Eugen Dücker. Capri
Eugen Dücker. Eine Würdigung zum 100. Geburtstag. Von Adalbert Klein
Auf der Insel Ösel, in Arensburg, wurde Eugen
Dücker am 10. 2. 1841 geboren. Als Balte war er
russischer Staatsbürger und besuchte 1858—1865
die Akademie in Petersburg. Er erlangte ein Reise-
stipendium und bereiste Deutschland, Frankreich,
Belgien und Holland. Hier lernte Dücker die deut-
schen Wälder und Berge kennen. Reizvolle Skizzen
sind aus den Jahren 1864—1866 vom Harz und aus
der Alpenwelt erhalten. Seitdem kehren in Dückers
Werk Waldlandschaften immer wieder. Allerdings
selbst nachdem der Rhein, Düsseldorf, seine Wahl-
heimat geworden war und nach Italienfahrten in
den Jahren 1875 und 1899 zog es den Maler in sei-
nem Schaffen stets wieder zum nordischen Meer. 1864
war Dücker nach Düsseldorf gekommen, 1873 wurde
er Professor an der Staatlichen Kunstakademie.
Von den früheren Arbeiten sind Bilder aus seiner
Heimat bekannt, wie die Livländische Landschaft
von 1865 (Abb. S.86). Sie ist noch sehr der roman-
tischen Auffassung verbunden, man fühlt sich an
Bilder von Richter erinnert. Allerdings zeitigt ein
Vergleich, etwa auch mit den zeitgenössischen Land-
schaftern Düsseldorfs, bedeutsame Unterschiede. Das
Andere und Neue ist die starke Wirklichkeitsnahe.
Der Weg, das spärliche Gras, der Baumschlag sind
farbig in der dargestellten Beleuchtung so wieder-
gegeben, wie der Künstler sie vor sich gesehen hat.
Alle Teile des Bildes sind vom Leben der Natur er-
füllt. Die Realität der Landschaft empfinden wir
noch stärker in dem gleichzeitig entstandenen Bild
der Ostseeküste mit Fischerkähnen. Wieder sind wir,
wie bei vorher betrachteten Bildern, mit in den Bild-
raum gestellt. Es ist dies ein Grundzug der Kunst
Dückers, den er mit anderen Deutschen seiner Gene-
ration teilt. Gegenüber der bisherigen Malerei, vor
allem in Düsseldorf, war dies in der ausgeprägten
Weise etwas Neues. Keine Kulisse, keine Rampe, kein
Aufblick geben den Abstand, es sei denn die Ruhe
des Bildes, die Stimmung mit der Erfassung des
Wesentlichen vermöchte den Beschauer vor dem ge-
schlossenen Bild verharren lassen. In einer schwer
zu beschreibenden Weise erreicht Dücker durch ein
verhaltenes Herausleuchten und Versinken kräftiger
Ortsfarben wie Laubgrün, Rotbraun oder Coelinblau
in kühlem Grunde wie bei einigen Seebildern oder in
warmen goldigen Tönen, wie bei dem Gemälde mit
dem Bilker Busch aus dem Jahre 1869, die Wirkung
(Abb. S. 88). Mit diesem Blick in die Umgebung der
Stadt seines Wirkens erschließt er als einer der
wenigen die Eigenart des niederrheinischen Landes,
auf das Dücker seine Schüler immer wieder hinwies.
Auch hier vermittelt der so gern niedrig gegebene
Horizont mit licht-erfülltem Dunst einen Eindruck
von der Weite des niederdeutschen Raumes. Eine
Bildstudie von 1876 führt uns in den Harz (Abb.
S. 88). Hier tritt uns eine weitere Eigenart Dückers
85
Eugen Dücker. Eine Würdigung zum 100. Geburtstag. Von Adalbert Klein
Auf der Insel Ösel, in Arensburg, wurde Eugen
Dücker am 10. 2. 1841 geboren. Als Balte war er
russischer Staatsbürger und besuchte 1858—1865
die Akademie in Petersburg. Er erlangte ein Reise-
stipendium und bereiste Deutschland, Frankreich,
Belgien und Holland. Hier lernte Dücker die deut-
schen Wälder und Berge kennen. Reizvolle Skizzen
sind aus den Jahren 1864—1866 vom Harz und aus
der Alpenwelt erhalten. Seitdem kehren in Dückers
Werk Waldlandschaften immer wieder. Allerdings
selbst nachdem der Rhein, Düsseldorf, seine Wahl-
heimat geworden war und nach Italienfahrten in
den Jahren 1875 und 1899 zog es den Maler in sei-
nem Schaffen stets wieder zum nordischen Meer. 1864
war Dücker nach Düsseldorf gekommen, 1873 wurde
er Professor an der Staatlichen Kunstakademie.
Von den früheren Arbeiten sind Bilder aus seiner
Heimat bekannt, wie die Livländische Landschaft
von 1865 (Abb. S.86). Sie ist noch sehr der roman-
tischen Auffassung verbunden, man fühlt sich an
Bilder von Richter erinnert. Allerdings zeitigt ein
Vergleich, etwa auch mit den zeitgenössischen Land-
schaftern Düsseldorfs, bedeutsame Unterschiede. Das
Andere und Neue ist die starke Wirklichkeitsnahe.
Der Weg, das spärliche Gras, der Baumschlag sind
farbig in der dargestellten Beleuchtung so wieder-
gegeben, wie der Künstler sie vor sich gesehen hat.
Alle Teile des Bildes sind vom Leben der Natur er-
füllt. Die Realität der Landschaft empfinden wir
noch stärker in dem gleichzeitig entstandenen Bild
der Ostseeküste mit Fischerkähnen. Wieder sind wir,
wie bei vorher betrachteten Bildern, mit in den Bild-
raum gestellt. Es ist dies ein Grundzug der Kunst
Dückers, den er mit anderen Deutschen seiner Gene-
ration teilt. Gegenüber der bisherigen Malerei, vor
allem in Düsseldorf, war dies in der ausgeprägten
Weise etwas Neues. Keine Kulisse, keine Rampe, kein
Aufblick geben den Abstand, es sei denn die Ruhe
des Bildes, die Stimmung mit der Erfassung des
Wesentlichen vermöchte den Beschauer vor dem ge-
schlossenen Bild verharren lassen. In einer schwer
zu beschreibenden Weise erreicht Dücker durch ein
verhaltenes Herausleuchten und Versinken kräftiger
Ortsfarben wie Laubgrün, Rotbraun oder Coelinblau
in kühlem Grunde wie bei einigen Seebildern oder in
warmen goldigen Tönen, wie bei dem Gemälde mit
dem Bilker Busch aus dem Jahre 1869, die Wirkung
(Abb. S. 88). Mit diesem Blick in die Umgebung der
Stadt seines Wirkens erschließt er als einer der
wenigen die Eigenart des niederrheinischen Landes,
auf das Dücker seine Schüler immer wieder hinwies.
Auch hier vermittelt der so gern niedrig gegebene
Horizont mit licht-erfülltem Dunst einen Eindruck
von der Weite des niederdeutschen Raumes. Eine
Bildstudie von 1876 führt uns in den Harz (Abb.
S. 88). Hier tritt uns eine weitere Eigenart Dückers
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