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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 1
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Fechter, Paul: Die Sammlung Schmitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0035

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dazu besitzt die Hamburger Kunsthalle) und
als Abschluss die Linnenkammer im Altfrauen-
haus zu Amsterdam aus dem Jahre 1908, deren
reine leuchtende Farbigkeit verglichen mit den
früheren Bildern, vor allem mit der kühlen
Tonigkeit der Dorfschmiede einmal den Weg
ermessen lässt, den Liebermann in den vierzig
Jahren seines Schaffens durchlaufen musste, um
auf diese Höhe zu gelangen.

Unter den Plastiken der Sammlung Schmitz
steht an erster Stelle Rodin mit zwei Werken,
einer Bronzegruppe der Sirenen und dem Traum
von 1889. «Das vollkommenste Bild dieses
in der Leidenschaft der Bewegtheit aufgehen-
den Lebens" — wenn irgendwo, so gilt das
Wort Georg Simmeis vor diesem Marmor aus
Rodins besten Tagen, neben dessen fliessendem
Flächenspiel die grosse Beethovenstudie Emile
Antoine Bourdelles fast wie ein Sinnbild ruhigen
Daseins wirkt. Maillols Porträtbüste seiner
Frau vertritt die Gegenbewegung; der warme
rötliche Ton der Terracotta bringt die ruhigen
Stiltendenzen sehr schön zu leicht gedämpftem
Ausdruck. Mit ein paar reizvollen Stücken ist
Louis Dejean vertreten, von denen die kapri-
ziöse kleine Terracotta „Sortie du The'atre" und
ein lachendes Mädchen im Gedächtnis bleiben.
Von älterer französischer Plastik sieht man einen
Theseus im Kampf mit dem Minotaurus von
Barye; von Deutschen trifft man nur August
Gaul, dessen Biber allein freilich genügen, um
mit ihrer konzentrierten Monumentalität das
Gleichgewicht wieder herzustellen.

Manches wäre noch zu nennen. Man sieht ein
Aquarell Meuniers, den ersten Entwurf zu dem
Relief der „Arbeiter am Meer" eine „Sccne mater-
nelle" Carricres, zwei stille Winterlandschaften
Lebourgs, eine Reihe schöner Zeichnungen von
Millet, Toulouse de Lautrec, Forain. Das Bild der
Sammlung wird aber kaum wesentlich durch diese
Dinge modifiziert. Ihr Hauptaccent liegt auf der
grossen Zeit der französischen Malerei des letzten

PAUL GAUGUIN, BLUMEN

Jahrhunderts, zu der alles Übrige gewissermasseh
nur Ergänzung ist. Ihr Gegenstück ist die Samm-
lung Rothermundt in Blasewitz, in der das Schwer-
gewicht auf die deutsche, insonderheit die neue
Berliner Malerei gelegt ist, so dass die beiden Samm-
lungen, zumal ihre Besitzer verschwägert sind,
einander gewissermassen ergänzen. Über die
Sammlung Rothermundt aber wird bei anderer
Gelegenheit zu sprechen sein.

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