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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 8
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Waldmann, Emil: Edouard Manet
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0399

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EDOUARD MANET

IN DER SAMMLUNG PELLER1N

VON

EMIL WALD MANN

Bei keinem der grossen französischen Maler des
neunzehnten Jahrhunderts erfordert das Kennen-
lernen neuer Werke mehr Aufnahmefähigkeit als
bei Manet. Wer Courbet einigermassen kennt ist
vor grossen Überraschungen bei ihm sicher, und
wer viel von Renoir gesehen hat findet vor jedem
Bilde den Zusammenhang mit dem Gesamtoeuvre.
Bei Manet ist es anders. Es giebt leidenschaftliche
Bewunderer seiner Kunst, die eingestehen, vor jedem
neuen Bilde wieder einen Hauch von Unnahbarkeit
zu empfinden und erst langsam den Zugang zu
ihm zu gewinnen •— weil diese Kunst stets so
neu wirkt. Daher ist das Bekanntwerden einer
grossen geschlossenen Sammlung Manetscher Werke

nicht nur ein Ereignis im Sinne eines Erleb-
nisses; sondern es bedeutet eine Gelegenheit zur
Nachprüfung und Vertiefung des Urteils. Der
Sammler A. Pellerin in Neuilly-Paris hat um die
Mitte der neunziger Jahre angefangen, Werke
von E. Manet zu kaufen. Damals war er kein
Neuling mehr auf dem Gebiete desBildersammelns;
er besass eine ansehnliche Kollektion von Arbeiten
aus der Barbizonschule. Im Laufe der Zeit aber
hat er sich von ihnen wieder getrennt: auf die
Dauer vertrug sich der Rest von Altmeisterlichem,
das in ihnen steckt, nicht mit Manets „Contem-
poranite", und Manet war dann lange der Allein-
herrscher in dem Hause von Neuilly — bis auch

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