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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0328

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umstritten waren, immer eingetreten ist. Seine sachliche Rück-
schau wird belebt durch das Wissen um viele Dinge, die zur
Alelieratmosphäre der Zeit gehörten und die der Nachwelt
nur mehr aus Büchern zugänglich werden können. Manche
Künstler, wie auch Moreau, Carriere, Seurat, Puvis de Chavan-
nes mußten übergangen werden, da die großen Maler in ihrer
Besonderheit herausgearbeitet werden sollten. Die Einleitung
weist auf die neue Konstellation des Jahrhunderts hin, daß
die Künstler „Nachbeurteiler der Malerei aller Zeiten" wur-
den und durch Hals, Vermeer, Velasquez und die Primitiven
zu einer neuen Erkenntnis der Farbe gelangten. Nach den Stil-
bewegungen gruppiert Scheffler die Meister nach den Klassi-
zisten David, Prudhon, Ingres, Chasseriau, den Romantikern
Gericault, Delacroix, Daumier, Millet, Corot, Rousseau, Dau-
bigny, Courbet und den Impressionisten Manet, Monet, Sisley.
Degas, Toulouse-Lautrec, Renoir und Cezanne. Wenn die Ro-
mantiker das Bild dramatisieren, so beschränken sich die Im-
pressionisten auf die reine Sehform der Dinge und auf die Er-
kenntnis, daß das Licht an sich farbig ist. Die Impressionisten
waren ausschließliche Augenkünstler, wie sie in früheren Zei-
ten noch nie aufgetreten waren. Scheffler betrachtet Manet,
Renoir, Degas und Cezanne als die führenden Persönlichkei-
len, doch will er darüber keine endgültigen Entscheidungen
treffen. Monet ist nicht weniger bedeutend als Degas, und
Cezanne könnte man auch mit Van Gogh und Gauguin zu
den Nachimpressionisten rechnen. Überall hebt Scheffler die
Linien hervor, die von Ingres und Delacroix gemeinsam zu
Manet, Cezanne und Gauguin führen. Seine Worte finden ihre
Stütze in den vielen ganzseitigen Abbildungen, die Linien und
Tonwerte der Originale auch in den Feinheiten erkennen
lassen. Christoffel

Bernhard Degenhart: Antonio Pisanello

Mit 162 Bildern und einer Farbentafel. Verlag Anton Schroll
& Co. in Wien. Ln. RM. 9,50.

Diese zusammenfassende erste deutsche Würdigung des be-
kannten Meisters des Bildnisses, der Renaissancemedaille und
der Tierzeichnung ist eine sehr gründliche, wissenschaftliche
Abhandlung. Denn der Verfasser wertet auf Grund zeitgenös-
sischer Berichte, sowie auf Grund sorgfältigster eigener Stil-
krilik die Werke des italienischen Hofkünstlers unter Berück-
sichtigung auch der gesamten neueren Literatur. Der Lehrer
des vor 1395 in Pisa geborenen, nach 1451 in Mailand oder Rom
verstorbenen Pisanello war Stefano da Verona, den der Ver-
fasser sehr aufschlußreich mit dem diesem vorhergehenden
Altichiero vergleicht. Den graphischen Stil ordnet nach Degen-
hart Pisanello dem Gegenständlichen unter. Allein die Zeich-
nungen des Codex Vallardi im Louvre als „höchster Ausdruck
des sogenannten weichen Stils" bei Pisanello bekunden dies.
Schon 1432/33 betätigt sich Pisanello auf seinem eigentlichen
Gebiete, der Bildnismalerei. 1438 erscheint als erste Medaille
die des Johannes VIII. „Palaeologus". Stets sind es Gußme-
daillen, nach und nach sämtlicher Größen der Zeit unter
knappster Beschränkung auf spezifische Ausdruckswerte. Viel-
leicht auch geschult durch Nachzeichnen antiker Münzen.
Während die wohl teilweise mit Gentile da Fabriano gemalten
Fresken des Laterans und des Dogenpalastes zerstört sind,
inhaltlich aber vielleicht aus Zeichnungen gedeutet werden
können, ist die Malerei am Grabmal des Nicolo di Brenzone
in Verona erhalten. Im Zusammenhang mit erhaltenen Tafel-
bildern, wie der Madonna mit Rebhuhn, den Fresken in
S. Anastasia zu Verona und dem Gemälde des ..Eustachius",

