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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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Göpel, Wilfried: Adolf Abel
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https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0462

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Foto Dorothea v. d. Osten, Berlin

Adolf Abel. Der Morgen

klärung, in der Plastik aber
von weither jene Sicherheit
der Form, scheinbar der Ober-
fläche, der Geste entsprin-
gend und doch aus herber
Süße hinübergleitend in den
kühlen, klaren Raum letzter
Entrückung. makellos und
rein.

Wer einer solchen Landschaft
entstammt — Abel ist in
Heidelberg geboren und ver-
leugnet noch heute bis in die
Sprache des Alltags hinein
nicht die Abstammung aus
einer alten badischen Fami-
lie, deren letzte Generation
neben dem Bildhauer eine
ganze Reihe namhafter Ar-
chitekten aufzuweisen hat—,
konnte sich nicht in Speku-
lationen verlieren. Nur selbst-
verständlich ist es, daß die
Verirrungen der Zwischen-
epoche fast spurlos an ihm
vorübergingen. Auch er
mußte suchen, nicht im Gra-
ben und Schürfen schwerer
Gedanken, es war vielmehr
wie das Erinnern an eine
vergessene Melodie. So führt
sein Werk von den ersten
zaghaft-sphärischen Entdek-
kungsreisen aus der Fläche
in die Form über die Freude
des Narziß — im sinnenden
Blick eines Jünglings, im Bild
der Frauenseele suchte er
hinter dem Gitterwerk vir-
tuosen Könnens das eigene
Wesen zu entdecken — zur
Meisterschaft des Seins. Man
sieht es den großen Arbeiten
der letzten Jahre nicht an,
wie schwer dieser letzte
Schritt war, gab er doch erst
mit der bitteren, heiß um-
kämpften Auseinanderset-
zung in der Realität den Weg
frei zum „Reich der Mütter",
zum reinen Klang.
Täuschen wir uns nicht, vom
Standpunkt der Kunst ist
Adolf Abel noch jung und
sein Werk ein Anfang. Man-
ches Zerstreuende haftet ihm
an, kämpft er doch mit un-
serer Zeit vor den Dingen
letzter Besinnung noch um
die Sicherheit des Instink-
tes. Wenn er aber in den
Münchner Ausstellungen der
letzten Jahre, in der Berliner
Kunsthalle und Kunstver-

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