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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 5
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Scheffler, Karl: Ernst Barlach
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0277

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ERNST BARLACH, KINDEKBEGRÄBNIS IN RUSSLAND. ZEICHNUNG

ERNST BARLACH

VON

KARL SCHEFFLER

ie Freunde moderner Kunst, die
jedes Talent von starker Eigen-
prägung als einen Gewinn
betrachten, haben in den
j Sezessionsausstellungen der
' letzten Jahre mit sich vertie-
fendem Interesse vor den
r SkulpturenundZeichnungen
. Ernst Barlachs gestanden. Halb
i bezwungen von der energischen

Originalität dieser Arbeiten und halb noch zwei-
felnd, ob sie in der That vor Werken einer elemen-
taren Begabung ständen. Man hat es vor Barlachs
Arbeiten wieder empfunden, wie schwer es ist, ein-
wandfrei dieQualität zu bestimmen, wenn man nichts
vom Künstler weiss, wie schwer dieser immer hinter

seinen Werken zu erkennen ist und wieviel kluge Psy-
chologie dazu gehört, umin Schlussfolgerungen nicht
fehl zu greifen, die den Künstler und seine Arbeiten
auseinander zu verstehen suchen. Und doch müssen
solche Rückschlüsse immer wieder versucht werden;
denn wer die Seele der Kunstwerke sucht, wird auch
über die Seele des Künstlers denken müssen.

Obenhin urteilende Kunstbetrachter, Natura-
listen des Denkens, die nur das plausibel Scheinende
begreifen — Richard Muther war ein höchstes
Exemplar dieser Gattung —, werden in Barlach,
auf Grund seiner überstilisierten Skulpturen und
seiner bis zur Monomanie lapidaren Zeichnungen,
viel Rohes und Undifferenziertes vermuten. Diese
wissen nichts von jenem Gesetz der ewigen Gegen-
sätzlichkeit, das uns Allen erst Gleichgewicht ver-

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