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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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Klein, Adalbert: Eugen Dücker: eine Würdigung zum 100. Geburtstag
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https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0173

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Eugen Dücker. Livländische Landschaft

entgegen. In überzeugender Weise flutet das Sonnen-
licht durch die Landschaft. Brach es sich in andern
Bildern verhalten in mannigfachen Beflexen, so wird
hier vom lichten Schatten her gesehen der ganze Baum
davon durchtränkt. Kein theatralisches Licht, sondern
die der Wirklichkeit abgewonnene sonnige Welt. Den
gleichen Beiz erfuhr der Maler im Süden, als er auf
Capri malte (Abb. S. 85). Die Sonne steht hoch und
brennt auf das Ufer hernieder. Die Fischerboote mögen
den Künstler an die heimatlichen Gefilde erinnert
haben. Die Weiträumigkeit seiner Bilder erfaßt uns
in der Dünenlandschaft von Sylt (Abb. S. 87). Von
einer heiteren Seite zeigen sich die figürlichen Stu-
dien, wie Dücker sie am holländischen Strande ge-
malt hat. Man ist versucht, an die impressionistische
Malerei zu denken. Es hieße aber Dücker mißver-
stehen, wollte man in diesen Arbeiten mehr als Stu-
dien sehen. Während seines ganzen Wirkens hat sich
Dücker nie durch französische Werke verleiten las-
sen, von seinem Wege abzugehen. Fern der be-
ginnenden Zersetzung im Impressionismus durch
eine fast auflösende Auflockerung der Farbflächen,
stellte er einem oft nur verwaschenen romantischen
Ideal einen Sinn für die Wirklichkeit entgegen, der,
wie seine Bilder zeigen, naturnahe beseelt ist. Damit
steht Eugen Dücker, dessen bescheidene Persönlichkeit
von seinem Werk wenig Aufhebens machte, würdig in
einer Beihe mit den Männern, die das große Erbe eines
Altdorfer, Huber, Elsheimer, Willmann, den Land-
schaftsmalern des 1 S.Jahrhunderts bis zu Friedrich und

Blechen weitergeben an die nächsten Glieder in der lan-
gen Kette deutscher Landschaftskunst. Lange sind in
Verkehrung der Tatsachen ein ausschlaggebender Ein-
fluß französischer Malerei behauptet und dabei deut-
sche Meister, man denke nur an Blechen, Bayski und
Menzel, verkannt worden. Was die deutsche Kunst
groß machte, weil es eben dem Wesen des Deutschen
entspricht, ist die Beseelung der Natur. Diese Hal-
tung hat der Kunst immer von neuem die erhabene
Stellung gesichert. Es ist auch das Vermächtnis, das
Eugen Dücker der Nachwelt hinterlassen hat.
Im Jahre 1900 erhielt er den Auftrag für ein Wand-
bild der Buhrorter Schifferbörse. In dieser Zeit hat-
ten sich bereits mehrere Schüler einen Namen ge-
macht. Hier seien von den vielen nur genannt Jern-
berg, Liesegang, Ciarenbach und Modersohn. So hin-
terließ Eugen Dücker, als er 1916 starb, eine Beihe
namhafter Schüler und ein Werk, das heute noch
lebendig als Tat und Vorbild wirkt.
Bei den abgebildeten Werken handelt es sich um
Ölmalerei, auf die lichte Klarheit seiner Aquarelle
kann hier nur hingewiesen werden.
Es ist dankenswert, daß in diesem Jahre trotz der
bekannten Schwierigkeiten die Staatliche Kunst-
akademie und der Kunstverein für die Bheinlande
und Westfalen unter Leitung des kürzlich verstorbenen
verdienstvollen Geschäftsführers Gustav Lomnitz mit
einer Gedächtnisausstellung zum 100. Geburtstag vie-
len das Werk Eugen Dückers nachdrücklich in Er-
innerung brachte.

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