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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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Klapheck, Anna: Wallonische Kunst der Gegenwart: eine Ausstellung in Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0355

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Josef Albert. Brabanter Bauernhaus

Düsseldorf, Ausstellung Wallonischer Kunst der Gegenwart

Foto Dolf Siebert, Düsseldorf

hundert besaß Lüttich eine bedeutende Kupfer-
stecherschule. — Aber auch eine Anzahl bekannter
Maler sind der heute wieder stärkeren Umriß gewin-
nenden wallonischen Kunst zugewiesen worden —
der Katalog der Ausstellung nennt ihre Namen: Der
Meister von Flemalle, der Maubeuger Jehan Gossart
gen. Mabuse, der Dinanter Meister Patenier, Wat-
teau, Sohn eines Dachdeckermeisters in Valenciennes.
Die Auswirkungen dieser Großen reichten weit über
den Heimatbezirk hinaus.

In der Düsseldorfer Kunsthalle ist nun Gelegenheit
gegeben, „wallonische Kunst der Gegenwart" kennen-
zulernen, die erste Ausstellung ihrer Art in Deutsch-
land, die von der Stadt Düsseldorf gemeinsam mit der
„Communaute Culturelle Wallone" und ihrem Ge-
neralsekretär Pierre Hubermont veranstaltet worden
ist. Sie dient dem gleichen Ziel wie die im Vorjahre
gezeigte Schau „Flämische Kunst der Gegenwart"
und will wie diese die kulturellen Beziehungen zwi-
schen den Nachbarländern vertiefen.
Es wäre müßig und irreführend, die Werke der heu-
tigen wallonischen Künstlergeneration nun um jeden
Preis der künstlerischen Tradition ihres Landes, die
bis ins 11. Jahrhundert reicht, einzuordnen. Das
künstliche belgische Staatengebilde von 1850 begün-

stigte naturgemäß eine vereinheitlichende, zentrali-
sierende Kunstrichtung, welche die auseinanderstre-
benden Volkselemente zusammenhielt. Der Impres-
sionismus verwischte die Grenzen der einzelnen Kunst-
provinzen dann noch weiter. Auf dem Gebiet der Bau-
kunst war es sogar gerade Belgien, das dem neuen
„absoluten" Baustil den Weg bereitete, einer „archi-
tecture rationelle", die jede Bindung an die Vergan-
genheit ablehnte. Eine klar sich sondernde walloni-
sche Nationalkunst ist bisher wohl nur im Keim vor-
handen. Am ehesten findet man sie bei den Bildhauern,
wo der Einfluß des Wallonen Meunier unverkennbar
ist. Dem etwa fünfzigjährigen Georges Wasterlain ist
fast ein ganzer Ausstellungsraum zugeteilt. Wie sein
großer Vorgänger Meunier einst in der „Borinage"
dem Leben der Bergleute nachging, so formt auch er,
in überlebensgroßen festen Bildungen, das Gesicht
des Bergarbeiters im Kohlengebiet, daneben herbe
Frauenbildnisse. Über zwanzig Jahre jünger ist Bay-
mond Scuvee, der jüngste Träger des „Preises von
Rom", der sich mehr klassizistischen Formen an-
nähert (Sappho).

Auf aridere Weise sucht die Verbindung mit der Ver-
gangenheit eine Gruppe jüngerer Maler, die bei klein-
sten Formaten, mit überfeinem Pinselstrich, leuch-

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