HERMANN OERIST, GRABMAL
HERMANN OBRIST
VON
KARL SCHEFFLER
lies schreit in diesen Tagen der Nivel-
lierung nach Persönlichkeit', Indivi-
dualität'. Hier und dort steht eine her-
um und mühte sich vorwärts. Dastehen
dann die Leute und gucken zu wie am
Brückengeländer, wenn Einer ins Wasser gefallen
ist. Sehr interessant! Ob er sich wohl heraus-
arbeiten wird? Sehen Sie, er versuchts: schneidiger
Kerl! Was? er versinkt: Jammerpeter! Ein Rettungs-
gürtel hing am selben Geländer."
Diese herzhaften Sätze stehen in einem Brief
Hermann Obrists, in dem er mit jenem freudigen
Interesse von sich selber spricht, das Künstler in
ihren Briefen für sich an den Tag zu legen pflegen.
Sich und seine Situation hat er mit diesem Scherz
recht gut gemalt. Er ist wirklich einer der Wenigen,
die man heute mit tieferem Recht als Persönlich-
keiten bezeichnen kann; und es blickt das deutsche
Kunstpublikum seinem Arbeiten in der That mit
fast grausamer Teilnahmslosigkeit zu. Diese In-
differenz ist um so ungerechter, als sie heute nicht
eigentlich mehr das Gewöhnliche ist, als das kleinste
selbständige Talent mit hungrigem Eifer gleich
immer entdeckt und lanciert wird. Es ist darum
der Untersuchung wert, warum ein Geschlecht, das
sich Hodler entdeckt hat, dem Namen wie Maillol,
Minne und Munch geläufig sind, das von van de
Velde wenigstens viel spricht und das im Kunst-
555
HERMANN OBRIST
VON
KARL SCHEFFLER
lies schreit in diesen Tagen der Nivel-
lierung nach Persönlichkeit', Indivi-
dualität'. Hier und dort steht eine her-
um und mühte sich vorwärts. Dastehen
dann die Leute und gucken zu wie am
Brückengeländer, wenn Einer ins Wasser gefallen
ist. Sehr interessant! Ob er sich wohl heraus-
arbeiten wird? Sehen Sie, er versuchts: schneidiger
Kerl! Was? er versinkt: Jammerpeter! Ein Rettungs-
gürtel hing am selben Geländer."
Diese herzhaften Sätze stehen in einem Brief
Hermann Obrists, in dem er mit jenem freudigen
Interesse von sich selber spricht, das Künstler in
ihren Briefen für sich an den Tag zu legen pflegen.
Sich und seine Situation hat er mit diesem Scherz
recht gut gemalt. Er ist wirklich einer der Wenigen,
die man heute mit tieferem Recht als Persönlich-
keiten bezeichnen kann; und es blickt das deutsche
Kunstpublikum seinem Arbeiten in der That mit
fast grausamer Teilnahmslosigkeit zu. Diese In-
differenz ist um so ungerechter, als sie heute nicht
eigentlich mehr das Gewöhnliche ist, als das kleinste
selbständige Talent mit hungrigem Eifer gleich
immer entdeckt und lanciert wird. Es ist darum
der Untersuchung wert, warum ein Geschlecht, das
sich Hodler entdeckt hat, dem Namen wie Maillol,
Minne und Munch geläufig sind, das von van de
Velde wenigstens viel spricht und das im Kunst-
555