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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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Gotzes, August: Heinrich von Richthofen
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https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0326

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H.von Richthofen. Bernried

genannten Schrift. Nach Art der alten Meister er-
lernte er den zielbewußten Aufbau eines Bildes, sehr
im Gegensatz zur impressionistischen Malweise. Die
Meister der Alten Pinakothek dienten ihm als Vor-
bild. Hierzu trat das Zeichnen nach der Natur. Aus
den gewonnenen Eindrücken und an Hand der Zeich-
nungen entstanden die ersten Bilder. Zwei Jahre
dauerte diese Studienzeit, der ein längerer an An-
regungen reicher Aufenthalt in Italien folgte. Zur
weiteren Ausbildung ging er dann nach Weimar, um
an der damals von Fritz Mackensen geleiteten Kunst-
schule Akt und Porträt zu studieren. Der Weltkrieg,
den er von August 1915 bis November 1918 an der
französischen Front mitmachte, ließ weitere Pläne
nicht zur Ausführung kommen. Erst nach Beendi-
gung des Krieges konnte er unter weit schwierige-
ren Verhältnissen wieder in seiner Heimat mit der
Arbeit beginnen. Nun setzte ein rechtes Wander-
leben ein. Wiederholt war er in Dresden, wo sich auf
den Ausstellungen die ersten Erfolge zeigten. Darm-
stadt, wieder München, Königstein im Taunus, Ita-
lien, wo er die bei seinem ersten Aufenthalt gewon-
nenen Eindrücke und Kenntnisse vertiefte, Berlin
waren die weiteren Etappen seiner Laufbahn. All
sein Wollen und Schaffen aber war von dem Gedan-
ken an sein Heimatland überstrahlt, und gerne kehrte

er immer wieder nach Deutschland zurück, ob er in
Italien, im Tessin. in der Bretagne oder anderswo
weilte. So erklärte es sich, daß ihm Bernried in
Oberba3-ern mit seiner herrlichen LTmgebung, wo er
seit 1955 jeden Sommer verbringt, zur zweiten Hei-
mat wurde, auch nachdem er 1958 den Ruf als Leh-
rer der Düsseldorfer Akademie annahm.
In den vielen Jahren, die hinter ihm lagen, war das
Ziel, das er schon in seinem schlesischen Heimatdorf
vor sich sah, das gleiche geblieben, das Streben nach
Naturwahrheit und nach der handwerklich richtigen
Grundlage des Malens im Sinne der alten Meister.
Nach seiner Überzeugung sind die Hoffnungen, die
hinsichtlich der Ölmalerei auf den französischen Im-
pressionismus gesetzt wurden, längst erschöpft. Was
Edmund Steppes und Max Dörner in ihren Schriften
über die Maltechnik anregten, setzte er in die Tat
um. Durch die Verwendung einer von ihm selbst ver-
besserten Ei-Emulsionsfarbe glaubt er den Weg zur
Erreichung seines Zieles und zum Aufbau einer zeit-
losen, großen deutschen Kunst gefunden zu haben.
Allein, dessen ist er sich bewußt, kann er diesen Weg
nicht gehen. Deshalb sucht er auch andere, insbeson-
dere seine Schüler für seine Pläne zu begeistern. Am
stärksten wirkt sich seine Idee in seinen eigenen Wer-
ken aus. In plastischer Klarheit stellt er in seinen

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