würdigt sie der Verfasser in anschaulicher Weise. Vorsichtig
streift er die Datierung der zerstörten Fresken in Mantua, der
für Parma und die der Mitarbeit am Triumphbogen. — In
durchaus überzeugender Weise gruppiert der Verfasser viele
Zeichnungen um eine Bildnisskizze zu Kaiser Sigismund, um
die Fresken zu Verona und um eine des Eustachius. Dem wei-
chen Stil, auch in den Bildnisgemälden, an deren Spitze die
der Margerita Gonzaga und des Lionello d'Este stehen, folgt
der einer strengen, natürlichen Darstellungsweise. Beweis sind
u. a. Stoffmusterentwürfe und die 3 Zeichnungen für Alfonso
von Aragon in Neapel, dessen Hofkünstler der Meister war.

Kasse

Oskar Lang:

Deutsche Romantik in der Buchillustration
Mit 75 Abbildungen. Einhorn-Verlag, München 1940.

In zweiter Auflage konnte das kleine, aber inhaltsreiche Buch
über die romantische Buchillustration von Oskar Lang neu
erscheinen. Einer Einleitung, in der das Grundsätzliche der
Romantik in einem „Protest gegen die lebensfeindlichen Ge-
walten der Zivilisation" erkannt wird, folgen Betrachtungen
über die einzelnen Künstler wie Runge, Neureuther, Richter,
Pocci. Schwind, Speckter und Hosemann mit eindringlicher
Charakterisierung ihrer Illustrationskunsl, worauf noch auf
die Düsseldorfer Zeichner Schrödter, Jordan, Mintrop, Rethel
und die Münchner Muttenthaler und Max Haider hingewie-
sen und ein Bogen zu der neuen Illustration von Max Slevogt
geschlagen wird. Die zahlreichen Abbildungen bekräftigen die
Untersuchungen des Textes. Christoffel

Werner Hager: Meisterbildnisse der Dürerzeit
Wilhelm Frick Verlag, Wien.

Dies ganz vortreffliche Buch ist in einer Zeit, die nicht er-
laubt, Originalschöpfungen unserer alten klassischen Meister
auszustellen, ganz besonders willkommen. Zumal die Abbil-
dungen hervorragend gelungen sind. Auch ist die Auswahl
der Vorlagen mit feinstem Verständnis getroffen worden. Ja,
es finden sich manche gar nicht oder kaum bekannte Bild-
nisse darunter. Sie werden zusammen mit bekanntesten und
berühmtesten sehr eindringlich, ja unvergeßlich für den Be-
trachter. Die auf durchaus überzeugenden Grundlagen erfaß-
ten Neubenennungen und Zuschreibungen sind auch für die
Wissenschaft von Bedeutung. Die Mehrzahl der in Gemälden.
Slichen und Zeichnungen hier Dargestellten sind Männer, auf-
rechte, tapfere Kämpfer und bahnbrechende Gelehrte, auf die
jeder Deutsche stolz sein kann. Aber auch die Bildnisse feu-
riger, schwärmerischer und bisweilen ein wenig schwermütig
verträumter Jünglinge fehlen nicht. Ihnen schließen sich die
schönsten und auch mütterlichsten Frauen- und Hausfrauen-
Bildnisse an. Einen unverhofften Höhepunkt bringen, vor
allem bei beiden Cranach, solche von Kindern. Diese erste Ge-
neration des 16. Jahrhunderts mit ihren weithin bekannten Mei-
stern hat sich, wie die italienische Frührenaissance zum Maß-
stab der Dinge und zum Herrn der Welt gemacht, außer dem
einen Einzigen, den man unter dem Namen Grünewald zu ver-
ehren gelernt hat. Aber auch ihm wird die Natur zum gro-
ßen Erlebnis. Zu den selteneren Bildnissen gehört das Selbst-
bildnis des Hans Baidung Grien, der Basler Meister, gehören
die Prinzenbildnisse Lukas Cranachs d. J., der Meister B. B..
Jörg Breu, Meister A. G., der Meister von 1569 und der soge-
nannte Aldegrever. Nasse

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