PASTETENTERRINE. FAYENCE, l8. JAHRHUNDERT
DIE AUKTION LANNA
VON
OTTO VON FALKE
ie Versteigerung der kunstge-
werblichen Sammlung des Frei-
herrn Adalbert von Lanna aus
Prag hat durch das alle Erwar-
tungen übersteigende Ergebnis
von i "f, Millionen Mk. zunächst
den Nachweis erbracht, dass
eine gute Kunstsammlung
nicht mehr nach Paris oder
London zu wandern braucht, um die günstigste Ver
kaufsmöglichkeit zu finden. Berlin hat sicli als Auktions-
platz jedem Wettbewerb überlegen gezeigt. Die Preise,
die hier das Kunstauktionshaus Rudolph Lepke aus der
ihm anvertrauten Sammlung herausgeholt hat, sind für
gleichartige Gegenstände anderwärts auf öffentlicher
Versteigerung bisher noch nicht erzielt worden. Als
ein Beispiel mag die Bildplatte mit dem Judaskuss von
dem Limusiner Schmelzmaler Monvaerni (Katalog
Lanna Nr. 83, Tafel 4) dienen. Dass ein Gegenstück
dieser Platte vor zwölf Jahren in London auf der Auk-
tion Hekscher für das Berliner Kunstgewerbemuseum
zu dem geringen Preis von 200 Pfund ersteigert
wurde, kann man einen Zufall nennen. Ermöglicht
wurde er aber doch nur durch die übergrosse Bescheiden-
heit der Londoner Auktionskataloge und durch den
Umstand, dass damals die Feststellung des Künstlers
unterblieb. Und in Paris, wo man die Bedeutung des
Meisters Monvaerni für die Frühzeit der Schmelz-
malerei von Limoges am besten zu schätzen weiss, ist
eine ähnliche Emailplatte im vergangenen Jahr für
45 000 Franken verkauft worden. Die Lanna'sche
Platte dagegen erwarb J. Seligmann für 68000 Mk.
Auf gleichem Niveau hielten sich die anderen Haupt-
stücke dieser Abteilung: der Reliquienschrein Nr. 87,
ein nach Umfang und Erhaltung wirklich hervorragendes
Werk der romanischen Schmelzkunst von Limoges,
brachte mit 1 21 000 Mk. den höchsten Preis der ganzen
Versteigerung, der einige Jahrzehnte jüngere Buch-
beschlag Nr. 86 21 000 Mk. Beide fielen an die Pariser
Kunsthandlung Jaques Seligmann, ebenso wie die zwei
Schmelzplatten Nr. 76 und 77 von Jean Penicaud für
45 000 Mk. Die Museen kamen bei dieser Gruppe nur
wenig zum Schuss; bloss das Leipziger Kunstgewerbe-
museum und das Prager Kunstgewerbemuseum konnten
sich mit dem Salzfass Nr. 70 (3400 Mk.) und dem
Teller von Pierre Reymond Nr. 73 (sjoo Mk.) vor-
treffliche Werke der Limusiner Renaissanceperiode
sichern. Von den Venetianer Emailarbeiten ging das
beste Stück, die Schüssel Nr. 84, für 6200 Mk. in die
Berliner Privatsammlung des Herrn Hollitscher über;
die seltenere lombardische Schmelzmalerei Nr. 6$ da-
gegen, ein S. Hieronimus auf durchsichtig blauem
Grunde fiel wieder Jaques Seligmann für 4900 Mk. zu.
Die ausserordentliche Preissteigerung machte sich
nicht bloss bei solchen Kunstwerken geltend, deren Be-
wertung schon seit längerem durch das Eingreifen
2 16
DIE AUKTION LANNA
VON
OTTO VON FALKE
ie Versteigerung der kunstge-
werblichen Sammlung des Frei-
herrn Adalbert von Lanna aus
Prag hat durch das alle Erwar-
tungen übersteigende Ergebnis
von i "f, Millionen Mk. zunächst
den Nachweis erbracht, dass
eine gute Kunstsammlung
nicht mehr nach Paris oder
London zu wandern braucht, um die günstigste Ver
kaufsmöglichkeit zu finden. Berlin hat sicli als Auktions-
platz jedem Wettbewerb überlegen gezeigt. Die Preise,
die hier das Kunstauktionshaus Rudolph Lepke aus der
ihm anvertrauten Sammlung herausgeholt hat, sind für
gleichartige Gegenstände anderwärts auf öffentlicher
Versteigerung bisher noch nicht erzielt worden. Als
ein Beispiel mag die Bildplatte mit dem Judaskuss von
dem Limusiner Schmelzmaler Monvaerni (Katalog
Lanna Nr. 83, Tafel 4) dienen. Dass ein Gegenstück
dieser Platte vor zwölf Jahren in London auf der Auk-
tion Hekscher für das Berliner Kunstgewerbemuseum
zu dem geringen Preis von 200 Pfund ersteigert
wurde, kann man einen Zufall nennen. Ermöglicht
wurde er aber doch nur durch die übergrosse Bescheiden-
heit der Londoner Auktionskataloge und durch den
Umstand, dass damals die Feststellung des Künstlers
unterblieb. Und in Paris, wo man die Bedeutung des
Meisters Monvaerni für die Frühzeit der Schmelz-
malerei von Limoges am besten zu schätzen weiss, ist
eine ähnliche Emailplatte im vergangenen Jahr für
45 000 Franken verkauft worden. Die Lanna'sche
Platte dagegen erwarb J. Seligmann für 68000 Mk.
Auf gleichem Niveau hielten sich die anderen Haupt-
stücke dieser Abteilung: der Reliquienschrein Nr. 87,
ein nach Umfang und Erhaltung wirklich hervorragendes
Werk der romanischen Schmelzkunst von Limoges,
brachte mit 1 21 000 Mk. den höchsten Preis der ganzen
Versteigerung, der einige Jahrzehnte jüngere Buch-
beschlag Nr. 86 21 000 Mk. Beide fielen an die Pariser
Kunsthandlung Jaques Seligmann, ebenso wie die zwei
Schmelzplatten Nr. 76 und 77 von Jean Penicaud für
45 000 Mk. Die Museen kamen bei dieser Gruppe nur
wenig zum Schuss; bloss das Leipziger Kunstgewerbe-
museum und das Prager Kunstgewerbemuseum konnten
sich mit dem Salzfass Nr. 70 (3400 Mk.) und dem
Teller von Pierre Reymond Nr. 73 (sjoo Mk.) vor-
treffliche Werke der Limusiner Renaissanceperiode
sichern. Von den Venetianer Emailarbeiten ging das
beste Stück, die Schüssel Nr. 84, für 6200 Mk. in die
Berliner Privatsammlung des Herrn Hollitscher über;
die seltenere lombardische Schmelzmalerei Nr. 6$ da-
gegen, ein S. Hieronimus auf durchsichtig blauem
Grunde fiel wieder Jaques Seligmann für 4900 Mk. zu.
Die ausserordentliche Preissteigerung machte sich
nicht bloss bei solchen Kunstwerken geltend, deren Be-
wertung schon seit längerem durch das Eingreifen
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