Der Maler Fritz Rhein. Von Bruno Kroll
Als ich. ihn das letzte Mal in seinem geräumigen, mit
allerhand schönen alten Kommoden und Sesseln aus-
gestatteten Atelier am Lützowufer in Berlin W "be-
suchte, traf ich dort einen jungen Menschen, der sich
mit dem Künstler scheinbar über malerische Dinge
unterhalten hatte. Ein Bildnis stand vor den beiden.
Das Bildnis eben dieses jungen Mannes, der sich
begeistert über die Bildniskunst des Malers im allge-
meinen aussprach, jedoch — und das erfuhr ich
erst später — mit seinem eigenen Bildnis nicht mehr
ganz zufrieden war. Es schien ihm zu skizzenhaft.
Die anderen Werke des Künstlers glaubte er fertiger.
Er wollte sein eigenes ebenfalls in dieser Weise voll-
endet wissen . . . Wird aus dieser kleinen Episode
— und darum durfte ich sie wohl berichten — nicht
der ewige Zwiespalt offenbar zwischen den Wünschen
des Dargestellten und den Forderungen vom Künst-
lerischen her und der Haltung des Künstlers ? Ich ge-
stehe, ich glaubte nicht, daß solche Widersprüche bei
den Bildnissen von Fritz Rhein möglich wären. Mir
schien gerade das das bestechende Merkmal seiner
Bildniskunst, daß sie schlagende Ähnlichkeit mit so-
lidestem handwerklichem Können und einer kulti-
vierten Malerei zu vereinen wußte.
Konnte ein Maler überhaupt mehr können als dieser
Fritz Rhein, der nun bald Siebzigjährige? Zählt die-
Kunsl für Alle, Jahrg. 57, Heft 6, März 1942
16
I2l
Als ich. ihn das letzte Mal in seinem geräumigen, mit
allerhand schönen alten Kommoden und Sesseln aus-
gestatteten Atelier am Lützowufer in Berlin W "be-
suchte, traf ich dort einen jungen Menschen, der sich
mit dem Künstler scheinbar über malerische Dinge
unterhalten hatte. Ein Bildnis stand vor den beiden.
Das Bildnis eben dieses jungen Mannes, der sich
begeistert über die Bildniskunst des Malers im allge-
meinen aussprach, jedoch — und das erfuhr ich
erst später — mit seinem eigenen Bildnis nicht mehr
ganz zufrieden war. Es schien ihm zu skizzenhaft.
Die anderen Werke des Künstlers glaubte er fertiger.
Er wollte sein eigenes ebenfalls in dieser Weise voll-
endet wissen . . . Wird aus dieser kleinen Episode
— und darum durfte ich sie wohl berichten — nicht
der ewige Zwiespalt offenbar zwischen den Wünschen
des Dargestellten und den Forderungen vom Künst-
lerischen her und der Haltung des Künstlers ? Ich ge-
stehe, ich glaubte nicht, daß solche Widersprüche bei
den Bildnissen von Fritz Rhein möglich wären. Mir
schien gerade das das bestechende Merkmal seiner
Bildniskunst, daß sie schlagende Ähnlichkeit mit so-
lidestem handwerklichem Können und einer kulti-
vierten Malerei zu vereinen wußte.
Konnte ein Maler überhaupt mehr können als dieser
Fritz Rhein, der nun bald Siebzigjährige? Zählt die-
Kunsl für Alle, Jahrg. 57, Heft 6, März 1942
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