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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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tionelle Körper- und Raumverhältnisse und in der glück-
lichen Vereinigung von plastischen und dekorativen Bauwer-
ten. Im Jahre 1910 wurde Bestelmeyer nach Dresden an die
Technische Hochschule berufen, und seit 1915 leitete er eine
Meisterklasse an der Berliner Kunstakademie. Als Nachfolger
von Thiersch kehrte er 1923 in seinen Münchner Wirkungs-
kreis zurück. Nachdem er schon 1918 den Erweiterungsbau
des Germanischen Museums entworfen, baute er in München
das Gebäude der Allianz, dann die Eckbauten der Technischen
Hochschule, die mit der gegenüberliegenden Pinakothek zu
einem harmonischen städtebaulichen Ganzen zusammenge-
wachsen sind, den Bibliotheksbau des Deutschen Museums
1928 und den Bau des Luftkommandos an der Prinzregenten-
slraße 1938. In dem Backsteinbau der Rentenbank in Berlin
schloß er sich an die Schinkelüberlieferung an und im
Hochhaus am Augustusplatz in Leipzig wußte er einer ganz
neuzeitlichen Bauaufgabe ein heimisches Gepräge zu geben.
Das starke Gefühl für die Umwelt, mit der ein Bauwerk künst-
lerisch zusammenstimmen soll, ließ Bestelmeyer eine Reihe
von schönen ländlichen Kirchen vorbildlich hinstellen. Für
die Innenausstattung seiner Bauten suchte er die Mitarbeit
der Bildhauer, Maler und Kunsthandwerker zu gewinnen, und
da ihm die Zusammenarbeit aller Künste unter der Führung
der Architektur als Aufgabe der Zeit erschien, vereinigte er
die Leitung der Akademie und des Kunstgewerbevereins in
seiner Hand. Wenn Thiersch seine Bauphantasien zuerst mit
dem Pinsel hinmalte, so war Bestelmeyer gewohnt, seine
ersten Ideen in Ton zu modellieren, ehe er sie zeichnete. Beide
waren in ihrer Methode die Vertreter ihrer Epoche. Christoffel

Professor Richard Graul,

der am 24. Juni das 80. Lebensjahr vollendete, wird von der
Kunstwissenschaft besonders als ein sehr gründlicher Ken-
ner der deutschen, französischen und holländischen Kunst des
17. und 18. Jahrhunderts sehr geschätzt, doch liegt seine Be-
deutung nicht minder in dem, was er kulturfördernd auf fast
allen Kunstgebieten der lebendigen Gegenwart geleistet hat.
Man kennt und würdigt ihn als einen der ersten und erfolg-
reichsten Vorkämpfer des Werkbundgedankens, dessen Aus-
wirkung er besonders in den von ihm ins Leben gerufenen
periodischen Qualitätsausstellungen im Grassi-Museum zu
Leipzig förderte; das deutsche Kunsthandwerk hat in allen
Zweigen, so durch die Leipziger Messe, eine internationale An-
erkennung gefunden. Das Schönheitsempfinden für die Dinge
des täglichen Lebens und des Hausrates, namentlich der
Möbel, des Porzellans, der Textilien usw. ist durch Grauls
unermüdlich werbende Tätigkeit in Wort und Schrift so
nachdrücklich erweckt worden, daß noch Generationen seines
Wirkens dankbar gedenken dürfen. F. Hellwag

Berthold Haendcke 80 Jahre

In diesen Tagen vollendet der Altmeister der Kunstgeschichte
Berthold Haendcke das 80. Lebensjahr. Aus dem stattlichen
Lebenswerk sei hier nur an die jedem Kunsthistoriker geläu-
figen Beiträge zur Dürer-Forschung, insonders an die Chro-
nologie der Landschaften erinnert. War auch ein gut Teil der
Publizistik dem Wollen und Streben seiner Zeit, u. a. auch
mit mehreren Beiträgen in diesen Blättern verbunden, so weist
die spätere gelehrte Arbeit mit der Erforschung des deutschen
Anteils am europäischen Kunstgeschehen und dem Ausgleich
auf eine neue gesamteuropäische Deutung der Kunst dies-
und jenseits der Alpen weit in die Zukunft. Methodisch über-
raschend zeitnahe führt sie aus der Enge der Fachdisziplin zu

einer weiträumigen Zusammenschau aus den letzten Wurzeln
im Geistig-Politischen. — Max Klinger, Arnold Böcklin u. a.
zeitgenössischen Künstlern sind schöne, wegbereitende Mono-
graphien gewidmet. Mehrere vorbildlich kunsterzieherische,
allgemeinverständliche Veröffentlichungen runden das Werk
ab. — Nach der Lehrtätigkeit in Bern und Jena hat Berthold
Haendcke den Königsberger Lehrstuhl für Kunstgeschichte
über 30 Jahre lang, bis 1927 innegehabt. Engelhardt

