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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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Nemitz, Fritz: Herbert Tucholski als Zeichner
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https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0416

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Herbert Tucholski. Torbole am Gardasee. Tuschzeichnung

Im Besitz des italienischen Botschafters Alfieri

Herbert Tucholski als Zeichner. Von Fritz Nemitz

Herbert Tucholski stammt aus der Ebene Westpreu-
ßens. Seine Ausbildung erhielt er an der Dresdener
Akademie, hauptsächlich bei Feldbauer und Ludwig
von Hofmann. Die erste Italienreise (1927) war
künstlerisch für den Norddeutschen unergiebig. Erst
der zweite Aufenthalt von 1929 führte zu einigen
Resultaten, besonders im Holzschnitt. Vom Süden
aus den Norden zu finden und beide Welten zu ver-
einen — diese Aufgabe glückte aber erst auf den
nächsten Reisen, bei denen er Studiengast in der
Villa Romana und 1940 Romstipendiant des Reichs-
erziehungsministeriums war.

Wie er diese Aufgabe gelöst hat, veranschaulichen
die hier abgebildeten Zeichnungen. Es sind aus-
schließlich Landschaften und, abgesehen von we-
nigen Aquarellen, Tuschzeichnungen in der Größe
40X50 cm. Die Gegend um den Gardasee schien ihm
die gegebene Szene. In den Tuschzeichnungen Tu-
cholskis lebt nicht mehr die impressionistische Seh-
form, die den momentanen Eindruck schnell nieder-
schreibt, auch geht er nicht von der Beobachtung des
Details aus, sondern blickt von weitem auf das Motiv,
sieht vom Ganzen aus und baut mit Bäumen und

Häusern, Wegen und Wasser seine Bilder. Betrachtet
man ein Blatt wie „Lübbenau im Spreewald" vom
Jahre 1935 und die „Landschaft bei Torbole" von
1940, so sieht man den Weg der Entwicklung, der
inzwischen zurückgelegt wurde. Auf dem ersten Blatt
mit der Allee, die zur spitzen Nadel der Kirche als
Mittelpunkt der Komposition führt, ist das statische
Prinzip noch vorherrschend, während aus der späteren
Zeichnung, in der wieder eine Kirche das Zentrum
bildet, eine aktive, zugleich aber verhaltene Bewe-
gung spricht. Das ganze Gerüst von Linien und Farb-
flecken ist spannungsreicher geworden. Und in diesem
Ausgleich zwischen Ruhe und Bewegung, in diesem
schwingenden Gleichgewicht, sieht Tucholski das Ziel
seiner Arbeit.

Das Motiv wird nicht verändert, aber nach bestimm-
ten Formvorstellungen geordnet und gesteigert. We-
sentlich für diese Tuschzeichnungen ist ihr maleri-
scher Charakter; es ist gewissermaßen ein malendes
Zeichnen. Auch im Schwarz-Weiß werden farbige
Wirkungen erstrebt, die vom zartesten Grau bis zum
tiefen Schwarz gehen. Meisterhaft versteht Tucholski
besonders die Bäume organisch aus der Erde wachsen

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