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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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Christoffel, Ulrich: Franz Naager zum Gedächtnis
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https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0404

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Franz Naager. Ausklang

Franz Naager zum Gedächtnis. Von Ulrich Christoffel

Der Maler steht auf dem Gerüst, in gelber Rokoko-
jacke und mit hängendem Zopf und pinselt an die
runde Decke allegorische Schönheiten, die er dem
lebensfrischen Modell abschaut und ins Dekorative
übersetzt. Da kommt der Diener Pepino aufs Gerüst
geklettert und bringt den reichlichen Cestino zur er-
wünschten Unterbrechung der Arbeit und zu einer
gemeinsamen lustigen Frühstückspause. Diese Szene
spielt in Venedig, der Stadt der Maskeraden und Ko-
mödien, der burlesken Malerlaunen und des leichten
improvisierenden Lebens. Wie oft aber mag der
Münchner Maler Franz Naager. der zur Zeit eines
neuen Barockaufschwunges sein Künstlertempera-

ment so gern in die Tracht und Farbigkeit des 18. Jahr-
hunderts kleidete, selber diese Stunde erlebt oder er-
wartet haben, da er in München und Berlin von Ve-
nedig träumend vor leeren Wänden und unter leeren
Decken stand, die er mit den Läufen und Kadenzen
seiner nie versiegenden Einfälle bedecken sollte.
Schon früh war er in München durch die Architekten
Gedon und Gabriel und Emanuel von Seidl auf die
verlockenden Aufgaben der malerischen Raumaus-
stattung hingewiesen worden, die ihn später zu Mes-
sel und Hoffmann nach Berlin führten.
Der gebürtige Münchner lebte lange Jahre in Vene-
dig und kehrte gern immer wieder in die Lagunen-

Kunst für Alle, Jahrg. 57, Hett 9, Juni 1942

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