Hans Flüggen gestorben

Am 20. Juli ist in München der Maler Hans Flüggen gestorben,
der als Sproß einer Münchner Malerfamille 1875 geboren
wurde. Sein Vater Joseph war Historienmaler und Mitarbeiter
am Hoftheater für die Ausstattung der Wagneropern, der Groß-
vater Gisbert Flüggen aber war durch seine biedermeierlichen
Sittenschilderungen berühmt ge worden. Seine Ausbildung erhielt
Hans Flüggen auf den Akademien von München und Karlsruhe
und dann besonders auf langen Studienaufenthalten in Italien.
Holland, Kopenhagen, England und Paris, wo er seine Malweise
zu lockern und zu verfeinern wußte. Nach seiner Rückkehr
nach München 1907 war er wie sein Vater an der Oper tätig,
und als Bildnismaler bemühte er sich um die Ahnengalerie des
Max-Joseph-Ordens im Armeemuseum. Schon seit 1923 war er
in der Partei tätig, und 1933 erfolgte seine Ernennung zum Stadt-
rat. Zuletzt gaben die Ausstellungen im Kunstverein einen Über-
blick über sein Wirken. Neben seinen gepflegten Bildnissen
malte Hans Flüggen in hellen abgestuften Tönen kleinere
Landschaffen aus Bayern und aus dem Süden, und er suchte
diesen stimmungsvollen Bildern von Wald und Feld eine milde
koloristische Nuancierung zu gehen, die auf seinem Geschmack
und auf guter Schulung beruhte, Christoffel

Albert Haueisen 70 Jahre

Der Maler und Graphiker Professor Albert Haueisen konnte
am 7. Juli seinen 70. Geburtstag feiern. Haueisen ist gebore-
ner Stuttgarter, verbrachte aber seine Jugend in Ludwigs-
hafen a. Rh., besuchte 1888—1891 die Kunstgewerbeschule,
dann die Akademie in Karlsruhe, wo er Schüler von Kalck-
reuth, später Thoma, den er auch wiederholt porträtiert hat.
wurde. 1894—1896 war er in München, dann mehrere Jahre wäh-
rend des Weltkrieges in Frankfurt a. M. Reisen nach Italien.
Holland, England und Frankreich brachten ihm weitere künst-
lerische Erkenntnisse. 1919 kam er als Meisterlehrer an die
Karlsruher Akademie, als deren letzter Direktor er bis 1932
wirkte. Seither lebt er in Jockgrim in der Pfalz. Schon in sei-
nen frühesten Bildern, wie ..Landleute, die sich vor dem Ge-
witter flüchten" (1896), zeigte sich ein starkes Talent. Er ge-
hörte bald zu den hervorstechendsten Erscheinungen unter
den jungen Karlsruhern. Mit großem Ernst hat er sich mit
den künstlerischen Strömungen des 19. Jahrhunderts ausein-
andergesetzt. So folgen altmeisterlichen Werken Landschafts-
bilder von impressionistischer Ausdrucksweise. Immer aber
war sein Schaffen im Boden des Volkstums verwurzelt und
von einem starken künstlerischen Willen getragen, so daß er
seinen eigenen Weg unbeirrt von augenblicklichen Strömun-
gen ging. Im besonderen in seinen Stilleben findet sich das
rein Malerische stark ausgeprägt. Als Graphiker hat er eine
große Anzahl von Radierungen von schöner Lichtwirkung
gegeben, dann Holzschnitte und farbige Lithographien. Auch
als Monumentalmaler hat er sich z. B. durch ein Deckenge-
mälde im Treppenhaus des Historischen Museums in Speyer
betätigt. Bilder seiner Hand besitzen die Kunsthalle in Karls-
ruhe, die Sammlungen in Freiburg, Essen, Hagen usw. Sehr.

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