FRITZ KRÄUN1G, GRABSTEIN
WERKSTATTEN PUR KRIEDHOl'SICUNST, BERLIN
FRITZ LAHRS, GRABSTEIN
WERKSTÄTTEN PÜM FKIEDHOKSKUNST, «ERLIN
KUNSTAUSSTELLUNGEN
WERKSTÄTTEN FÜR FRIEDHOFSKUNST
VON
R. BERNOULLI
er städtische Friedhof war bis vor kurzem die
S" unangefochtene Domäne des fabrikations-
vveise betriebenen Handwerks; das will sagen,
, der Friedhofsvorstand liess durch einen
Geometer das Gelände parzellieren, und die
zahlreichen Grabsteinlager sandten nach Bedarf ihre
Ware. In endlosen Reihen stand Stein an Stein,
Kreuz an Kreuz; endlich kam der Gärtner und pflanzte
Blumen und Sträucher, viele und bunte, denn er wurde
dafür bezahlt. Und dann wunderten sich feinfühlige
Menschen, dass unsere Friedhöfe so hässlich, so unsag-
bar banal und aufdringlich wären. Aber — hätte es denn
anders sein können? \
Endlich kam die Zeit* unsere Zeit, die wieder
begreift, dass die brutale Zweckerfüllung allein keine
Befriedigung gewähren kann; dass auch die Form, in
der etwas geschieht, ein Recht auf Schönheit, auf
künstlerische Durchbildung hat. Der Friedhof sollte
nicht nur ein Ort sein, wo man die Toten verscharrt,
er sollte wieder ein stimmungsvoller Garten werden,
wo Friede und liebendes Gedenken den Ton angeben,
wo man sich wohl fühlt und wo auch das Auge Genuss
findet. Man sehnte sich nach den alten Friedhöfen zu-
rück, jenen traulichen, wohl angelegten Kirchhöfen mit
ihren schlichten Leichensteinen und ihrem ruhigen,
dunkeln Efeuschmuck. Freilich, viel war nicht mehr
übrig davon; der Boden war ja so teuer, und so hatte
man lieber den alten „nutzlosen" Friedhof geopfert,
als anderswo Land zu kaufen, wenn es sich darum han-
delte, ein neues Schulhaus oder eine Badeanstalt zu bauen.
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WERKSTATTEN PUR KRIEDHOl'SICUNST, BERLIN
FRITZ LAHRS, GRABSTEIN
WERKSTÄTTEN PÜM FKIEDHOKSKUNST, «ERLIN
KUNSTAUSSTELLUNGEN
WERKSTÄTTEN FÜR FRIEDHOFSKUNST
VON
R. BERNOULLI
er städtische Friedhof war bis vor kurzem die
S" unangefochtene Domäne des fabrikations-
vveise betriebenen Handwerks; das will sagen,
, der Friedhofsvorstand liess durch einen
Geometer das Gelände parzellieren, und die
zahlreichen Grabsteinlager sandten nach Bedarf ihre
Ware. In endlosen Reihen stand Stein an Stein,
Kreuz an Kreuz; endlich kam der Gärtner und pflanzte
Blumen und Sträucher, viele und bunte, denn er wurde
dafür bezahlt. Und dann wunderten sich feinfühlige
Menschen, dass unsere Friedhöfe so hässlich, so unsag-
bar banal und aufdringlich wären. Aber — hätte es denn
anders sein können? \
Endlich kam die Zeit* unsere Zeit, die wieder
begreift, dass die brutale Zweckerfüllung allein keine
Befriedigung gewähren kann; dass auch die Form, in
der etwas geschieht, ein Recht auf Schönheit, auf
künstlerische Durchbildung hat. Der Friedhof sollte
nicht nur ein Ort sein, wo man die Toten verscharrt,
er sollte wieder ein stimmungsvoller Garten werden,
wo Friede und liebendes Gedenken den Ton angeben,
wo man sich wohl fühlt und wo auch das Auge Genuss
findet. Man sehnte sich nach den alten Friedhöfen zu-
rück, jenen traulichen, wohl angelegten Kirchhöfen mit
ihren schlichten Leichensteinen und ihrem ruhigen,
dunkeln Efeuschmuck. Freilich, viel war nicht mehr
übrig davon; der Boden war ja so teuer, und so hatte
man lieber den alten „nutzlosen" Friedhof geopfert,
als anderswo Land zu kaufen, wenn es sich darum han-
delte, ein neues Schulhaus oder eine Badeanstalt zu bauen.
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