Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

DOI article:
Gotzes, August: Heinrich von Richthofen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0325

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
H. von Richthofen. Riegsee

Heinrich von Richthofen. Von August Gotzes

Ein Gang durch die repräsentative Jahresschau deut-
scher Kunst in München lehrt, daß die Besinnung auf
die große deutsche Kunst der Vergangenheit mehr
und mehr Platz greift. Man würdigt wieder mehr
wie sonst ihre anregenden, aufbauenden Werte. Der
Künstler, der im alten Geiste und in enger Fühlung-
nahme mit der Gegenwart schafft, steht nicht abge-
sondert, einsam und von nur wenigen verstanden da,
sondern als ein Verwirklicher und Künder deutschen
Wesens und deutscher Innerlichkeit.
In jeder Münchener Jahresausstellung begegnen wir
Heinrich von Richthofen mit seinen eindrucksvollen
Bildern. Er gehört zu den Künstlern, auf die das
Gesagte von jeher zutraf. Für ihn ist die Idee der
"Wiedergeburt der Kunst der großen alten Meister
nicht neu. Sie ist ihm längst zu einer Lebensaufgabe
geworden. Sie zu verwirklichen, stützt er sich nicht
nur auf das, was ihm die alten Meister und ihre Tech-
nik zu sagen haben. Sein unermüdliches Studium gab
ihm auch Mittel an die Hand, die durchaus eigen-

persönlicher Art sind. Bevor wir uns hiermit befas-
sen, einiges über seinen Entwicklungsgang.
Heinrich von Richthofen, 1889 auf dem elterlichen
Gut Klein-Rosen in Schlesien geboren, verlebte hier
mit fünf Geschwistern seine Jugendzeit. Talent und
Neigung bestimmten ihn schon früh für den Maler-
beruf. Starke Anregung gab ihm die Schrift des Ma-
lers Edmund Steppes über die deutsche Malerei, in
der u. a. auch von dem Suchen und der Forderung
nach der alten Maltradition, die in früheren Jahr-
hunderten unvergleichliche Werke erstehen ließ, die
Rede war. An Hand dieser Schrift wurde ihm klar,
wie und wo er als Maler beginnen müsse, um auch
in unserer Zeit eine Tradition im Sinne dieser gro-
ßen Meister aufbauen zu können. Auch erblickte er
in dem täglichen Umgang mit der Natur, die ihn be-
sonders zur Wiedergabe anregte, eine sichere Mög-
lichkeit zur A'erwirklichung seines Zieles.
Nach Ablegung der Reifeprüfung ging er nach Mün-
chen und begann sein Studium bei dem Verfasser der

165
 
Annotationen