mit erfreulicher Frische
offenbarte; eben diese Fülle macht es leider unmöglich, hier
die einzelnen Leistungen zu würdigen. Gern sah man in einem
Sonderkabinett Arbeiten von Adolf Strübe selbst, dessen guter
Einfluß auf seine Schüler so oft zu bemerken war. Da waren
Entwürfe für ein Wandbild für das Friesenhaus am Reichs-
sportfeld, deren figürliche Komposition sich wohltuend von
der üblich werdenden Pose fernhält; landschaftliche Studien
und Figürliches und ein großes Pastell „Frauen im Tabak-
feld", stets in der Modellierung vom Licht, nicht von „Schat-
tierung" abgeleitet; und eine durchdachte Frauenbüste, die
manches über ihren Schöpfer aussagte. Ein Stilleben „Kürbis
und Quitten" von Max Kaus muß um seiner Leuchtkraft, ein
Holzschnitt „Wiesenblumen" von Karl Hennemann um seiner
Intimität willen genannt werden. Die ältere Gruppe der „Aka-
demiker" vertraten Arthur Kampf u. a. mit einer großen

Tempera, auf der ein sich reckender Bauer symbolisch die
Kraft der „Erde" darstellt, Ludwig Dettmann, ganz in seinem
Element mit einer Serie „Ackerpferde vor dem Pflug" in wei-
tem Felde, Willy Jaeckel mit einem bemerkenswerten Selbst-
porträt, Frauenbildnissen und Akten, und Philipp Franck mit
leuchtenden Landschaften. — Die Ausstellung der „Großen
Berliner" ist zu umfangreich, um in allen Teilen den Ge-
danken verwirklichen zu können, den das Vorwort des Kata-
loges mit den Worten „Vom Zeichen zum Bild, vom (Erschei-
nungs-) Bild zum Sinnbild" als den kommenden Ausdruck
schon für das gesamte deutsche Kunstschaffen voraussehen
möchte. Was der bildende Künstler zum Bilde formt, wandelt
sich doch schon in seinem Auge zur Neuschöpfung, auch ohne
den etwas literarisch geprägten Vorsatz „Dichter des Sicht-
baren" zu haben; gewollte Symbolik wäre als ein Allgemein-
ziel vielleicht doch etwas bedenklich und könnte bald ins
Leere leiten. Anders ist es etwa beim Wandbild, wo sie zur
bewußten Stilisierung führen darf, wie etwa bei den über-
lebensgroßen Lackbildern (Fischer, Baumsäger, Mäher usw.),
die Harold Bengen für den Krug beim Tannenberg-Denkmal
geschaffen hat. Im gleichen Kuppelsaal ist ein konkaves Re-
lief von riesigem Längsmaß, „Tiegelstahlguß" von Artur Hof-
mann, Berlin, aufgestellt, das für die Firma Krupp in Essen
als Denkmal der Arbeit geschaffen wurde, und auf dem der
Künstler sich ganz darauf beschränkte, im ganzen eine Be-
wegung durchgehen zu lassen, womit er eine weit stärkere
Wirkung erreichte, als wenn er sich bei den Einzelfiguren auf
Symbolik eingelassen hätte. Der Raummangel verbietet uns,
aus der ungewöhnlich umfangreichen und im Durchschnitt
gleichwertigen Ausstellung einzelne Werke herauszuheben.
Das Porträt ist, besonders in der Plastik, sehr gut vertreten.
Die Landschaft zeigt große Vielseitigkeit der künstlerischen
Erfassung. Das Kriegserlebnis ist mit ihr in den Werken von
Heinrich Amersdorffer, Georg Lebrecht, Otto A. Hirth, Rudolf
Hengstenberg und anderen sehr eindrucksvoll verbunden.

Hellwag

BRESLAU. Seit den Tagen, da Schlesien wieder die unmit-
telbare traditionelle Verbindung mit Wien und dem Donau-
raum erhielt und seit der Erschließung des östlichen Vorfel-
des durch die deutschen Waffen und die deutsche Aufbau-
arbeit, hat gerade Breslau wieder seine alte Mittelpunkt- und
Brückenkopfstellung im mittleren deutschen Osten erhalten.
Insbesondere ist das Aufblühen der kulturellen Tätigkeit der
schlesischen Hauptstadt unverkennbar, an dem die Tätigkeit
der Kunstsammlungen der Stadt Breslau trotz aller kriegs-
bedingten Einschränkungen regen Anteil nimmt. Unter den
zahlreichen wechselnden Ausstellungen, die seit Beginn des
Krieges in den beiden Häusern (Schlesisches Museum für
Kunstgewerbe und Altertümer und Schloß-Museum) statt-
fanden, verdienen die beiden z. Zt. laufenden Veranstaltungen
besondere Beachtung. „Erlesenes Kunstgut aus fünf Jahr-
hunderten" vom späten Mittelalter bis zur Gegenwart ist der
Sammelbegriff für die Neuerwerbungen, die die Kunstsamm-
lungen der Stadt Breslau in den letzten lYz Jahren täti-
gen konnten. Goldschmiedearbeiten der Renaissance- und
Barockzeit, unter ihnen der hervorragende Hochzeitspokal
für den Herzog Friedrich aus dem Jahre 1538, geschnittene
und geschliffene Gläser des 17. und 18. Jahrhunderts, Berg-
kristallarbeiten, Fayencen und Porzellane, spätgotische und in-
tarsierte Barockmöbel, sowie eine Anzahl Gobelins und Texti-
lien umfassen die Sammeltätigkeit des Museums. Auch die

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