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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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Hellwag, Fritz: Paul Paeschkes Pastell-Landschaften
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https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0161

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Paul Paeschke. Mole in Warnemünde

Foto Schuck, Charlottenburg

men der Farbe ihre von innen heraus wirkende und
nie zerstörbare Leuchtkraft, wie sie uns tagfrisch
noch in manchen Pastellbildern der Rokokozeit er-
halten geblieben ist. Und endlich, da die Farbe dem
etwas gerauhten Papiergrund nur oberflächlich auf-
sitzt, kann der Künstler sie mit dem Handballen in
die Breite wischen oder mit dem Daumen model-
lieren.

So also ist die handwerkliche Grundlage von Paul
Paeschkes künstlerischem Schaffen. Selbstverständlich
weiß der Künstler sich auch der Öl- und Wasserfar-
ben zu bedienen, aber sie verwendet er nur im Ate-
lier. Vor der Natur selbst ist ihm der Pastellstift das
angemessene Mittel. Seine Kunst ist, wenn man die-
sen Ausdruck hier gebrauchen darf, im wesentlichen
..Außendienst", er selbst ist ein schauender Wande-
rer, der die unmittelbaren Eindrücke des Lebens
sammelt. Es gibt von seiner Hand wohl kaum ein
Bild, auf dem nicht Menschen sich bewegen, wo nicht
die Massen sich ballen und wo nicht Fuhrwerke aller
Art ihres eilenden Weges dahinziehen. Mit diesem

Sinn für Volksleben, das jedoch nie genrehaft gesehen
wird, verbindet sich der ausgesprochene Sinn für den
Rahmen dieses geselligen Geschehens, für Architek-
tur, Plätze und Straßen. In gewisser Ferne, meist
von irdendeinem erhöhten Standpunkt aus, bohrt sich
sein schneller Blick ins Gewühl. Die „Staffage" gibt
sich dann von selbst: tritt irgendwo ein Mensch, ein
Vehikel an brauchbarer Stelle ins räumliche Sehfeld,
flugs wird es an die rechte Stelle gesetzt, und so er-
hält jedes Bild erst unter der Hand des Künstlers sein
Leben, immer verschieden, scheinbar nur zufällig
und doch stets mit sehr überlegten plastischen Mit-
teln gestaltet.

Was Paeschke gibt, ist viel mehr als Reportage, wenn
auch viel von Chronismus in ihm und seiner Arbeit
steckt. Das bezieht sich besonders auf seine Vater-
stadt Berlin. Keiner beobachtet so wie er das zeitbe-
stimmte Werden der Großstadt mit ihrem gleichzei-
tigen Sichverändern und Vergehen. Seit langer Zeit
hatte Berlin keinen schaffenden Künstler von solcher
Beobachtungsgabe. Während etwa Skarbina oderLei-

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