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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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Klapheck, Anna: Frühjahrsausstellung Düsseldorf 1942
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https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0454

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C. Weisgerber. Wintertag

FrühjahrsaussteMung Düsseldorf

Foto Dolf Siebert, Düsseldorf

Anzahl Künstler zu Gast gebeten. Das starke Eigen-
gesicht der westdeutschen Kunst kommt dadurch nur
teilweise zur Geltung, was mancher bedauern wird.
Denn gerade am Rhein ist das Gefühl des gemein-
samen Laridschaftsraumes sehr stark entwickelt, und
in kaum einer der deutschen Provinzen ist es so be-
rechtigt wie hier, das Wort von einem bestimmten
..Klima" auch in Beziehung zur Kunst anzuwenden.
Als Oberstimme ist freilich der rheinische Klang auch
in dieser Ausstellung zu vernehmen.
Die oberen Räume der Kunsthalle gehören in der
Hauptsache der älteren, die unteren Säle der jungen
Generation. Beide Generationen zusammen bestim-
men das Gesicht eines geschichtlichen Augenblicks,
wenn wir auch leicht geneigt sind, die wesentlichen
Merkmale von den Werken der Jugend abzulesen.
Freilich hat eine Trennung nach Generationen immer
nur bedingte Richtigkeit: wie sehr gehört der über
siebzig Jahre alte J. Bretz zu den Jungen, wie sehr ist
mancher Junge in älterer Tradition befangen! Zu-
dem erhebt sich bindend und vereinheitlichend über
den Stilwandlungen einer Epoche der gemeinsame
Landschaftshintergrund. Die Landschaft spielt in der
Malerei der Gegenwart eine so entscheidende Rolle
wie selten zuvor. Landschaftskunst beherrscht auch
die Düsseldorfer Ausstellung. Erstaunt bemerkt man

das Zurücktreten alles Figürlichen. Wir finden eine
Anzahl Porträts, einige Stilleben, aber nur ganz ver-
einzelt Kompositionen oder solche Werke, denen von
der inhaltlich-gedanklichen Seite beizukommen wäre.
Burmann, Schmurr, Will Küpper, Kuchen, O.F.We-
ber gehören zu den wenigen, die aus der mensch-
lichen Gestalt und ihrer Einbeziehung in eine Um-
welt den Bildgehalt herleiten.

Die westdeutsche Landschaftsmalerei ist eine Kunst
der Ebene. Wie oft erscheint der hohe Wolkenhim-
mel und die tiefliegende gerade Horizontlinie! Daß
diese Ebene sich zum Meer hinab senkt, daß von der
Küste her die feuchte Luft aufsteigt und das Land
überzieht, daß Formen und Farben im silbrigen
schimmernden Licht zerfließen, diesen Erscheinungen
ist die westliche Kunst seit den Tagen eines Hobbema
und Vermeer unermüdlich nachgegangen. Bei den
Alteren — H. Hermanns, Liesegang, E. Kampf,
Hambuchen — ist die Bindung an Holland noch
immer stark; ihr Malen ist tonig, verschwimmend,
der Fai-bauftrag schwer, die Farben selbst zum Dunk-
len neigend. Sie erfassen das wirksame und abgerun-
dete „Motiv", sie gestalten es aus mit einfühlsamen
Sinnen, mit Hingabe an die Fülle der dinglichen
Welt. Ein wesentliches Kennzeichen der jüngeren
Kunst ist das Abrücken vom „Motiv". Ein Nichts an

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