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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 11
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Hancke, Erich: Die Sammlung Stern
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0550

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PICHOT, VOLKSFEST IN SUDFRANKREtCH

DIE SAMMLUNG STERN

VON

ERICH HANCKE

7 ine Sammlung von modernen im-
pressionistisch gemalten Bildern
hat auch für den flüchtigen Blick
durch ihre helle Farbigkeit etwas
so Verführerisches, dass schon vor
jeder eingehenderen Betrachtung
das Auge durch einen sinnlichen
Reiz gewonnen wird. Diese Far-
benfreudigkeit, durch die vor
allem die moderne Kunst sich von
der alten unterscheidet, verleiht
der Sternschen Sammlung, so ver-
schiedenartige Künstlerindividualitäten sie auch um-
fasse, ein einheitliches Gepräge. Mit ihrer nicht allzu
grossen Anzahl von Werken kann sie doch einen
Überblick geben über die deutsche und französische
Kunst von der zweiten Hälfte des neunzehnten
Jahrhunderts an, oder vielmehr über die impressio-

nistische Anschauung, die den Geist dieser Epoche
am reinsten ausspricht.

Unter den deutschen Künstlern ist, wie billig,
Liebermann ein besonders guter Platz eingeräumt
worden. In seinem Zeichen, mehr als in dem
Menzels oder Leibls, steht die moderne deutsche
Kunst. Nicht als ob er Schule gemacht hätte in dem
Sinne, dass seine Art von vielen Malern nachgeahmt
wird, sondern weil seine Bilder mehr und mehr
zum Massstab unsres Urteils geworden sind, weil
unsre Anschauung von der Kunst sich an ihnen
entwickelt hat. Ihrer ungeschminkten Wahrheit ist
es zu danken, dass wir nun nicht mehr an der schön-
färbenden Art Gefallen finden können, die früher
für schön gegolten, und sie hat unsre Augen für die
Vorzüge anderer bis dahin nicht nach Verdienst ge-
schätzter Werke geöffnet. Gerade in seinen Bildern,
die so lange als hässlich und geschmacklos an-

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